Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
geeignet.«
Tharador seufzte resignierend. »Also müssen wir warten, bis er erneut angreift.«
»Mit etwas Glück wartet er damit noch ein paar Tage, bis Amoshs Heer eintrifft«, dröhnte Bulthar. »Dann können wir ihn in die Zange nehmen.«
***
»Gordan ist also tot«, wiederholte Tharador, als sie nach der Besprechung mit Dezlot allein waren. »Wie viele Opfer wird der Krieg noch fordern?«
»Gordan war kein Opfer dieses Krieges«, warf Faeron ein. »Sein Schicksal war längst besiegelt. Wer immer ihn getötet hat, tat ihm womöglich einen Gefallen, indem er ihm das langsame Sterben ersparte.«
»Wie kannst du so etwas sagen?«, wunderte sich der Paladin. »Womöglich hätten wir einen Weg gefunden, ihn zu retten!«
»Mach die Augen auf, Tharador!«, schalt der Elf. »Du kannst nicht alle retten! Gordan hatte die Lebensspanne eines gewöhnlichen Menschen um das Zigfache überschritten! Nichts hätte ihn retten können.«
Dezlot hatte die Arme vor der Brust verschränkt und strich sich mit der Rechten über den nicht vorhandenen Kinnbart. Als Faeron das ungewöhnliche Verhalten bemerkte, zog er die Mundwinkel zu einem schmalen Grinsen hoch. »Gordan wird immer unter uns sein, davon bin ich überzeugt.«
Da erkannte Dezlot seine unbewusste Handlung und ließ die Arme rasch sinken. »Schon möglich«, meinte er verlegen.
»Wie können wir eine Armee aufhalten, die vom Buch Karand gebunden wird?«, stellte Calissa die Frage, die sie bisher alle mieden. »Wenn ich das richtig verstanden habe, kann Pharg’inyon mit dem Buch eine bestimmte Anzahl an Seelen kontrollieren. Und für jeden Untergebenen, der stirbt, wechselt ein Verteidiger die Seiten.«
»Wir müssen sie eben schneller umbringen«, schlug Khalldeg vor.
»So einfach wird es nicht sein«, widersprach Ul’goth. »Wer sagt dir, dass das Buch nicht auch deine Seele fängt?«
»Ich sage das!«, dröhnte Khalldeg. »Ich würde niemals meine Freunde verraten.«
»Das Buch wird dir keine Wahl lassen!«, ging Dezlot energisch dazwischen. »Couryn war lange Jahre Cordovans Kampfgefährte und hat sich im Bruchteil eines Augenblicks gegen ihn gewendet.«
»Khalldeg könnte Recht haben«, warf Faeron ein. »Damals, als Karandras das Buch erschuf und die Zwerge korrumpierte, sind ihm nicht alle gefolgt. Es gab Widerstand. Auch unter den Menschen. Möglicherweise hängt es doch vom eigenen Willen ab, ob das Buch Karand jemanden beherrscht oder nicht.«
Rhelon räusperte sich, was ihm die Aufmerksamkeit der anderen bescherte: »Als Alynéa Tharador das Buch vor die Nase hielt, schien es seine Kräfte herauszufordern. Sie waren wie Feuer und Wasser. Möglicherweise könnte dies unserer Sache dienlich sein.«
»Du glaubst, Tharador kann wie das Buch Karand über Seelen herrschen?«, fragte Calissa verblüfft.
»Mitnichten«, wehrte der alte Chronist ab. »Vielmehr glaube ich, dass Tharadors Kraft die Seelen der Verteidiger stärken und dem Buch entziehen kann.«
»Das können wir bald ausprobieren«, sagte Khalldeg ernst.
»Was sitzen wir hier noch rum?«, fragte Bulthar und sprang auf. »Wir sollten auf der Mauer stehen und den Feind beobachten.«
Auf dem Weg zur inneren Stadtmauer nahm Faeron Dezlot zur Seite: »Du warst bei Gordan, als er starb?«
Der junge Magier nickte langsam. Die Erinnerung an jenen Moment erfüllte seinen Blick mit neuer Trauer. »Er trug mir auf, den König zu beschützen.«
»Und über seinen Mörder konnte er dir nichts sagen?«, hakte der Elf nach.
»Nein. Er berührte mich und sandte mir das Bild einer Aura. Doch es war die Fylgarons.«
Faeron runzelte die Stirn. »Tat er sonst noch etwas, als er dich berührte?«
»Nein, wieso?«
Der Elf fixierte den Jungen kurz, dann zuckte er die Achseln. »Ich weiß es nicht. Gordan und ich kannten uns schon viele Jahre. Dass er nun nicht mehr unter uns weilt ... es ist nicht leicht zu verstehen. Noch schwerer fällt mir zu glauben, dass er keine Hintertür hatte.«
Dezlot kaute auf der Unterlippe herum. Faeron wollte gerade zu den anderen aufschließen, als der junge Magier ihn zurückhielt. »Seit Gordans Tod fühle ich mich verändert. Ich dachte zuerst, es sei mein Wunsch nach Rache, doch es ist etwas anderes.«
»Du hast also eine Vermutung?«
»Gordan ist bei mir, jeden Augenblick. Fylgaron machte eine seltsame Bemerkung über mich und meine Kräfte. Er glaubte, dass Gordans Kraft auf mich übergegangen sei. Was hat das zu bedeuten?«
»Fylgaron war ein Lügner, Dezlot.
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