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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Eulertin und zog unter seinem Gehrock eine winzige Pfeife hervor, die er ruhig zu stopfen begann. »So sei es!«

Lehrzeit
    Die folgenden drei Wochen wurden zu den schlimmsten und entbehrungsreichstenin Kais bisherigem Leben. Sein neuer Tagesablauf begann damit, dass er jeden Morgen eine Stunde vor Sonnenaufgang von Quiiiitsss geweckt wurde, der ihn mit hämischem Spinnweblächeln Gewitteregel auf den Bauch setzte. Ohne Zweifel hatte der Poltergeist Freude ander schmerzhaften Behandlung. Das Brennen, das die eigentümlichen Tiere verursachten, hatte nur einen Vorteil: Es verhinderte, dass Kai wieder einschlief. Kai nutzte die frühen Morgenstunden dazu, das am Vorabend Gelesene zu wiederholen, jeden Tag trug ihm Magister Eulertin auf, eines seiner Bücher zu studieren, um ihn am folgenden Nachmittag darüber abzufragen.
    In den Schriften standen wundersame Dinge. So erfuhr Kai, dass die Kraft der Magier darauf basierte, sich jene vier Elemente nutzbar zu machen, aus denen die Welt bestand: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Diese Elemente waren von unterschiedlichen Energien durchdrungen und ermöglichten jeweils andere Formen von Zauberei. Andere Bücher beschäftigten sich mit magischen Symbolen und Meditationen, die dabei helfen sollten, die elementaren Kräfte anzurufen, wieder andere weihten ihn in die Grundzüge der Alchemie ein.
    Der Magister ließ ihn stundenlang Formeln aus vergilbten Schriftrollen pauken, bis die Augen des Jungen zu tränen begannen. Es waren komplizierte Zaubersprüche in einer fremden Sprache, mit deren Hilfe man zum Beispiel Dinge zum Schweben bringen oder Licht- und Geräuschzauber erzeugen konnte. Theoretisch natürlich. Denn die dazugehörigen Gesten und die richtige Aussprache, ohne die die magischen Sprüche wirkungslos blieben, brachte der Däumling ihm nicht bei. Kai hielt das alles für reine Schikane. Wie sollte er denn lernen, seine Kräfte zu nutzen, wenn er sie nicht ausprobieren durfte ?
    Erschwerend kam hinzu, dass der Inhalt der meisten dieser Bücher und Schriften unglaublich langweilig war. Kai glaubte bereits, ein geheimer Schlafzauber liege auf ihnen. Wie sonst war es zu erklären, dass ihm, kaum dass er ein paar Seiten umgeblättert hatte, stets die Augen zufielen ? Wenn Eulertin dies bemerkte, erwarteten Kai wüste Beschimpfungen. Und wusste er auf inhaltliche Fragen keine Antwort, schickte ihn Eulertin ohne Abendessen zu Bett.
    Es war die Hölle. Kai hatte sich daher schon am dritten Tag eine Schnelllesetechnik angewöhnt, mit der er zumindest grob den Inhalt der dicken Wälzer erfasste. Ein Trick, mit dessen Hilfe er sich zumindest jeden zweiten Tag das Abendbrot sichern konnte. Eulertin schien davon besessen zu sein, Kai an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu führen. Mehr als einmal sehnte sich der Junge nach seiner Großmutter und dem beschaulichen Leben in Lychtermoor zurück. Immerhin war auch das Leben als Irrlichtjäger alles andere als leicht gewesen. Wie oft hatten sie ganze Nächte im feuchten Moor ausharren müssen, ohne ein Irrlicht zu fangen. Doch seine Großmutter hatte ihm wenigstens hin und wieder eine Pause gestattet.
    Nicht so der Däumlingszauberer. Fünf Stunden Schlaf waren das Höchste, was er Kai an Ruhe zugestand. Und so war es kein Wunder, dass er angesichts des ungeheuren Unterrichtspensums immer wieder vor Anstrengung einnickte. Geschah dies, weckte ihn der Zauberer, indem er unter Kais Hinterteil eine kleine Flamme entzündete. Überhaupt führte Magister Eulertin nur Klagen über ihn. Ständig warf er ihm Faulheit, Unachtsamkeit und mangelnden Lerneifer vor. Und Kais kleine Erfolge schien er nicht einmal zu bemerken. So hatte er von Kai seit der ersten Unterrichtsstunde verlangt, ein Hühnerei nur kraft seines Willens zum Schweben zu bringen. Irgendwann war es Kai zu seiner eigenen Überraschung gelungen, das Ei zittern zu lassen. Leider war es dabei zerbrochen. Magister Eulertin hatte ihn daraufhin beschuldigt, nicht richtig bei der Sache zu sein. Die Strafe bestand aus einer weiteren Nacht ohne Abendessen. Es schien Eulertin auch gleichgültig, dass Kai aufgrund des ungeheuren Lernstoffes beständig Kopfschmerzen plagten, die es ihm schwer machten, der Vielzahl an Lektionen überhaupt zu folgen. Denn natürlich war die Übung mit dem Hühnerei nur eine von vielen sinnlosen Aufgaben, mit denen ihn der Däumlingszauberer quälte. Statt ihn endlich richtig in die Geheimnisse der einen oder anderen Zauberformel einzuweihen, verlangte der

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