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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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mausgrauem Fliegerrock erwartet, die ihren Helm unter dem Arm geklemmt hielt. Knapp salutierte die junge Frau vor ihm.
    »Ich begrüße Euch auf dem Fliegerhorst von Sperberlingen«, brüllte sie gegen die Vogelschreie und das Rauschen des Windes an. »Wenn man mich richtig informiert hat, dann seid Ihr der Lehrling von Magister Eulertin, richtig? Folgt mir.«
    Kai nickte beeindruckt und stiefelte hinter ihr her.
    Die Plattform erstreckte sich im Halbrund um den gewaltigen Stamm einer Fichte und wies in ihrem Zentrum ein rustikales, mit Tannenzapfenschindeln gedecktes Rindenhaus auf. Es wurde rechter und linker Hand von ehemaligen Wespennestern eingefasst, sodass das Gebäude Ähnlichkeiten mit einem Burgtor aufwies, das von stolzen Türmen flankiert wurde. Drei Halbwüchsige in Kais Alter, die gerade einen Kar- ren beluden, starrten neugierig zu ihm herüber.
    »Habt ihr nichts anderes zu tun, als Maulaffen feilzuhalten?«, fuhr seine Begleiterin die Jugendlichen an. »Wenn die Federn nicht bis Sonnenuntergang unten im Lager sind, dann sorge ich dafür, dass euch Feldwebel Haberich persönlich den Hosenboden stramm zieht!«
    Erschrocken machten sich die drei wieder an die Arbeit. Da entdeckte Kai Magister Eulertin.
    »Ah, ich sehe schon, wir müssen den Magister nicht lange suchen«, rief die Däumlingsfrau. Eulertin nickte der Kurzhaarigen freundlich zu. »Vielen Dank, dass Ihr Euch meines Lehrlings angenommen habt, GreifVogelreiterin Wieselind. Ich denke, ich kümmere mich jetzt um ihn.«
    Die junge Däumlingsfrau verabschiedete sich zackig und entfernte sich in Richtung der Stallungen.
    »Ich hab mir das immer ganz anders vorgestellt«, rief Kai begeistert. »Ich meine, so wie ihr Däumlinge lebt.«
    »Na, dann warte mal ab, bis du Sperberlingen selbst kennenlernst«, sagte der Magier. »Hier arbeiten lediglich unsere Kundschafter. Sperber nisten bevorzugt in Fichten, und so haben wir den Horst hierher verlegt. Die Männer und Frauen hier sind Tag und Nacht damit beschäftigt, die Gegend im Auge zu behalten. Es gehört viel Mut und Talent dazu, einen Sperber zu dressieren. Die Aufgabe unserer Greifvogelreiter ist es, Mäusebussarde, Marder und Wildkatzen von Sperberlingen fernzuhalten. Wir Zauberer können ja schließlich nicht überall zugleich sein.« »Und wo liegt Sperberlingen ? Auf einem der unteren Äste?« Eulertin schüttelte den Kopf. »Das Dorf liegt unten auf dem Waldboden. Allerdings ist es so geschützt, dass es dem großen Volk möglichst verborgen bleibt.« Der Magister schmunzelte und führte Kai zu einer offenen, mit Tannenzapfenschuppen gedeckten Hütte am Rand der Plattform, in der er die halbe Schale eines Vogeleis erblickte. Sie war wie ein Ruderboot mit Sitzbänken ausgestattet, mit einem straff gespannten, aus Gräsern geflochtenem Seil unter dem Dach der Hütte verankert, und schaukelte leicht hin und her. Erst jetzt erkannte Kai, dass dieses Seil über eine große Umlenkrolle lief und von dort aus zweifach hinunter in die unauslotbare Tiefe des Waldes reichte und irgendwo zwischen den Zweigen der Fichte verschwand.
    »Bei allen Moorgeistern, was ist das denn?«
    »Eine Baumbahn, mein Junge.« Eulertin deutete hinüber zu einem Windrad. Es mündete in einer Ansammlung großer Zahnräder, die über Stangen mit der Umlenkrolle verbunden waren. »Wie ich weiß, ist dir das Prinzip einer Windmühle bereits bekannt. Wir nutzen die Kraft des Windes, um damit das lange Seil in Bewegung zu setzen. Bei schlechten Windverhältnissen lassen wir ein Luftelementar am Rad Dienst tun. Je nachdem, wie wir die Zahnradkonstruktion des Windrades einstellen, wird die an den Seilen hängende Gondel nach oben oder nach unten gezogen. Wir wollen jetzt nach unten, nach Sperberlingen. Dort wartet Amabilia auf uns.« Ein schlanker Däumling mit langem, blondem Haar und grauer Lederschürze, an dessen Gürtel Zangen und Hämmer baumelten, kam auf sie zu.
    »Ah, Magister Eulertin!«, rief der Fremde mit heller Stimme. »Einmal abwärts, nehme ich an?«
    »Darf ich dir Floh, unseren Mechanikus, vorstellen?« Magister Eulertin wartete, bis sich Kai und der Däumling die Hand geschüttelt hatten.
    »Einen Menschen bildet Ihr also neuerdings aus? Na, das nenne ich eine Herausforderung. Und, mein Junge, kannst du auch schon Lesen, Schreiben und Rechnen?« Ohne Argwohn zwinkerte ihm der Mechanikus zu. Kai nickte empört und sah, dass Eulertin mit kaum wahrnehmbarem Lächeln den blauen Kristall auf seinem Zauberstab

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