Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
tauchten leere Kellergewölbe auf, die einstmals als Weinkeller, Gefängniszellen, Quartiere oder Lagerräume gedient haben mochten. Dystariel verharrte neben einem der Zugänge und winkte Magister Eulertin heran.
Kai und die anderen folgten ihnen und sie betraten einen großen Raum, in dem seltsame Gerätschaften standen: zwei mannshohe Öfen mit langen Gussnasen, ein großer Zuber mit Wasser, außerdem pfeifenartige Röhren, eiserne Stangen, Hämmer, Zangen und andere Werkzeuge. Im ganzen Raum stank es wie in einer Alchemistenwerkstatt.
»Was ist das hier?«, flüsterte Kai.
»Das ist die Werkstätte eines Glasbläsers«, erklärte Eulertin leise und schwebte zu einer Pyramide grün schimmernder Kisten an der Stirnseite des Raumes. Koggs musterte indes drei große Abzugsschächte, die in der Decke über den Öfen zu sehen waren. »Quallenmist und Möwendreck! Wenn hier Glas verarbeitet wurde, dann hätte doch irgendwer die üblen Dünste bemerken müssen?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Fi, die zu Eulertin an die Kisten getreten war. Sie verengte nachdenklich ihre schrägen Katzenaugen. »Denn wenn hier Feenkristall verarbeitet wurde, wird man davon kaum etwas bemerkt haben.«
»Richtig«, stimmte ihr der Däumling zu. Die grüne Kiste war leer. »Das hier sind Kisten aus immergrünem Holz. Ohne Zweifel stammen sie aus Berchtis' Reich. Mir scheint, wir haben die geraubte Kristallladung gefunden, nur dass der Inhalt verschwunden ist.«
Ein Knacken hallte durch den Raum. Dystariel brach mit roher Gewalt einen merkwürdigen Lehmkegel auf, der neben einem der Öfen stand. Obenauf besaß der Kegel eine Art Trichter, der unter dem Griff der Gargyle bröselte.
»Eine Gussform«, zischte die Unheimliche und ihre dunklen Schwingen spreizten sich leicht. »Jemand hat das Zauberkristall zu gekrümmten Scheiben gegossen. Warum?« Kai trat neben Dystariel und versuchte, ihre Reißzähne und Krallen zu ignorieren. Grüblerisch legte er seine Stirn in Falten, während er die Gussform betrachtete. Die fünfeckigen Scheiben waren tatsächlich leicht gewölbt. Das erschien sinnlos, allerdings ...
»Eine Kugel«, rief er erstaunt. »Setzt man mehrere solcher Stücke zusammen, ergibt das eine große Kugel. Sie muss mindestens so hoch wie dieser Raum sein.« Rasch versammelte sich die kleine Truppe um den Fund und beäugte die Gussform. »Wozu das alles?«, rätselte Fi.
»Wir werden es herausfinden«, erklärte der Däumlingszauberer. »Lasst uns sehen, was wir hier unten noch finden können.«
Die Gefährten verließen den Raum und schlichen vorsichtig weiter. Es dauerte nicht lange und sie erreichten Stufen, die schräg hinab zu einer Holztür führten. Dystariel glitt die schmale Treppe hinunter und legte lauernd ihren Kopf gegen das Holz. »Ich höre Geräusche«, wisperte sie rau. Bevor auch nur einer von ihnen etwas erwidern konnte, brach die Gargyle die Tür auf und jagte fauchend in den unbekannten Raum dahinter. Hastig folgten ihr die anderen. Kai blieb neben Fi stehen, die ihren Bogen gespannt hielt und sich ebenso wie er einen Überblick über das Gewölbe verschaffte. Kai erkannte den Raum anhand der schmalen Schießscharte rechts von ihm wieder. Es war der Raum aus der Zauberkugel. Hier hatte er Mort Eisenhand gesehen! Allerdings war das Gewölbe viel höher, als er gedacht hatte. Der Boden war mit Steinplatten bedeckt und die Wände bestanden aus großen, quaderförmigen Felsbrocken, an denen lange Holztische, Truhen, Regale und Käfige standen. Tische und Regale waren übersät mit alchemistischen Gerätschaften, wie Kai sie aus Eulertins Studierstube kannte: Glaskolben, Retorten, bauchige Flaschen, Mörser sowie zahlreiche Tongefäße und Schachteln mit Zaubersalzen und anderen Zutaten. Von der Decke baumelte an einer dicken Kette ein großer, gusseiserner Kessel, der bis zu einer mächtigen Feuerstelle am Boden reichte. Zur Linken sowie an der Stirnseite des Kellergewölbes erstreckte sich eine weitläufige Galerie. Dort, aber auch an den Wänden darunter, waren insgesamt drei weitere Türen zu sehen. Der ganze Raum wurde lediglich von einer Fackel beleuchtet, die in einer Halterung über ihnen auf der Galerie steckte.
»Eisenhand war hier!«, sagte die Gargyle leise und näherte sich dem Kochtopf, um an ihm zu schnüffeln. Fi blieb wachsam in der Mitte des Gewölbes stehen und behielt die Türen im Auge. Kai indes folgte einem Wink des Magisters und gemeinsam traten sie näher an die Tische heran.
»Das
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