Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
dieser Kreaturen, die uns gemeinsam angreifen würden, könnten wir nicht besiegen. Aber sie werden sich nicht sammeln, um gegen uns vorzugehen«, erklärte Kordal.
Lantuk dämmerte es, und er nickte leicht als Zeichen, dass er verstanden hatte.
»Der Hauptmann gibt uns zwanzig Mann, damit wir die Stadt nach diesen Ungeheuern durchkämmen. Los, je eher wir damit fertig sind, desto schneller können wir wieder bei der Verteidigung der Mauer helfen.«
Lantuk spürte neue Kraft durch seine Adern pulsieren.
Sie rekrutierten ihre Truppe aus den umstehenden Männern und zogen schwer bewaffnet los, um die Stadt zu befreien.
Rückkehr
Die Bewegungen waren weich und fließend. Eine willkommene Abwechslung zu dem eher heftigen Seegang der letzten Tage. Der heutige Tag erlaubte es ihnen endlich, an Deck zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen.
Wie sehr er den Sonnenuntergang vermisst hatte.
Doch auch der Blick zum Ende des Horizonts, dem Ort, an dem das Meer den Himmel verschluckte, brachte ihm keine wirkliche Befriedigung.
Er vermisste Alirions Wald.
In der geheiligten Heimat seines Volkes war alles so viel intensiver als hier.
Es war fast, als würde mit dem Eintritt in die Welt der Menschen die Sinneswahrnehmung abstumpfen. Oder die Reize in der menschlichen Welt waren einfach nur sehr viel schwächer.
Faeron musste zugeben, dass das Meer im Sonnenuntergang ähnlich golden schimmerte wie die Blätter im Wald Alirioins, wenn die Sonne sie in goldenes Licht tauchte, doch war es nicht dasselbe. Alirions Wald besaß diese Art Zauber, etwas, das man nur dort erleben konnte. Eine Ruhe, die man nirgends sonst in Kanduras spüren konnte.
Vielleicht rührte dies aber auch nur daher, dass der Elfenwald sein Zuhause war, überlegte Faeron weiter.
Er verwarf den Gedanken wieder, denn er war sich absolut sicher, dass es dafür einen anderen Grund gab. Der Wald war wie die Elfen selbst ein Geschöpf der Magie. Viele hundert Jahre alt, und er würde noch viele Jahrhunderte überdauern. Alirions Wald hatte seinen eigenen Zauber, und man konnte ihn spüren, wenn die Sonne die Bäume küsste. Dieser Moment, wenn das Blätterdach des Waldes das goldene Licht tausendfach brach und die Blätter in allen Farbtönen zu schimmern begannen, dieser Moment war wie eine Melodie. Man konnte sie nicht mit den Ohren wahrnehmen, sondern nur mit dem Herzen.
Die Welt der Menschen würde niemals ein solches Gefühl in ihm hervorrufen können.
»Trübe Gedanken bei einem solch herrlichen Anblick?«, erklang Tharadors Stimme hinter ihm.
Faeron musste unwillkürlich schmunzeln.
»Es ist ein schöner Anblick, ohne Frage, aber es ist nichts verglichen mit denen, die ich in meinem Herzen trage«, antwortete er freundlich.
»Du sehnst dich nach den geheiligten Wäldern deines Volkes, nicht wahr?«, fragte Tharador neugierig.
»Ja.«
»Du wirst sie bald wieder sehen. Wir erreichen Surdan in einigen Tagen und dann ...«
»Und dann was?«, fiel im Faeron ins Wort.
Tharador schaute ihn verblüfft an.
»Wir wissen weder, was uns dort erwartet, noch ob Xandor überhaupt dort ist«, gab der Elf zu bedenken.
Tharador setzte sich mit einem tiefen Seufzer neben ihn und betrachtete das Meer.
»Ich weiß es nicht«, gab er offen zu. »Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht.«
Faeron betrachtete ihn eingehend von der Seite. Sie hatten in den letzten Tagen unter Deck viele Gespräche miteinander geführt, und er glaubte, den Paladin nun noch besser verstehen zu können.
Tharador fühlte sich noch immer ein wenig unwohl aufgrund der neuen Kräfte in ihm. Er hatte Angst, sie niemals beherrschen zu können, und diese Angst wuchs von Tag zu Tag.
»Es stellt sich eigentlich nur eine Frage«, brach Faeron nach einer langen Pause das Schweigen.
»Und die wäre?«
»Ein weiser Mann hat mir einst etwas anvertraut, und ich habe es niemals vergessen. Mut und Verzweiflung liegen dicht beieinander. Beide lassen einen Mann über sich hinauswachsen, und man wird fähig, Dinge zu tun, die man zuvor für unmöglich hielt. Allerdings versperren beide auch den Blick auf Alternativen und machen verwundbar.«
»Wer sagte das und welche Frage ergibt sich daraus?«, fragte Tharador, der nicht genau verstand.
»Dein Vater sagte dies einst zu mir. Kurz bevor wir in einen der letzten Kämpfe gegen Karandras zogen«, erklärte Faeron. »Und die Frage, die sich hieraus stellt, musst du selbst herausfinden. Besser gesagt, du kennst sie schon.«
Tharador blickte
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