Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
verwundert.
Bulthar lachte. »Damit habt ihr Menschen immer Probleme. Wir verstehen uns nicht als Masse aus Einzelnen, sondern als Einheit aus vielen Teilen. Aber selbstverständlich gibt es auch bei uns Eigentum. Meine Rüstung und meine Axt beispielsweise gehören nur mir. Wenn ich sterbe, werden sie wieder Teil der Gemeinschaft, und ein jüngerer Zwerg schlägt seine Rune in das Axtblatt. So ist es mit allen Dingen.«
»Und Nahrung, Kleidung und Unterkunft?«, hakte Calissa nach.
»Wer Teil unserer Gemeinschaft ist, braucht um sein Leben nicht zu fürchten«, fügte Khalldeg hinzu.
»Erstaunlich!«
»Mein Volk versuchte einst, euch den Nutzen dieses Konzepts zu vermitteln – ohne Erfolg«, bemerkte Faeron vergnügt.
»Ja, ihr Menschen seid zu gierig«, lachte Bulthar und bog in eine breite Seitenstraße.
»Gehen wir nicht zu Vater?«, wunderte sich Khalldeg.
»Tun wir auch«, versicherte Bulthar. »Aber seit wir um deine Begleiter wissen, hat Vater entschieden, dich in der großen Markthalle zu empfangen.«
»Wozu eine Markthalle?«, hakte Tharador ein. »Wenn ihr keinen persönlichen Besitz habt?«
»Die Menschen, die hier mit uns handeln, aber schon«, erklärte Bulthar augenzwinkernd.
»Und wie bezahlt ihr solche Dinge?«
»Mit Gold und Edelsteinen natürlich. Wir haben kaum Verwendung dafür, fördern sie aber beim Bergbau zu Tage. Oder mit kleinen Handwerksarbeiten, welche die Händler dann in ihrer Heimat teuer verkaufen.«
»Unglaublich«, murmelte Tharador.
»Du musst bedenken, dass Zwerge – genau wie Elfen – viele hundert Jahre alt werden können«, warf Faeron ein. »Ein zwergischer Handwerker erreicht eine Kunstfertigkeit, die unter Menschen stets ihresgleichen suchen wird.«
»Die Grundlage für Reichtum und Ruhm«, murmelte Calissa.
»Manchem Zwerg war das in der Vergangenheit auch wichtiger«, sagte Bulthar mit bitterem Unterton. »In unserer Gemeinschaft ist dafür aber kein Platz.«
»Also gibt es Abtrünnige?«, fragte Rhelon, den die zwergische Gesellschaft offensichtlich faszinierte.
»Aye«, nickte Bulthar. »Meist brechen sie nach Osten auf, und wir hören nie wieder von ihnen.«
»Eidbrecher« Khalldeg spuckte verächtlich aus.
Die Markthalle erhob sich als rechteckiger Steinbau. Die Wände waren doppelreihig mit eisernen Rundschilden verziert, und hohe, schmale Fenster sorgten tagsüber für ausreichenden Lichteinfall, waren nun jedoch geschlossen. Schwer bewaffnete Zwerge in glänzend polierter Plattenrüstung standen vor den Eingangstüren und versperrten ihnen den Weg.
»Du kennst die Regeln, Brüderchen«, sagte Bulthar verlegen. »Kein Fremder nähert sich dem König bewaffnet.«
»Ja, ja, natürlich«, antwortete der Berserker. »Freunde ...« Doch die anderen hatten ihre Gurte bereits gelöst und den Schildwachen ihre Waffen übergeben.
»Ihr bekommt sie gleich wieder«, sagte Bulthar und versuchte, Ul’goth dabei beruhigend anzusehen. Dessen einzige Reaktion war eine tiefe Falte, die sich über seine Stirn zog.
Die Türen wurden geöffnet, und aus dem Inneren drang flackernder Lichtschein nach außen. Bulthar und Khalldeg gingen voran, gefolgt von Tharador und seinen Gefährten.
Im Innern erwarteten sie weitere Schildwächter. Auch andere bewaffnete Zwerge standen unweit ihres Königs. Amosh saß auf einem goldenen Thron, der seinerseits auf ein steinernes Podest gestellt war, sodass der König die gesamte Halle überblickte. Sein roter Bart leuchtete beinah ebenso hell wie die zahllosen Feuerbecken, und seine Mähne schien ihn wie ein brennender Kranz zu umhüllen. Er trug wie Bulthar keine Rüstung, sondern ein einfaches Gewand aus dunklem Leder.
Als Amosh seine Söhne erblickte, hielt es ihn nicht länger auf dem Thron. Der König sprang auf und rannte ihnen entgegen, so schnell ihn die kurzen Beine trugen. »Mein Junge!«, rief er freudig aus und schloss Khalldeg in die Arme, riss ihn mit sich und wirbelte ihn im Kreis herum, als wäre der schwere Berserker ein Kleinkind. »Grimmon sei Dank! Du bist zurück.«
»Ja, ich habe den Schwur erfüllt«, brachte Khalldeg zwischen zwei Drehungen hervor, woraufhin Amosh ihn sofort absetzte.
»Du hast also Baldrokk besiegt«, sagte Amosh leise, fast traurig.
Khalldeg löste sich von seinem Vater und präsentierte ihm stolz Königstöter und die Krone Gulmars. »Diese Schätze gehören dir, Vater«, flüsterte er.
Amosh streckte die rechte Hand aus und berührte die Krone zaghaft mit seinen dicken
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