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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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auf.
    Schlagartig setzte von überallher geisterhaftes Raunen und Wispern ein. »Lauf, Junge!« Das brauchte ihm der Magister nicht zweimal zu sagen. Kai sprintete auf das Portal zu. In der Dunkelheit hinter ihnen war ein hässliches Stöhnen zu hören.
    Bei allen Moorgeistern, was war das ?
    Er hetzte weiter und krachte schwer gegen das Holz der Flügeltür. Sein Herz pochte wild und ihm tropfte der Schweiß von der Stirn. Kai wollte sich soeben umwenden, als er Eulertins Ruf vernahm.
    »Nicht!«, schrie er. »Dreh dich auf gar keinen Fall um!«
    In diesem Moment dröhnte der erste Gong. Dann ein zweiter und dritter. Immer lauter wurde das Lärmen, das man sicher im ganzen Viertel hören konnte.
    Der Däumlingszauberer intonierte derweil einen leisen, kaum vernehmbaren Gesang, und der Stab in seiner Hand leuchtete grell auf. Kai fühlte, wie sich seine Nackenhärchen aufrichteten. Irgendetwas hinter ihnen kam näher.
    Vor dem Portal erklang schweres Rumpeln. Es hörte sich an, als würden Kettenglieder fallen und ein Riegel beiseite geschoben werden. Mit einem Ruck schwangen die Flügel des Portals auf und Nachtluft strömte herein, die nach Gras und Blattwerk duftete. Kai gab Fersengeld, stürzte aus dem Beinhaus und rannte quer durch einen kleinen Park, in dem Kastanien und Trauerweiden standen. Dann endlich stolperte er auf eine vornehme Straße, die von Fachwerkhäusern mit Läden gesäumt wurde. Hinter ihnen wummerten noch immer die Gongschläge.
    »Und jetzt ganz ruhig weitergehen, so als ob du völlig unbeteiligt seiest!«, sprach der Däumlingszauberer. »Gleich dürften hier einige Gardisten aufkreuzen, die das Beinhaus auf den Kopf stellen werden. Ich habe im Moment wirklich keine Zeit, ihnen zu erklären, was wir dort zu suchen hatten.«
    »Was war das da drinnen?«, stammelte Kai. Noch immer glaubte er, dicht hinter sich etwas unsagbar Kaltes zu spüren.
    »Todesfeen«, antwortete der Magister. »Sie bewachen das Beinhaus vor Eindringlingen. Vor Ghulen und Nachzehrern. Und vor allem vor Grabräubern. Ihr Blick vermag einem Sterblichen das Herz stillstehen zu lassen.«
    Kai schob sich wütend in einen Hauseingang und zischte den Däumling an. »Magister! Warum, verflucht noch einmal, habt Ihr mich nicht vorher gewarnt?«
    »Weil ich dich nicht erschrecken wollte«, antwortete dieser. »Jedenfalls nicht, bevor es unbedingt nötig war. Und jetzt spute dich, damit wir unseren Zeitgewinn nicht verspielen. Die nächste Straße rechts rein und wir sind fast da.«
    »Nein!« Kai stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Hört bitte auf, mich wie ein Kind zu behandeln. Wenn Ihr mein Leben schon gefährdet, will ich, dass Ihr mir das vorher sagt. Ihr könnt mich nicht beschützen, indem Ihr mich ständig im Ungewissen lasst. Ihr hattet versprochen, das nicht mehr zu tun.«
    Eulertin schwebte von seiner Schulter ins Licht der Laterne und sah Kai ernst an. »Gut, du hast Recht. Es tut mir Leid. Es dauert eben eine Weile, bis man alte Gewohnheiten ablegt. Ich bin auch nur ein Däumling. Und jetzt Beeilung bitte. Es hatte seinen Grund, warum ich das Wagnis eingegangen bin, ausgerechnet diese Abkürzung zu wählen.«
    Kai nickte brüsk und lief wieder los. In der Ferne war bereits der Schein sich nähernder Laternen zu sehen.
    »Und was ist mit den Gardisten?«, schnaufte er. »Wagen die es tatsächlich, da reinzugehen?«
    »Denen tun die Todesfeen nichts«, antwortete der Zauberer. »Der alte Pakt, der mit ihnen geschlossen wurde, sieht nur vor, dass sie auf ungebetene Eindringlinge aufmerksam machen. Den Rest überlassen sie den Stadtwachen.«
    Kai fragte sich, welche unangenehmen Überraschungen Hammaburg wohl noch bereithielt. Sie bogen nun in eine breite Straße mit vornehmen Villen ein, die zur Linken mit Linden bewachsen war. Als dunkle Schemen säumten sie die Straße. Ihnen gegenüber standen schlanke Irrlichtlaternen, doch ihre Scheiben waren zersplittert. Eulertin stieß einen Fluch aus.
    Der Magister wies Kai an, auf eine Villa zuzuhalten, die von einer hohen Mauer umgeben war. Im Garten dahinter erahnte man die Silhouetten zweier breiter Gebäude. Mehr war aufgrund der fehlenden Straßenbeleuchtung nicht zu erkennen. Kai hielt schwer atmend vor dem eisernen Tor und hob seine Irrlichtlaterne an. Er entdeckte einen hellen Kiesweg, der zwischen den Bepflanzungen hindurch zu einer Scheune führte. Nicht weit davon entfernt führte ein zweiter Weg zum Eingang der Villa. Magister Eulertin schwebte bereits über

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