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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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der Hinweis auf Koggs reichte, um jeden Verdacht zu zerstreuen. Offenbar hatte sich seine Ankunft wie ein Lauffeuer im Viertel herumgesprochen.
    Schließlich erreichte er den Hügel. Er erstreckte sich wie ein Halbmond bis zum Fluss und war dicht mit Hecken und Linden bewachsen, die sich gespenstisch in der Dunkelheit abzeichneten. Hin und wieder waren kleine Lichtpunkte zu erkennen, die mal hierhin und mal dorthin sausten. Irrte er sich oder erhoben sich hinter den Bäumen die Fundamente eines alten Gebäudes ?
    Kai machte sich an den Aufstieg. Der im Schmugglerviertel allgegenwärtige Gestank nach Rauch und Fisch verflog und an seine Stelle trat der würzige Geruch von Blattwerk und Humus. Schon nach wenigen Schritten hatte er über die Buden und Zelte hinweg einen wundervollen Blick auf die nächtlich glitzernde Elbe und die Stadt auf der anderen Flussseite. Im Mondlicht zeichnete sich dort drüben ein Meer aus Häusern und Türmen ab. In hunderten von Fenstern blinkten Lichter, einzig der düstere Schatten der Hammaburg hatte etwas Bedrohliches. Kai entdeckte erst jetzt, dass der alte Burgwall direkt am Ufer der Elbe errichtet worden war. Und wie schon einige Stunden zuvor, kurz bevor er auf dem Schattenmarkt gelandet war, fiel ihm noch etwas auf. Die Dunkelheit, die sich über Stadt, Fluss und Land gelegt hatte, war tatsächlich nicht vollkommen. Der gesamte nördliche Horizont glühte in pastellfarbenem Licht. Entstammte dieser Schein etwa dem fernen Meer? Doch von einem Meeresleuchten wie diesem hatte er noch nie gehört. Egal. Darum konnte er sich später kümmern.
    Kai zuckte mit den Schultern und trat unter den Laubkronen der Bäume hindurch. Die Art und Weise, wie die Linden gesetzt waren, verriet ihm, dass sie tatsächlich einst zu einem Garten gehört hatten. Viel erstaunlicher war jedoch, dass überall um ihn herum Glühwürmchen in der Luft tanzten. Kai hatte das Gefühl, dass es mit jedem seiner Schritte mehr wurden.
    Auf einmal befand er sich auf einer Rasenfläche, die halb im Schatten lag und halb vom Mondlicht beschienen war. Seltsam. Kai trat aus dem Schatten heraus an die eigentümliche Grenzlinie heran, hinter der es viel heller war als in jener Richtung, aus der er gekommen war. Vorsichtig streckte er seine Hand aus. Ein Schauer lief über seinen Körper. Von einem Moment zum anderen schälte sich direkt auf der eigentümlichen Grenze eine geisterhafte Pforte aus dem Dunkeln. Sie glitzerte und funkelte wie der Sternenhimmel über ihm.
    War das Elfenmagie ?
    Magister Eulertin hatte einmal angedeutet, dass diese ganz anders sei als die Magie anderer Völker. Was das genau bedeutete, wusste er nicht, doch er hatte schon einige Male bemerkt, dass Fi mit seinen Elfenkräften Tiere beeinflussen konnte. Ob die Pforte als eine Art Einladung zu verstehen war ?
    Vorsichtig trat Kai durch sie hindurch und fand sich in einer wundersamen, fremden Welt wieder. Es war, als habe er ein verwunschenes Traumreich betreten. Jeder Baum, jeder Strauch, selbst die Grashalme um ihn herum leuchteten in fahlem Silberlicht. Von irgendwoher war das harmonische Spiel einer Harfe zu hören, das von leisem Plätschern begleitet wurde. Hin und wieder erreichte wohlklingendes Lachen seine Ohren, doch die Stimmen waren wie Wind, der launenhaft auf- und abschwoll. Dann war das Galoppieren von Hufen zu hören, in das sich wundervolles Vogelgezwitscher mengte.
    Kai trat staunend an die im Mondlicht glitzernden Fundamente jenes Gebäudes heran, das er bereits unten vom Fuß des Hügels aus gesehen hatte. Die herumliegenden Steine und Schindeln ließen vermuten, dass es lange her sein musste, seit jemand hier gewohnt hatte. Doch das war es nicht, was ihn ungläubig blinzeln ließ. Über die alten Mauern hatte sich das transparente Bild einer Säulenhalle geschoben.
    Was war das hier ? Ein Geisterreich ?
    Kai lauschte den sphärischen Klängen um sich herum und meinte, inmitten des traumhaften Geschehens wehmütigen Gesang zu hören. Er umrundete das glitzernde Truggebilde und erreichte eine Art Terrasse. Umrahmt von mondbeschienenen Hecken, die die Form springender Einhörner besaßen, stand ein großer Alabasterbrunnen mit sanft geschwungenem Füllhorn, aus dem Wasser plätscherte. Kai hielt inne.
    In dem Brunnen stand mit geschlossenen Augen ein Mädchen und sang. Es war nackt. Und schön. Halblanges, silberblondes Haar kitzelte seine zierlichen Schultern. Es schien ganz in sein melancholisches Lied versunken zu sein, während es

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