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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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dort verweist auf das Haus von Stadtkämmerer Hansen. Du erinnerst dich an den freundlichen Ratsherrn mit der Nickelbrille?«
    Kai nickte.
    »Offenbar wird soeben bei ihm eingebrochen.«

Dunkle Vorzeichen
    Die wandelnde Kammer?«, rief Kai ungläubig. »Ja«, antwortete Eulertin und öffnete mit einem Finger-schnippsen die Tür mit den Symbolen und verschlungenen Schriftzeichen. »Leider habe ich Kriwa vorhin weggeschickt. Uns bleibt also nichts anderes übrig. Wir müssen so schnell wie möglich zur anderen Seite der Stadt!«
    Kai hastete in das Zimmer mit den vielen Schuhen und blickte sich im Licht seiner Irrlichtlaterne zweifelnd zu dem Zauberer um. Der stand wie so oft bei solchen Unternehmungen auf seiner Schulter und lauschte konzentriert auf das Trippeln und Trappeln im Raum.
    »Mir scheint, die Kammer ist heute in guter Stimmung. Los, geh zu jenen Schuhen dort!« Der Däumlingszauberer deutete auf ein Paar vermoderte Halbschuhe, die im Silberlicht löchrige Schatten an die Wand warfen.
    Der Junge tat, wie ihm geheißen wurde. Noch immer schwirrten in seinem Kopf all die Enthüllungen, die Eulertin ihm kurz vor ihrem überstürzten Aufbruch gemacht hatte. Doch zum Nachdenken kam er nicht, was ihm im Moment sogar ganz recht war. »Wohin bringt uns die Kammer, wenn ich diese Schuhe berühre?«, fragte Kai zögernd. »Ins Beinhaus der Stadt. Dort, wo die Toten bestattet sind. Ähem, jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich hab es selbst nur durch Ausprobieren herausgefunden. Aber wenigstens liegt das Beinhaus in der Nähe von Hansens Villa.«
    »Und es gibt kein anderes Paar Schuhe, das wir ...«
    »Nein«, antwortete Eulertin kurz angebunden. »Ich habe diesen Raum noch nicht zur Gänze erforscht. Zu gefährlich. Und jetzt los. Eile tut Not!«
    Kai atmete tief ein und berührte die Schuhe.
    Tür und Fensterläden knallten zu und wie die Male zuvor erbebte der Boden. Überall um sie herum waren wieder das geisterhafte Stampfen, Laufen und Rennen zu vernehmen. Von einem Moment zum anderen ebbten die Geräusche ab. »Auf geht's!«, meinte Eulertin und hob kampflustig seinen Zauberstab. Kai schluckte und öffnete die knarzende Tür. Modrige Luft schlug ihnen entgegen. Irgendwo gluckste es. Vor ihnen erstreckte sich ein großes, dunkles Grabgewölbe. Es ruhte auf Reihen gedrungener Granitpfeiler. In geräumigen Nischen an den Wänden ruhten steinerne Sarkophage, die von Spinnweben überzogen waren. Dazwischen erhoben sich Standbilder von Haus- und Schutzgeistern in wehklagenden Posen. Kai war sich sicher, den unheimlichen Ort schon einmal gesehen zu haben. Natürlich! Er ähnelte jenem Grabgewölbe, das er ganz zu Anfang in der Zauberkugel Finsterkrähes gesehen hatte. Er schauderte.
    »Junge, worauf wartest du?«
    Kai rannte los. So schnell es ging, lief er an den steinernen Särgen vorbei, während ihnen im Licht der Laterne düstere Schatten zu folgen schienen, die unheilsvoll über Säulen und Grabkammern huschten. Kai entging nicht, dass manche der alten Nischen eingebrochen waren. Wo dies geschehen war, ragten die Sarkophage schräg aus dem Boden empor. Es gab sogar zwei Stellen am Fußboden, die mit Gittern versehen waren. Offenbar ging es darunter noch weiter in die Tiefe.
    »Wo führen die Schächte hin?«, keuchte er.
    »Zu Orten, von denen niemand etwas wissen möchte«, wisperte Eulertin. »Heutzutage bestattet man die Toten lieber draußen vor dem Stadtwall. In den Etagen oben lassen sich jetzt nur noch die Ratsherren Grabstellen freihalten.«
    Kai musste an seine Großmutter denken. Er schüttelte die leidvolle Erinnerung ab, als im Licht eine Treppe auftauchte, die nach oben führte. Kai zögerte nicht und rannte los. Die Stufen endeten vor einer schweren Gittertür, hinter der ein düsterer Kreuzgang mit hunderten von Grabplatten in den Wänden zu erkennen war. Von Decke und Säulen hingen radhohe, bronzene Klangscheiben, auf denen hohle Gesichter mit offenen Mündern prangten.
    Erst jetzt entdeckte Kai das große Doppelportal, das sich am Ende des Ganges abzeichnete.
    »Dreh dich weg, Junge«, sprach Eulertin. »Ich muss jetzt etwas grob werden. Wenn die Gittertür auf ist, läufst du, so schnell du kannst, zu dem Portal da vorn. Verstanden?« Kai nickte und wandte sich ab. Im selben Moment vernahm er ein lautes Kreischen, das mit einem Knall endete, der dröhnend von den Wänden hallte. Ein Stück Metall flog an seinem Kopf vorbei. Was hatte Eulertin getan?
    Quietschend schwang die Gittertür

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