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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Erstaunen sah er dort in Windeseile ein Pflänzchen aus dem Boden sprießen, das jenen an den Türen glich. Es war so blau wie ein Himmel bei Sonnenschein. Einen Moment später zerbröselte das Gewächs und verwehte wie Rauch im Wind.
    Kai stutzte. Abermals fühlte er einen warmen Hauch. Diesmal wehte er hinüber zu den Steinen weiter links von ihm. Kai sah erneut mit an, wie in einer der Lichtinseln auf den Felsen eines der himmelblauen Pflänzchen gedieh und, kaum dass es erblüht war, wieder in sich zusammenfiel.
    Windskraut! Das war Windskraut. Natürlich. Kai war sich sicher, eine Abbildung dieser Pflanze schon einmal in einem der Bücher Eulertins gesehen zu haben. Sie gehörte zu den Zauberpflanzen und gedieh nur dort, wo Wind über das Land strich. Nachdenklich starrte Kai die Wolkentüren an.
    Ob das Windskraut vielleicht als eine Art Schlüssel diente, mit dem er die Türen öffnen konnte? Es käme auf einen Versuch an.
    Kai wartete ab, bis das Säuseln abermals erklang. Diesmal strich der warme Windzug hinter ihm über die Felsen. Er drehte sich um und hechtete auf das Kraut zu, das soeben aus dem Boden wuchs. Doch seine klebrigen Füße hinderten ihn daran, rechtzeitig vom Platz zu kommen. Kai stolperte und krachte zu Boden.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Kai die Ellenbogen und stieß einen Fluch aus. Natürlich war das Kraut längst wieder vergangen.
    Verflucht! Er musste schnell sein. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Kräfte des Spinnentranks abzuschütteln.
    Sei's drum. Kai konzentrierte sich, wie er es gelernt hatte, und kurz darauf fühlte er, wie ihm der getrocknete Schleim von Händen und Füßen bröselte. Erneut lauschte er auf das Flüstern des Windes.
    Da! Abermals wuchs ein Pflänzchen aus dem Boden. Er sprang, doch erneut kam er zu spät. Es war zum Verrücktwerden. Kai hüpfte und turnte zwischen den Felsen herum, doch jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis. Schwer atmend hielt er inne. So ging es nicht. Zu allem Unglück bekam er von dem warmen, trockenen Wind auch noch Kopfschmerzen.
    Er musste warten. Richtig. So lange, bis sich eines der Pflänzchen in seiner unmittelbaren Nähe zeigte. Soweit er mitbekommen hatte, gediehen sie stets in den Lichtinseln auf dem Boden. Niemals im Dunkeln. Kai stellte sich daher an eine Stelle der Grotte, wo er gleich von vier der Lichtflecken umringt war. Er versuchte sich zu konzentrieren und lauschte den Flüstergeräuschen.
    Endlich wehte der trockene Lufthauch direkt zu seinen Füßen. Kai sah das Kraut, noch bevor es zur Gänze erblüht war, und griff zu.
    Triumphierend hielt er das zerbrechliche Pflänzchen in die Höhe. Doch schon im nächsten Augenblick zerbröselte es zwischen seinen Fingern und löste sich in Rauch auf.
    »Nein!«, heulte Kai wütend auf und schaffte es gerade noch rechtzeitig, seinen Zorn niederzukämpfen. Ratlos sank er auf den Boden. Was sollte er nur tun ? Wind! Natürlich. Er musste die Pflanze dem Wind aussetzen. Das Windskraut verging immer dann, wenn die Lüfte zur Ruhe kamen.
    Kai wartete ein weiteres Mal darauf, dass in einer der Lichtinseln vor ihm das Kraut erblühte. Er schnappte es sich und pustete wild dagegen, bevor es verwelken konnte. Doch kaum, dass er Atem schöpfte, verging auch dieses Exemplar.
    Kai hätte am liebsten schreien mögen. In seinem Inneren rumorte es. Lange würde er es nicht mehr schaffen, das Tier in sich zum Schweigen zu bringen. Dicht unter der Oberfläche lauerte es und wartete nur darauf, dass er sich ein weiteres Mal von seinem Zorn hinreißen ließ. Er kämpfte seine Angst nieder und überlegte fieberhaft. Als das nächste Pflänzchen aus dem Boden wuchs, pflückte er es und drehte sich sofort mit ihm in der ausgestreckten Hand im Kreis.
    Bei allen Moorgeistern! Es funktionierte. Der Luftstrom verhinderte, dass das Windskraut zerfiel. Nur wurde ihm bei der Dreherei schwindelig.
    Gleichgültig. Jetzt oder nie. Wie ein Tänzer, der seine Partnerin um sich herumwirbelt, stolperte er auf die gegenüberliegende Wolkentür zu und klatschte das Windskraut mit letzter Kraft dagegen.
    Die Tür wurde schlagartig durchlässig und löste sich auf.
    Kai vermochte sich kaum darüber zu freuen. Er setzte sich erst einmal und kämpfte die Übelkeit nieder. Noch immer plagten ihn Kopfschmerzen.
    Missmutig bemerkte er, dass die Wolkentür auf der anderen Seite der Grotte nicht verschwunden war. Er würde sich auf dem Rückweg also noch einmal dieses unwürdigen Tricks bedienen müssen. Wenn

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