Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
bringen.«
»Damit er auch meine Macht stehlen kann«, bekräftigte Dezlot seinen Standpunkt.
»Warum klagst du ihn nicht an?«, fragte Cordovan. »Jorgan wird dir zuhören.«
»Fylgaron wird uns gar nicht zu Jorgan vorlassen«, widersprach Phelyne.
»Sie hat Recht. Wir müssen ihm eine Falle stellen«, schloss sich Dezlot an. »Außerdem besteht ja auch die winzige Möglichkeit, dass ich mich doch irre, nicht wahr?«, fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
»Aber wir riskieren durch unsere Untätigkeit Jorgans Leben«, beharrte Cordovan.
Dezlot ließ sich nicht umstimmen: »Nicht mehr, als wenn wir versuchen, ihm die Wahrheit zu erzählen.«
Er schüttelte energisch den Kopf.
»Nein, momentan wiegt sich Fylgaron noch in Sicherheit. Je sicherer er sich fühlt, desto leichtsinniger wird er werden. Wir setzen ihn schon genug unter Druck, indem wir ihn wissen lassen, dass ich meine Kräfte wiedererlangt habe. Er wird Jorgan nicht vor Kriegsbeginn angreifen. Die Schlacht wäre der perfekte Deckmantel für seinen Verrat.«
»Mag sein, aber ...«, wollte Cordovan einwenden, doch Phelyne schnitt ihm das Wort ab.
»Fylgaron wird von über hundert Klerikern geschützt, die ihn für einen heiligen Streiter der Götter halten. Wir sind nur zu dritt.«
»Die Schlacht wird auch uns helfen, an ihn heranzukommen«, nickte Dezlot.
»Das ist nicht meine erste Sorge«, meinte Cordovan verdrießlich. »Niemand führt im Winter Krieg. Dergeron muss endgültig wahnsinnig geworden sein.«
»Du kennst ihn?«, fragte Phelyne interessiert.
Cordovan verzog das Gesicht. »Dergeron war bereits hier in Berenth. Damals ...« Er seufzte gequält. »Ich habe mich von ihm blenden lassen und dabei das Leben des Paladins riskiert.«
Sie blickten einander schweigend an.
»Du hast einen Fehler gemacht«, sagte Dezlot schließlich. »Lass es gut sein.«
»Hätte ich damals Tharador vertraut und Dergeron verhaftet, gäbe es jetzt keinen Krieg.«
»Das kannst du nicht wissen«, widersprach Dezlot. »Vielleicht würde nicht Dergeron die Armee anführen, aber dann eben jemand anderes.«
Cordovan wippte unruhig mit den Beinen auf und ab, erhob sich schließlich aus seinem Sessel und wanderte in dem kleinen Zimmer umher.
»Ich weiß, du wärst jetzt viel lieber bei deinen Männern und würdest die Vorbereitungen beobachten«, sagte Dezlot beinah väterlich. »Aber ich brauche deine Hilfe genauso notwendig.«
»Keine Sorge«, beschwichtigte ihn der Krieger, »ich weiß um meine Verantwortung.«
***
Die Ankunft der Gnome wurde mit nicht unerheblichem Argwohn und Zweifel betrachtet. Durch die Nähe zur Eisnadel hatten die Bürger schon häufiger Zwerge gesehen, aber die Tausend Gnome muteten beinah wie Kinder an, als sie ihr Lager auf einem sanften Hügel neben der Burg aufschlugen.
Pharg’inyon erklärte die Gnome öffentlich zu seiner persönlichen Leibgarde, was die Lage zwar entspannte, die Zweifel jedoch nicht zerstreuen konnte.
Auch wurde immer häufiger über das mysteriöse Ableben der Gräfin getuschelt. Und schon bald fand Verren darin seinen Platz als heimlicher Liebhaber Alynéas. Pharg’inyon tat nichts, um diese Gerüchte zu zerstreuen.
Die Masse liebte ihn, weil er das Buch Karand trug – nur das zählte. Sie blickten zu ihm auf, als wäre er der rettende Sonnenschein nach Jahre währender Dunkelheit.
Tausende waren gekommen. Jeder Bürger, ob Mann oder Frau, der eine Waffe tragen und kämpfen konnte, war seinem Ruf gefolgt.
Vor ihm stand das gewaltigste Heer, das die Menschheit je gesehen hatte. Und es wurden immer mehr! Aus den umliegenden Dörfern, ja sogar aus Grimbar kamen sie herbei. Viele aus bloßer Neugier, doch einmal in seiner Nähe, verfielen sie dem Buch, denn sie waren allesamt schwach.
Es war an der Zeit aufzubrechen, zumal die Stadt bereits aus allen Nähten platzte.
Vor allem aber, weil Pharg’inyon spürte, dass sein Griff um die Seelen der Menschen allmählich schwächer wurde. Er hatte die Grenze erreicht. Mehr lebende Wesen konnte er mit seiner Macht nicht an sich binden.
Und nun? Willst du die Götter herausfordern? , fragte Dergeron in seinen Gedanken.
Sei kein Narr, Mensch! , erwiderte Pharg’inyon. Karandras war ein Narr. Die Götter müssen nicht herausgefordert werden. Ich werde alle sterblichen Seelen unterwerfen, dann gibt es niemanden mehr, der an die Götter glaubt. Dann gibt es nur noch mich!
Und du glaubst, Aurelion wird das zulassen? , fragte Dergeron.
Pharg’inyon
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