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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Windsbräute mit langen Haaren und wehenden Gewändern, die heulend mal hierhin und mal dorthin sausten. Erst jetzt entdeckte er, dass der Boden zu seinen Füßen steil in die Tiefe abfiel. Weit unter sich sah er Wasser glitzern, dessen Oberfläche von den Schalen spitz zulaufender Trichtermuscheln durchbrochen wurde. Eine Todesfalle. Wer dort hinunterstürzte, würde von den Muschelgehäusen gnadenlos aufgespießt werden. Dazwischen ragten sechs hohe Felssäulen gleich einer Allee bis zur Höhe des Ganges empor, in dem sich Kai befand. Allesamt waren sie oben abgeplattet und führten, folgte man ihrem Verlauf, zu einem weiteren Gang auf der anderen Seite der Kaverne.
    Das konnte doch nicht der Ernst dieser Winde sein ? Offenbar verlangte man von ihm, von Säule zu Säule zu springen, um den Zugang auf der anderen Seite zu erreichen. Wenn er stürzte, würde er das nicht überleben.
    Eine der Windsbräute rauschte an ihm vorbei und lachte schrill. Kai wurde derart von ihr überrascht, dass er einen Moment lang das Gleichgewicht verlor, wild mit den Armen ruderte und es gerade noch schaffte, sich an einer scharfkantigen Felsnase festzuhalten, die neben ihm aus der Wand ragte. Hastig zog er sich wieder in den Stollen zurück und betrachtete wütend die blutigen Schrammen an seiner Hand. Verfluchte Windsbräute! Selbst wenn er richtig sprang, würden diese Luftgeister ihn einfach von den Felsen pusten. Das war nicht nur unfair, es war einfach nicht zu schaffen! In seinem Bauch rumorte es. Kai unterdrückte den Schmerz und atmete ruhig ein und aus. Die Winde spielten falsch. Gut, dann würde er seine Zurückhaltung nun ebenfalls ablegen. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Stiefel auszog.
    Kai zückte die Flasche mit dem Spinnentrank. Leider war nicht mehr viel von dem ekligen Saft übrig. Egal. Zum zweiten Mal an diesem Tag setzte er die Phiole an und trank. Er wartete, bis sich seine Hände und Füße mit den klebrigen Fäden überzogen hatten. Dann steckte er das Glasgefäß neben den Bernsteinbeutel, verknotete die Stiefel und warf sie sich über die Schulter. Anschließend kletterte er an der Steilwand entlang in die Höhle hinein.
    Wütend heulten die Windsbräute auf und brausten auf ihn zu. Kai spürte, wie die luftigen Geister ungestüm an seiner Kleidung zerrten und versuchten, ihm die Stiefel zu entreißen. Doch es gelang ihnen nicht, ihn von der Felswand zu pflücken. Stück für Stück umrundete er die Höhle, bis er endlich den gegenüberliegenden Ausgang erreicht hatte. Hinter ihm heulten die Luftgeister enttäuscht auf. Kai drehte sich um und bedachte die Windsbräute mit einer rüden Geste. Weiter!
    Patschend schritt er den rauen Felsgang entlang, der sich zu einer Grotte mit einer Vielzahl rund geschliffener Steine und Felsen weitete. Zum Teil lagen sie aufeinander und bedeckten mosaikartig die Wände. Beleuchtet wurde die Grotte durch schräge Lichtlanzen, die durch Risse und Spalten weit über ihm in die Höhle stachen und auf dem Boden schmale Lichtinseln ausbildeten. Die Form der Lichtflecken ähnelte der spitz zulaufender Muscheln. Offenbar sollten diese Ornamente die Nähe dieses Ortes zum Meer unterstreichen.
    In einiger Entfernung sah er bereits den nächsten Gang und noch immer war nirgendwo auch nur der Hauch einer Gefahr zu spüren. Besser, er ließ sich davon nicht täuschen.
    Überaus vorsichtig betrat Kai die Felsenhalle und vernahm plötzlich ein Rauschen in seinem Rücken. Er wirbelte herum und sah, dass der Gang jetzt von einer Wolkentür verschlossen wurde. Auf ihr war verschwommen die Abbildung einer Blume oder eines Krauts mit fransigen Blättern und flockigen Samenkapseln zu erkennen. Kai starrte zur Höhlenwand gegenüber und bemerkte, dass auch der dort drüben liegende Gang von einer solchen Wolkentür versperrt wurde. Er trat näher und erkannte die gleiche Abbildung.
    Was war das? Irgendwo hatte er diese Pflanze schon einmal gesehen. Nur wo ? Kai berührte die Tür, doch sie war so fest wie das Gestein um sie herum. Endlich bemerkte er den warmen, trockenen Windzug, der durch die Grotte strich. Murmelnd und flüsternd wehte er an den Steinen entlang und es war, als wolle er Kai auffordern, ihm zu folgen.
    Kai ließ seine Stiefel fallen und trat wieder zurück in die Mitte der Höhle. Dort spitzte er die Ohren. Das Säuseln ertönte irgendwo vor ihm, nein, weiter rechts. Sein Blick erfasste eine der muschelförmigen Lichtinseln am Boden und zu seinem

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