Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
alles hier passt nicht zu Mort Eisenhand«, meinte Kai und roch an einem Mörser. Er stank nach Schwefel.
»Nein«, stimmte ihm Eulertin zu, während er einige verkohlte Papiere betrachtete, die in einer Kupferwanne lagen. »Mir scheint, wir haben hier ein geheimes Labor von Morbus Finsterkrähe aufgespürt. Seltsamerweise ist es noch vor kurzem benutzt worden.«
»Die Feuerstelle wurde erst vor wenigen Stunden gelöscht«, fauchte Dystariel und kratzte mit ihren Krallen in der Asche.
In einem der Käfige schräg gegenüber an der Wand raschelte es.
»Armer kleiner Kerl«, krächzte Koggs Windjammer, der an die aufeinander gestapelten Verschlage herangetreten war. Bis auf einen standen sie leer. Darin hockte ein Eichhörnchen, das verängstigt seinen buschigen Schwanz um den mageren Körper geschlungen hatte. Der Klabauter öffnete die Käfigtür und griff behutsam hinein. »Nicht Koggs!«, rief Eulertin.
Im nächsten Moment war ein lautes Fauchen zu hören und das Eichhörnchen verwandelte sich von einem Moment zum anderen in eine riesige Ratte, die ihre Nagezähne in die Finger des Klabauters schlug.
»Aaaah!« Koggs wich überrumpelt zurück und die Ratte sprang mit einem großen Satz auf den Verschlag darunter.
Bevor sich Kai versah, schnellte bereits ein Pfeil von Fis Sehne. Das seltsame Wesen fiepte und verwandelte sich blitzschnell in eine Eidechse. Der Pfeil traf und nagelte ihren Schwanz an einen der Käfige fest. Doch das Wesen warf den Schwanz auf Eidechsenart einfach ab und sprang auf den Boden. Dann mutierte die Eidechse zu einem riesigen Wolf, der knurrend auf Koggs zujagte, der schreiend zurücksprang. Weiter kam die Kreatur nicht. Dystariels Gargylenpranke erwischte das Wesen mitten im Sprung und warf es zu Boden. Bevor es sich ein weiteres Mal verwandeln konnte, schlitzte die Unheimliche dem Wolf den Bauch auf. Die Kreatur schrie auf und zerfloss zu einer Lache faulig riechenden Schleims, in der wie der Dotter eines Eies ein großes, tückisch dreinblickendes Glupschauge schwamm. Allmählich trübte es sich. »Blitz und Hagel! Was war das?« Koggs starrte die Lache entgeistert an und hielt sich seinen blutenden Finger. Auch Kai musste erst einmal seinen Schrecken überwinden. Das alles war so schnell abgelaufen, dass er kaum zum Nachdenken gekommen war. »Na, willst du dich nicht bei mir bedanken, Klabauter?«, rasselte die Gargyle spöttisch. »Schätze, das elende Vieh hätte dir fast in den Hintern gebissen.«
Koggs schnaubte wütend.
»Ein Gestaltwandler!«, stellte Eulertin überaus erstaunt fest. »Es sind dämonische Kreaturen, die man in den Schattenklüften des Albtraumgebirges findet. Sie besitzen keinen großen Verstand, sind aber überaus gefährlich. Sie können sich in jede beliebige Kreatur verwandeln.«
Vorsichtig traten die Gefährten an die Schleimlache heran und musterten das Glupschauge.
»Beeindruckend! Überaus beeindruckend!«, höhnte es von der Galerie. Kai riss den Kopf in den Nacken und erkannte Mort Eisenhand. Er stand hinter der schmalen Brüstung und applaudierte gelangweilt.
Ein Pfeil jagte nach oben und traf Eisenhand mitten ins Herz. Der Pirat zuckte nicht einmal zusammen. Ohne eine Gefühlsregung brach er den Schaff ab und musterte die Elfe kalt. »Nicht doch, nicht doch, Spitzohr!«
Die Türen öffneten sich und eine ganze Mannschaft seiner Knochenmänner mit Säbeln und Entermessern drängte klappernd in die Hexenküche. Dystariel knurrte und auch die anderen schauten sich schockiert um. Wie hatten sich all die Untoten dem Gewölbe unbemerkt nähern können ?
»Magie!«, zischte Eulertin warnend und grell leuchtete sein Zauberstab an der Spitze auf. »Eisenhand hat einen Helfer!«
Dystariel duckte sich wie zum Sprung und fixierte den Piraten lauernd. Doch zwischen ihr und Eisenhand baumelte unglücklicherweise der große Kessel von der Decke. »Und du bist auch wieder dabei, meine Teure!« Der Pirat schenkte der Gargyle ein fauliges Lächeln. »Was würden wir beide doch für ein hübsches Pärchen abgeben. Es ist wirklich bedauerlich. Übrigens danke ich dir, dass du meinen Mann vorhin auf so überaus raffinierte Weise zur Strecke gebracht hast«, spottete er. »Sonst hätten wir von eurem Besuch wohl nichts mehr erfahren. Wir waren gerade im Aufbruch begriffen.«
Mort Eisenhand lachte dröhnend und deutete auf das Dutzend Skelette, das sie jetzt eingekreist hatte. »Vielleicht merkst du dir für die Zukunft, dass sich jeder meiner Männer sehr
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