Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Eulertin. Er hockte erschöpft auf dem Rücken Kriwas und Amabilia hielt ihn fest.
»Dort entlang!«, krächzte Dystariel und deutete auf den Gang, durch den sie in die Höhle eingedrungen war. Kai winkte dem Drakologen zu und gemeinsam hoben sie Fi auf. Gehetzt verließen sie die Höhle.
»Wir sehen uns wieder, Dystariel!«, brüllte ihnen der Gargylenfürst zornig hinterher. »Und ich werde keine Gnade kennen, hörst du mich ? Ich werde dich ...« Eine Explosion erschütterte den Tunnel. Ein Stück der Felsendecke brach heraus. Kai hatte den Gang mit einem großen Feuerball zum Einsturz gebracht. Schnell nutzte Amabilia ihre Erdkräfte dazu, um aus dem Geröll eine Wand zu formen, die den Fluchtweg hinter ihnen versperrte. Dystariel übernahm die Führung und hetzte sie durch Tunnel und an leeren Gewölben vorbei. Zu Kais Erstaunen passierten sie ein Tonnengewölbe, in dem zwei mannshohe Öfen mit langen Gussnasen standen.
»Ich erkenne den Raum wieder«, keuchte er. »Das hier ist doch die verborgene Glasbläserwerkstatt Mort Eisenhands, habe ich recht? Das heißt, wir befinden uns nahe des Geheimgangs, über den wir damals in sein Piratenversteck eingedrungen sind.« Kai winkte Olitrax heran und ließ die Erinnerungen an das Gängegewirr vor seinem geistigen Auge auferstehen. »Bring Koggs zu uns. Er ist der Einzige, der uns hier sicher herausholen kann.«
Olitrax schnaubte. Dann sauste der kleine Drache den düsteren Gang hinunter. Kai ächzte und schleppte die bewusstlose Fi weiter. Hoffentlich herrschte draußen Ebbe und hoffentlich lag der überflutete Geheimgang frei. Denn schon bald würden ihre Feinde die Jagd auf sie eröffnen.
Getrennte Wege
Koggs Schiff ähnelte einem aufgeregten Bienenstock. Nackte Füße eilten über das Deck , Männer turnten flink die Wanten hinauf und immer wieder waren von weiter hinten die leisen Kommandos des Klabauterkapitäns zu vernehmen.
»Anker lichten! Vier Mann an die Schoten. Brasst die Segel ! Beeilt euch, ihr Seepocken. Ich will jeden Fetzen, den ihr auftreiben könnt, am Wind sehen!«
Kai stellte seinen Rucksack müde auf den Planken ab und lehnte sich zerschlagen gegen die Reling. Unter ihm rauschte das Flusswasser an der Bordwand entlang. Die kühle Seeluft strich über sein erhitztes Gesicht. Zeit zum Ausruhen blieb dennoch nicht, denn alles hing jetzt davon ab, ob sie schnell genug das Flussdelta erreichten. Besorgt sah Kai zum Hauptmast des schnittigen Seglers auf. Er spürte, dass sich irgendwo in der Nähe des Ausgucks Olitrax niedergelassen hatte. Zu sehen war der kleine Drache allerdings nicht.
Kai war nur froh, dass der tapfere Klabauterkapitän sie so schnell gefunden hatte. Er und seine Männer hatten auf der Elbe bereits auf sie gewartet. Wie es Koggs gelungen war, ein ganzes Schiff vor den Augen des Feindes so nah an die Stadt heranzubringen, gehörte ohne Zweifel zu seinen Klabautergeheimnissen. Mittels Magister Eulertins Windelementaren war dann auch die letzte Etappe ihrer Flucht kein Problem mehr gewesen. Kai selbst war als Letzter an Bord geschafft worden, da er sich um Dystariel gekümmert hatte. Die Gargyle blutete noch immer aus zahlreichen Wunden. Kai machte sich ernsthafte Sorgen um sie. Hinzu kam, dass auch Fi noch immer bewusstlos war, als die Windgeister sie über das Wasser forttrugen.
Den Ersten, den er fand, war Magister Äschengrund. Der Fryburger Drakologe stand nicht weit von ihm entfernt über eine Taurolle gebeugt und war dabei, Fis Kopf zu verbinden. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Kai, dass die kleine Amabilia auf einer Kette um den Hals des Gelehrten saß. Zu seiner Erleichterung hob Fi einen Arm und winkte ihm zu.
Kai trat an sie heran und drückte ihre Hand. »Alles in Ordnung, Fi?«
»Unkraut vergeht nicht, wie du es wohl ausdrücken würdest.« Sie lächelte verzagt. »Mein Kopf schmerzt leider noch ein wenig. Aber das geht vorbei.«
»Wo ist Dystariel?«, wollte Kai wissen.
»Sie ist da vorn.« Der Drakologe deutete zu einem Lastbalken hinter dem Kajüthäuschen, dort wo sich auch das Gatter zum Stauraum befand. Kai drängte sich im Zwielicht an dem Gerüst mit der Schiffsglocke vorbei und sah, dass Dystariel am Boden hockte und schwach ihre Schwingen bewegte. In ihrer unmittelbaren Nähe waren vier Seeleute damit beschäftigt, das Gatter zum Laderaum wegzuhieven, um Platz für sie zu schaffen. Auf ihren Gesichtern hielten sich Furcht und Abscheu die Waage. Mehr noch, den Männern war anzumerken, dass sie
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