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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Gebirgsbach schlängelte. Überall ragten hohe Schlote empor, aus denen dunkler Rauch qualmte. Kais Blick verharrte auf einer gewaltigen Festung, die stolz und erhaben das Tal überragte. Die dunklen Türme und Wehre der gewaltigen Anlage schmiegten sich eng an einen Berghang und die Granitmauern fielen an manchen Stellen steil in die Tiefe ab. Am Fuß des Berges mündeten die Schanzanlagen der Festung in einen massiven Mauerring, der sich breit auffächerte und über Hügel und Bergflanken hinweg den ganzen Talkessel einschloss. Kai runzelte die Stirn. War das möglich? Auf drei der Turmzinnen entdeckte er mächtige Speerschleudern, die Ähnlichkeit mit der Seeschlangenharpune des seligen Kapitäns Asmus hatten. Gegen welch einen Gegner waren derartige Waffen gerichtet? »Ich bin mir sicher, das ist diese Zwergenstadt, von der Nivel gesprochen hat«, meinte Fi.
    »Oh ja, hochverehrte Dame.« Nivels Zwilling Levin klappte die Augen auf und seine vornehmen Gesichtszüge wölbten sich aus der mondsilbernen Spiegelfläche. »Euch ist es vergönnt, einen Blick auf das Herz des Bergkönigtums Mondraiosch zu werfen. Ich war so frei, meinen Bruder um einen kleinen Umweg zu bitten, damit Euch diese Sehenswürdigkeit der Harzenen Berge nicht entgeht. Festung und Stadt werden bereits seit vierhundert Jahren von Erzkönig Thalgrim beherrscht, dessen Vorfahren einst an der Seite von Kaiser Kirion gegen die Trolle zu Felde zogen und die sich während der Schattenkriege als kunstvolle Meisterschmiede und tapfere Drachentöter einen Namen machten. Berühmte Mondsilberartefakte wurden hier gefertigt. Etwa die verschollene Löwenkrone Kaiser Kirions, Ambrax' Astrolabium, das heute die Stadtmagister von Halla hüten, oder das legendäre Schwert Sonnenfeuer, mit dessen Hilfe es Sigur Drachenherz gelang, den Drachenkönig Pelagor aus Albion zu vertreiben.«
    Immer mehr der Bewohner des Ortes blieben stehen und deuteten aufgeregt zu der Feenkutsche empor. Auch auf den Wehrgängen brach hektische Betriebsamkeit aus. »Das reicht jetzt«, tönte gedämpft Nivels Stimme auf der Rückseite der Mondsilberscheibe. »Wir wollen doch nicht riskieren, dass die Zwerge am Ende noch auf uns schießen.«
    Levin verzog sein Gesicht und schloss pikiert die Augen, während die Kutsche abdrehte, Mondraiosch hinter sich ließ und weiter nach Süden jagte.
    Kai lehnte sich zurück und beobachtete Fi, wie sie besorgt eine Strähne aus Gilraens Stirn strich. Irgendwie war ihm, als sei das Gesicht des Elfen in den vergangenen Stunden noch hohlwangiger geworden.
    Fi stimmte eine elfische Melodie an, und Kai konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass darin Zauberei mitschwang. Auch dies war eine Sache, die ihm Rätsel aufgab. Die Elfenzauberei schien keine Formeln, Gesten oder Rituale zu benötigen. Er hatte bereits erlebt, wie ihn Fi in den Schlaf gewiegt, wilde Ratten besänftigt und Katzen dazu gebracht hatte, sich für sie in den Kampf zu werfen. Doch wann immer er sie darauf ansprach, lächelte sie geheimnisvoll und meinte, dass ihre und seine Kräfte sich voneinander so unterschieden wie Mond- und Sonnenlicht.
    »Mir scheint, wir bekommen Besuch«, dröhnte Nivels Stimme von draußen. Kai und Fi sahen aus dem Fenster, doch außer den ewig grünen Baumwipfeln war nichts Besonderes zu erkennen. Da entdeckte Kai schräg vor ihnen drei Vögel, die mit raschem Flügelschlag über die Baumwipfel hinwegjagten und sich der Kutsche näherten. Es handelte sich um etwa Taubengroße Greifvögel mit grauschwarzem Gefieder. »Das sind Sperber. Es sieht so aus, als ob wir unser Ziel erreicht hätten!«, sagte Fi. Auch Kai erblickte jetzt die kleinen Gestalten, die auf den Rücken der Vögel hockten. Einer der Sperber scherte aus der Dreiecksformation aus und flog dicht an das Fenster der Kutsche heran. Auf einem Sattel saß ein kaum Daumengroßer Winzling mit Lederhelm, der sie argwöhnisch anstarrte. Kurz darauf jagte er nach vorn zum Kutschbock und entschwand ihren Blicken.
    Die Feenkutsche verlor an Geschwindigkeit und steuerte eine wilde Bergwiese an, die sich unweit des Bachlaufs erstreckte, dem sie bis eben gefolgt waren. Der Flügelschlag der Pferde wurde lauter, und auch Levin öffnete wieder seine Augen. »Wenn ich die Herrschaften bitten dürfte, die Gurte anzulegen. Saubere Landungen sind leider nicht meines Bruders Stärke.«
    Kai und Fi konnten der Anweisung gerade noch Folge leisten, als es derart unter ihnen rumpelte, dass sich Fi nach vorn beugen

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