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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Feder ab und klatschte dreimal in die Hände. Abermals strich eine sanfte Brise durch den Raum. Das Pergament rutschte von seinem Platz und entrollte sich in der Luft, wo es wie von unsichtbaren Fäden gehalten hängen blieb. Es handelte sich um eine Landkarte, die die Umrisse der Insel Albion und den südlich davon gelegenen Kontinent zeigte.
    Neugierig näherte sich Kai. Bis heute war ihm nicht bewusst gewesen, wie groß Albion war! Die Karte bildete auch große Teile des Kontinents ab, auf dem sie lebten. Sie reichte von den Frostreichen der Nordmänner bis hinunter zum Albtraumgebirge im tiefen Süden. Im Westen waren die geheimnisvollen Elfenwälder verzeichnet und im Südosten konnte er das ferne Riesengebirge ausmachen, von dem es hieß, dass dort Drachen und Trolle hausten. Das nördlich gelegene Hammaburg und der Elbstrom waren ebenso auf der Karte eingetragen wie andere große Städte, mit denen die Stadt Handel trieb, darunter das wehrhafte Fryburg, das zwischen dem Albtraumgebirge und dem Schwarzen Wald lag, das verzauberte Colona am Rande der Elfenwälder, wo vornehmlich Kobolde leben sollten oder die berühmte Universitätsstadt Halla am Rande der Harzenen Berge. Sogar das verwunschene Reich der FeenköniginBerchtis war auf der Karte als schraffierte Fläche auszumachen. Angeblich hielt die Feenkönigin ihre schützende Hand über den Kontinent. Es hieß, dass sie einen Zaubergarten hütete, in dem unzählige magische Pflanzen und Kräuter gediehen.
    »Morgoya hat schon lange ein Auge auf Hammaburg geworfen«, führte Eulertin weiter aus und schwebte näher an die Karte heran, um mit seiner Wünschelrute auf die Hafenstadt zu deuten. »Wir vermuten, dass sie hier einen Brückenkopf errichten wollte. Denn über die Elbe können ihre dunklen Heerscharen zügig ins Herz des Kontinents vorstoßen. Glücklicherweise war Morbus Finsterkrähe unvorsichtig. Einige der hiesigen Windmacher wurden auf sein Treiben aufmerksam und schickten nach mir, um ihn aufzuhalten. Ich bin dem Ruf gefolgt und in der Tat ist es mir geglückt, Finsterkräheim Zweikampf zu bezwingen. Ich habe ihn in eine steinerne Statue verwandelt, die heute an einem sicheren Ort verwahrt ist.« Eulertin räusperte sich. »Dieser Sieg gebührt im Übrigen nicht mir allein. Es ist mir nur deshalb gelungen, über Morbus Finsterkrähe zu triumphieren, weil Dystariel dem Hexenmeister zuvor die Hand, sagen wir mal, abgetrennt hatte. Anschließend haben die Spökenkieker der Stadt natürlich unisono behauptet, sie hätten meinen Sieg vorausgesehen. Solch ein Unsinn. Scharlatane. Alles Scharlatane.« »Spökenkieker?«, fragte Kai.
    »Das ist die hiesige Bezeichnung für Wahrsager«, antwortete der Däumling und sorgte mit einem leisen Schnalzen dafür, dass sich die Landkarte wieder aufrollte und zurück ins Regal zu den anderen Pergamentrollen glitt.
    »Aber Mort Eisenhand ist entkommen?«
    »Hm, ja. So sieht es aus«, sprach der Zauberer mit strengem Blick. Er schwebte an Kai vorbei zurück zum Lesepult. »Damit hat niemand von uns rechnen können. Eisenhand ist eine Kreatur der Finsternis. Als Pirat hat er über Jahrzehnte das Nordmeer unsicher gemacht. So lange, bis es tapferen Männern gelang, seiner habhaft zu werden. Vor drei Jahren wurde er hier in Hammaburg hingerichtet. Doch Morbus Finsterkrähe hat den Schurken wieder aus dem Grab zurück in die Welt der Lebenden gerufen. Eigentlich dürfte Eisenhand ohne seinen Meister nicht weiter existieren. Offenbar haben wir die Kräfte unterschätzt, die ihm dieser Arm aus Mondeisen verleiht.«
    Kai lauschte mit wachsender Verwunderung. »Was ist das, Mondeisen?« »Ein magisches Metall, das nur Zwerge und Drachen herzustellen vermögen«, erklärte der Däumlingszauberer und legte die Wünschelrute wieder neben den Brieföffner. Der schwebende Gänsekiel glitt in das Tintenfässchen zurück. »Angeblich entstammt dieses Zaubermetall den Knochen der Berge. Es kann ausschließlich in einem Feuer geschmiedet werden, das kein menschlicher Schmied zu entfachen vermag. Mondeisen ist härter als alles, was wir kennen. Die sagenumwobenen Drachenlanzen der Zwerge bestehen aus diesem Material, ebenso wie die machtvollsten magischen Artefakte. Abgesehen von Zwergen und Drachen verstanden sich nur die Sonnenmagier Albions darauf, Gegenstände aus Mondeisen zu fertigen. Doch die Sonnenmagier sind Vergangenheit. Sie wurden ausgelöscht. Morgoya hat sie allesamt zur Strecke gebracht.« Er wartete auf weitere

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