Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
die Hand auf die Schulter. »Wir werden schon einen Weg finden«, und in seiner Stimme schwang wirklich nicht das kleinste Bisschen Zweifel mit.
»Was, wenn uns Xandor bereits erwartet?«, fragte Calissa, die plötzlich neben ihnen stand.
»Davon gehe ich ohnehin aus«, antwortete Tharador mit einem Achselzucken.
»Haben wir denn überhaupt eine Chance, ihn zu besiegen?«
»Wenn wir eine Chance haben, dann haben wir sie eher jetzt, als wenn er erst das Buch gefunden hat«, überlegte Faeron. »Aber trotz Allem ist er auch jetzt ein überaus mächtiger Gegner«, fügte er mit ernster Mine hinzu.
»Was, wenn Dergeron auch dort ist?«, fragte die junge Frau plötzlich.
Tharador entfuhr ein langer Seufzer. »Ich kann ihn nicht mehr retten. Der Wahnsinn hat seine Seele und seinen Geist schon zu sehr zerfressen. Ich kann nur noch versuchen, ihn zu erlösen.«
Calissa schaute betrübt auf das klare Wasser und sagte kein Wort mehr.
»Du musst wissen«, setzte Tharador erneut an, »er war nicht immer so. Es gab eine Zeit, da wäre ich für ihn in den Tod gegangen und er für mich. Doch Xandors Magie hat seine Wertvorstellungen pervertiert und ihn verrückt werden lassen und Dergeron hat sich diesem Wahnsinn ergeben. Es gibt für ihn jetzt kein Zurück mehr.«
Faeron hatte den Paladin die ganze Zeit über genau beobachtet, und ihm war klar, dass Tharador nicht nur wegen des einstmaligen Freundes so betrübt war.
Der junge Paladin hatte Angst. Angst, an den Ort zurück zu kehren, an dem alles begonnen hatte. Den Ort, der noch so voller Erinnerungen an bessere Zeiten mit seinen Freunden war. Den Ort, den Xandor so schändlich entweiht hatte mit seinem feigen Verrat. Und doch war der Elf überzeugt, dass Tharador das Richtige tun und im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung treffen würde. Der Elf vertraute diesem jungen Mann wie selten jemandem zuvor.
»Mach dir nicht zu viele Sorgen«, sagte er und lächelte Tharador aufmunternd zu.
Faeron entging nicht, dass Calissa sich sanft an Tharador schmiegte, während sie alle dem Rauschen der Wellen lauschten.
Niemand von ihnen konnte sagen, ob sie so ruhige Zeiten jemals wieder erleben würden.
Die Gruppe bereitete sich auf die kommenden Tage vor. Bis auf wärmende Decken und Verpflegung nahmen sie nichts weiter mit sich. Nur Calissa trug außerdem noch ihre Diebeswerkzeuge. Der Kapitän wollte sie überreden, noch andere nützliche Gegenstände mit sich zu nehmen, doch Tharador lehnte dankend ab und verwies darauf, dass zusätzlicher Ballast sie nur langsamer vorankommen lassen würde.
Er kannte das Wetter in dieser Gegend ebenso gut wie sich selbst – auch wenn er in letzter Zeit nicht genau wusste, ob er sich überhaupt noch wieder erkannte – und war sich absolut sicher, dass die Temperaturen noch mindestens zwei Mondphasen mild bleiben würden. In den Todfelsen lag schon immer einen Mond früher Schnee, das war eine der größten Tücken, welche manchen fremden Händler schon das Leben gekostet hatte, der zu spät noch über das Gebirge reisen hatte wollen.
Khalldeg freute sich wie ein kleines Kind, als er hörte, dass sie endlich das Schiff verließen. In seinen Augen durfte niemand dazu gezwungen werden, sich jemals auf eine dieser unzwergischen Konstruktionen zu begeben. Ein Mann – oder Zwerg – sollte immer mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen, betonte er immer wieder, während er sich in dem kleinen Beiboot, das sie bis an die Steilklippe bringen würde, den Platz in der Mitte auswählte, damit er auf keinen Fall das Wasser berühren musste.
Tharador grinste nur über seinen zwergischen Freund. Er zweifelte stark daran, dass er den mächtigen Zwergenprinzen jemals wieder zu einer Schifffahrt würde überreden können.
Faeron sprang mit Leichtigkeit in das Boot und fand sofort sicheren Stand, während Khalldeg wie wild mit den Armen ruderte, um nicht über Bord zu fallen, und dem Elfen dabei die ausgefallensten Beschimpfungen zuwarf.
Faeron lachte nur herzlich und klopfte dem kleinen Freund kräftig auf die Schulter, gerade als dieser sein Gleichgewicht wieder gefunden hatte. »Nun, junger Prinz, wollt Ihr Euch nicht als nützlich erweisen?«, fragte er ihn mit schelmischer Stimme und deutete zum Bug des kleinen Ruderboots. »Tharador und ich werden rudern, und du wirst uns mit deiner Weitsicht hervorragend sagen können, wo wir entlang müssen und ob wir Feinde zu befürchten haben«, erklärte er dann in gewohnter
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