Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
trat damals wie jedes Jahr zu einer Zeremonie zusammen, um die Ewige Flamme des Rates zu erneuern. Wie immer wählte man dafür die erste Neumondnacht des neuen Jahres. Es handelt sich dabei um eine alte Tradition, die Sigur Drachenherz selbst begründet hatte.«
    »Was ist das, diese Ewige Flamme?«
    »Sie war ein Symbol für den alten Bund zwischen den Sonnenmagiern und den Elfen Albions. Sie brannte in den Hallen des Sonnenrates. Zugleich sollte sie an den Sieg über den Drachen Pelagor erinnern, in dessen Flammenhauch Drachenherz einst zu Tode kam. In ihrer Glut konnte man Zauberschwerter aus Mondeisen und manch andere wundersame Dinge schmieden. Außerdem hieß es, dass die Ewige Flamme die Finsternis von Albion fernhalten würde. Doch schon seit einigen Jahrhunderten wurde die Ewige Flamme schwächer. Die Magier hielten es daher für ratsam, sie einmal im Jahr mit ihrer eigenen Kraft zu speisen. Nun, in jener Nacht, von der ich spreche, entschloss sich Morgoya zu ihrem Angriff. Sie beschwor eine große Finsternis herauf, um die Ewige Flamme zu ersticken, und hetzte ein Heer von Dämonen auf die durch die Zeremonie geschwächten Magier und Elfen.« Fis Stimme zitterte. »Morgoya ... ihr gelang es fast den kompletten Rat auszulöschen. Das einzige Mitglied des Sonnenrates, das damals entkommen konnte, war meine Mutter. Sie versuchte so schnell wie möglich zu uns zu gelangen und uns zu warnen. Doch sie kam zu spät. Morgoya hatte bereits zu einem weiteren Schlag ausgeholt und dieser galt unserem geliebten Lunamon.« »Lunamon?«
    »Die Stadt, in der wir Elfen lebten. Sie lag am Ufer des gleichnamigen Sees inmitten des Einhornwaldes, den wir einst als unsere neue Heimat auserkoren hatten. Oh Kai, hät- test du den Lunamon doch nur einmal mit eigenen Augen sehen können! Er war so klar wie das strahlendste Himmelsblau, doch bei Nacht funkelte er so, als würden die Sterne in seinen Wassern baden. Ich habe so gern an seinem Ufer gesessen, um dieses Schauspiel zu genießen. Er ist durch und durch von Magie durchdrungen und es ist uns nie gelungen, hinter sein Geheimnis zu kommen. Bei Vollmond spiegelten sich unbekannte Städte und Landschaften in seinen Fluten und manchmal, wenn über dem See der Nebel aufzog, dann zeigten sich in ihm wundersame Szenen aus Albions Vergangenheit.« Fi seufzte. »Doch das alles ist vorbei. Während die Sonnenmagier um ihr Leben kämpften, entsandte Morgoya ihre zweite Waffe: ihre Gargylen. Niemand von uns hatte diese Geschöpfe jemals vorher gesehen, geschweige denn, dass wir wussten, wie wir uns gegen sie zur Wehr setzen sollten. Da Neumond war, vermochten uns auch die Kräfte des Sees nicht beizustehen. Viele von uns starben, nur wenige entkamen den schrecklichen Kreaturen. Die meisten von uns aber wurden gefangen genommen und in die Sklaverei geführt. Ein Schicksal, das auch meine Mutter, Gilraen und mich traf.« Kai schwieg betroffen.
    »Seit fast zwanzig Jahren«, fuhr Fi bitter fort, »muss mein Volk bereits Dienst in Morgoyas Mondsilberminen tun. Auch ich selbst habe lange Jahre kein Sonnenlicht gesehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich die Zustände dort unten im Berg sind.«
    »Bitte, erzähl mir davon«, bat der Zauberlehrling behutsam.
    Fi schluckte. »Morgoya braucht uns, um das Mondsilber aufzuspüren. Sie benötigt es für ihre Wolkenfestung, so das Gerücht. Wir Elfen sind im Aufspüren von Mondsilberadern zwar nicht so gut wie die Zwerge, aber auf Albion leben keine Vertreter des kleinen Volkes mehr. Der Drachenkönig Pelagor hatte sie einst von der Insel vertrieben.«
    »Ich dachte, nur Sonnenmagier und Zwerge vermögen es, ein Feuer heiß wie der Atem der Drachen zu entfachen, um das Mondsilber darin zu schmieden?«
    »Dem ist auch so«, flüsterte die Elfe. »Hin und wieder bringt mein Volk zwar Sänger hervor, die das magische Metall mit ihren Träumen formen können, doch das geschieht nur sehr selten. Und meine versklavten Brüder und Schwestern haben schon lange keine Träume mehr ... Morgoya fürchtet sie. Sie lässt sie daher nicht schlafen. Bergschrate, Albe und noch schlimmere Wesen halten sie davon ab.«
    »Aber man stirbt, wenn man nicht schläft«, rief Kai voller Entsetzen.
    »Wir sind Elfen, Kai.« Fi lief eine Träne über die Wange. »Wir schlafen nicht, um uns auszuruhen, sondern um eins zu werden mit dem Unendlichen Licht. In unseren Träumen sind wir ihm näher als im wachen Zustand. Verlieren wir die Fähigkeit zu träumen,

Weitere Kostenlose Bücher