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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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seinem Kopf, um sich einen Überblick über das Grundstück zu verschaffen.
    In diesem Moment schwenkte am anderen Ende der Straße eine Kutsche ein und bewegte sich ratternd auf sie zu. Rechts und links des Kutschbocks blinkten grelle Laternen, die Kai blendeten. Er schirmte seine Augen ab und stellte fest, dass es sich bei ihr um eine jener eleganten Droschken handelte, die er bereits zuvor in der Stadt gesehen hatte. Auf dem Bock saß ein schnauzbärtiger Kutscher mit bulliger Statur, der unmittelbar neben ihnen die beiden Pferde zum Halten brachte. Misstrauisch griff er nach einem Knüppel. »Was steht der junge Herr hier vor dem Haus des hochweisen Herrn Hansen herum?« Kai blickte zu Eulertin auf, doch der war aufgrund der Dunkelheit nicht zu sehen. »Wir müssen dringend den Ratsherrn sprechen.«
    »Wer ist >wir    »Ratsherr! Gut, dass Euch nichts geschehen ist«, ertönte über Kais Kopf die feine Stimme des Däumlings.
    »Zunftmeister, was macht Ihr hier um diese Zeit?«, rief Hansen erstaunt. Dann erstarrten seine Gesichtszüge. Erstmals schien ihm aufzufallen, was mit all den Irrlichtslaternen in der Straße geschehen war.
    Kai sah, wie der Däumlingszauberer auf den Stadtkämmerer zuhuschte. Im Dunkeln wirkte er einen Moment lang wie ein großer Käfer. »Bei Euch ist eingebrochen worden!«
    »Was?!« Der schmächtige Mann stieg aufgebracht aus der Kutsche, während hinter ihm eine leise Frauenstimme erklang.
    »Nein, warte hier, meine Liebe«, erklärte der Ratsherr und wandte sich ernst dem Kutscher zu. »Johann, du bleibst bei der Droschke und passt auf.«
    Der Kutscher nickte.
    »Wir waren nur zwei Stunden fort. Das kann doch nicht sein.« Forscher, als Kai es dem schmächtigen Mann zugetraut hätte, trat der Ratsherr neben ihn. Kurz nickte er Kai zu, dann zog er einen Schlüssel hervor, mit dem er das Tor aufsperrte. Es quietschte leise und erinnerte Kai auf unschöne Weise an das Tor im Beinhaus.
    »Seid Ihr Euch denn sicher, Zunftmeister?«, fragte der Stadtkämmerer in die Dunkelheit hinein.
    »Ja, ganz sicher«, war Eulertins Stimme zu hören. »Los, Junge. Leuchte uns. Wir sind dicht hinter dir.«
    Dicht hinter ihm? Wie ungemein beruhigend. Vorsichtshalber griff Kai zu seiner Flöte und schritt dann beherzt auf die Villa zu.
    Das Gebäude war vergleichsweise klein und bescheiden. Die Rahmen der großen Fenster im Erdgeschoss waren mit verspielten Holzschnitzereien verziert und an der Hauswand rankte vereinzelt Efeu empor, der im Licht von Kais Laterne lange Schatten warf. Die Szene hatte nur einen Schönheitsfehler: Die Tür stand auf. Jemand hatte das Schloss aufgebrochen.
    »Soll mich doch der Schlinger fressen!«, zischte der Stadtkämmerer zornig. Wachsam schaute er sich um und griff nach einem herumliegenden Ast, den er wie ein Schwert kampflustig vor sich hielt. »Magister, hattet Ihr mir nicht versprochen, das Haus zu sichern?«
    »Ja, das hatte ich auch«, antwortete Eulertin ergrimmt und ließ sich wieder auf Kais Schulter nieder. Mit weit von sich gestreckter Irrlichtlaterne betrat Kai die Eingangshalle.
    Das Silberlicht riss getäfelte Holztüren, große Gemälde sowie eine Wendeltreppe ins Obergeschoss aus dem Dunkeln. In der Halle hing der beißende Geruch von verbrannten Federn.
    »Herrje!«, stieß der Däumling hervor und schwebte zu drei dicht beieinander liegenden, dunklen Häufchen am Boden. Kai trat ebenfalls näher heran und erkannte die verkohlten Überreste großer Greifvögel.
    »Was ist das?«, flüsterte er.
    »Wächter, die ich im Haus postiert hatte«, antwortete der Däumling bitter und ließ den Saphir am Ende seines Zauberstabes grell aufleuchten. Kai fragte sich nicht zum ersten Mal, was es mit dem magischen Stein auf sich hatte.
    »Vor uns liegen die Überreste dreier Purpurfalken«, fuhr Eulertin fort. »Magische Kreaturen von großer Macht. Es bedarf starker Zauberei, um sie zu bezwingen.« »Und die beiden Irrlichtlaternen dort oben sind ebenfalls verschwunden!«, beklagte der Ratsherr und deutete zu zwei leeren Halterungen an der Wand neben der Wendeltreppe. Wütend nahm er seine Nickelbrille ab, um diese mit den Aufschlägen seines Hemdes zu putzen.
    »Los!«, forderte Eulertin den Stadtkämmerer auf. »Bringt mich besser gleich zu Eurem Tresor.«
    Kai sah, wie Hansens Gesicht alle Farbe verlor. »Oh nein. Natürlich. Ihr habt Recht!« Er

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