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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Magister beispielsweise von ihm, einen Rubin von drei Bergkristallen zu unterscheiden. Leider hielt der Magier die vier Edelsteine unter Lederbechern versteckt, die er mittels seiner Zauberkraft ständig hin und her schob. Natürlich versagte Kai kläglich bei dieser Prüfung. Zur Strafe musste er einen Turm aus siebzig Knochenwürfeln errichten. Kai war fast an dieser Aufgabe gescheitert. Es war ihm erst weit nach Mitternacht gelungen, nachdem er die Würfel in seiner Verzweiflung förmlich dazu gezwungen hatte, nicht mehr herunterzufallen.
    Besonders schleierhaft erschien Kai des Magisters Vorliebe für knifflige Rätsel, für deren Lösung er ihm jeweils einen Tag Zeit gewährte. Angeblich sollten sie seine Zaubersinne schärfen. Doch wozu sollte einem echten Zauberer die Beantwortung von Fragen dienen wie: »Wer reicht hinauf bis an die Sterne? Sag', dies wüsst ich gar zu gerne!« Am liebsten hätte er mit »Ein Däumlingszauberer auf einem Katapult«, geantwortet. Dochdas wagte er natürlich nicht. Die richtige Lösung hatte in diesem Fall »der Blick« gelautet.
    Immerhin, wenigstens auf diesem Gebiet war der Magister eine gute Woche lang zufrieden mit ihm gewesen. Dann hatte er leider herausgefunden, dass Kai die Fragen morgens dem arglosen Quiiiitsss stellte, der die Antworten natürlich allesamt kannte. An jenem Tag hatte Kai erfahren müssen, dass man neben Federn und Eiern auchnoch andere Dinge Schweben lassen konnte. Magister Eulertin hatte ihm das anhand eines Rohrstocks vorgeführt, den er schmerzhaft auf sein Hinterteil sausen ließ. Erholung blieb bei alledem eine Wunschvorstellung. Mehrfach schreckte er mitten in der Nacht hoch, nur um dann wieder in traumlosen Schlaf zu fallen. Hin und wieder glaubte er, durch ein Rumpeln vom Dach geweckt worden zu sein. Doch er war stets so müde, dass er nicht wusste, ob er wachte oder träumte. Es war ihm auch egal. So, wie ihm zunehmend alles egal wurde. Nach zwei Wochen hatte Kai einen solchen Grad an Erschöpfung erreicht, dass es schließlich zum großen Knall kommen musste. Sein Magen hing ihm in den Kniekehlen, sein Kopf dröhnte und sein Körper schmerzte bei jeder Bewegung. Eulertin hatte ihn an jenem Nachmittag gezwungen, sich im Kopfstand gegen eines der Bücherregale zu lehnen und sich währenddessen auf ein Blatt Papier zu konzentrieren. Darauf hatte der Magier ein Tridekagramm mit dreizehn Zacken gezeichnet, das von magischen Symbolen und Runen umgeben war.
    Willenlos tat Kai auch an diesem Nachmittag so, wie ihm geheißen wurde - mit der Folge, dass ihn unmittelbar darauf eine verwirrende Abfolge an Erinnerungen überwältigte. Er wurde Zeuge der ersten und einzigen Tracht Prügel, die ihm seine Großmutter verabreicht hatte, und er durchlebte erneut die unzähligen Male, in denen Rorben und sein Bruder ihn vor den anderen Jugendlichen in Lychtermoor schikaniert hatten. Und plötzlich stürmten die Bilder vom Tod seiner Großmutter auf ihn ein. Bei dieser letzten leidvollen Erinnerung wurden Kais Arme so lahm, dass er vor dem Tridekagramm zusammenbrach. Tränenüberströmt und wie ein Häufchen Elend war er wieder zu sich gekommen.
    Eulertin hatte ihn daraufhin ungerührt aufgefordert, die Übung zu wiederholen. Doch Kai wollte nicht mehr.
    Was konnte er für all das, was in Lychtermoor geschehen war ? Was konnte er für dieses Tier in sich ? Es war ungerecht. Ungerecht! Völlig am Ende seiner Nerven sprang er auf und trampelte so lange auf dem Blatt mit der verfluchten Zauberzeichnung herum, bis nur mehr Fetzen davon übrig waren.
    »Ich halte das nicht mehr aus. Ihr seid ein elender Leuteschinder!«, schrie er den Däumlingszauberer an. »Habt Ihr Spaß daran, mich so zu quälen ? Freut es Euch, mich immer wieder vorzuführen? Mir tut alles weh. Nicht einmal sitzen kann ich mehr vor Schmerzen. Gebt es doch zu: Ihr wollt gar nicht, dass ich Erfolg habe!« »Soso. Du fühlst dich also ungerecht behandelt?«, sagte der Däumlingszauberer grimmig. Mit einer verschlungenen Handbewegung beschwor Eulertin eine unsichtbare Macht herauf, die Kai packte und so hart gegen das Bücherregal presste, dass dem Jungen die Luft aus den Lungen getrieben wurde.
    »Denkst du wirklich, es bereitet mir Vergnügen, jeden Tag aufs Neue mit anzusehen, wie du dich immerzu in neue Ausreden flüchtest und mir anzuhören, warum dieses oder jenes nicht zu schaffen sei? Glaubst du, es macht mir Freude, meine Geschäfte zu vernachlässigen und Tag für Tag meine kostbare Zeit

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