Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
lehnte er sich gegen eine Hauswand und ließ dem Magier Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten. Dezlot blickte mit leuchtenden Augen umher und kam nur langsam näher. Immer wieder drehte er sich um und betrachtete die Stadt aus einem anderen Winkel.
Cordovan nutzte die Zeit, um selbst den Geräuschen Berenths zu lauschen. Er lebte nun schon so lange in der Stadt, dass er ihren Zauber manchmal vergaß. Die Straße vor dem Palast war breit genug für zwei nebeneinander fahrende Kutschen oder Karren und hatte eigens abgegrenzte Wege für Fußgänger. König Jorgan legte Wert darauf, dass seine Bürger nicht durch die Unachtsamkeit eines Fahrers unter die Räder gerieten.
Da der Palast früher eine Kathedrale zu Ehren der Götter gewesen war, fanden sich im direkten Umfeld einige Herbergen und ein großer Marktplatz. Verschiedene Handwerkergilden hatten hier ihre Haupthäuser, und so präsentierte sich Berenth wahrlich von der besten Seite. Wie wird er wohl schauen, wenn wir die Armenviertel passieren? , fragte sich Cordovan.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so beeindruckend sein würde«, gestand Dezlot, als er zu Cordovan aufschloss.
»Aber Surdan ist doch mindestens ebenso groß wie Berenth«, wunderte sich Cordovan, als ihm bewusst wurde, dass Dezlot nicht aus einem Fischerdorf, sondern in Begleitung Gordans aus Surdan gekommen war.
»Das schon«, stimmte Dezlot zu. »Aber der Krieg hat die Stadt verändert. Hier ist die Luft erfüllt vom Lärm so vieler Menschen. In Surdan war stets die Angst vor den Orks zu spüren. Es ging nicht so lebhaft zu wie hier.«
»Aber Gordan sprach davon, dass die Orks Frieden wollen«, hakte Cordovan nach.
»Das stimmt auch«, bestätigte Dezlot. »Dennoch halten sie Surdan momentan besetzt. Sie werden zwar bald weiterziehen, aber für viele ist die Lage einfach sehr unangenehm.«
Ihr Weg durch die Straßen und Gassen Berenths erwies sich als Spießrutenlauf zwischen misstrauischen Blicken auf Dezlot hefteten und aufgeregten Bürgern, die mit allerlei Beschwerden auf Cordovan eindrangen. Der Kommandant schüttelte nur den Kopf über die Streitlust der Menschen. Hier war der Giebel des Nachbarn zu ausladend, da gebärdete sich der Schmied zu laut oder der Barde sang zu schief. Er kannte solche Beschwerden zur Genüge, und sie hatten ihn noch nie bekümmert. Wann immer Menschen auf engem Raum aufeinandertrafen, ergaben sich solche Spannungen. Und in Berenth wohnten bedeutend mehr Menschen als in vielen anderen Städten.
Das Dezlot entgegengebrachte Misstrauen bereitete ihm mehr Kopfzerbrechen. Man sah dem Jungen trotz der Uniform an, dass er noch nie im Leben ein Schwert in Händen gehalten hatte. Wäre Cordovan nun mit einem ganzen Trupp der Stadtwache unterwegs gewesen, hätte niemand Verdacht geschöpft. Doch dass der Kommandant sich allein mit ihm durch die Straßen bewegte, machte die Leute neugierig.
»Wir hätten mehr Männer mitnehmen sollen«, flüsterte er Dezlot zu, als sie in eine Seitenstraße bogen und kurz unbeobachtet waren.
»Dann hätten wir sie aber einweihen müssen«, gab Dezlot zu bedenken.
Cordovan nickte. »Versuch, ein wenig kräftiger zu wirken, ja?«, forderte er den Magier auf. »Wir sind gleich da. Und dort wird man dich eingehender mustern. Sollten sie erkennen, dass du kein Mann der Wache bist, und sollten sie etwas mit dem Mord an Gordan zu tun haben, werden sie Verdacht schöpfen. Außerdem reden die Leute zu viel. Ein Gerücht über einen seltsamen Gardisten würde sich wie ein Feuer bei Wind in einem ausgetrockneten Waldstück ausbreiten.«
Die Gauklerbühne stand mitten auf dem westlichen Marktplatz, der den gesamten Vorhof der alten königlichen Burg einnahm. Diese Burg war nun im Besitz des Klerikerordens, was Cordovan zusätzlich verunsicherte. Kleriker können Magie riechen, und Dezlot muss förmlich danach stinken! , dachte er angespannt.
»Egal, was geschieht, du darfst nicht zaubern«, wies er Dezlot an. Er deutete mit der Hand kurz zur Burg der Kleriker, die sich mit ihren Mauern aus dunklem Stein stark von den gekalkten Wänden der Wohnhäuser ringsum abhob. Im Westbezirk wohnten die reichsten Bürger Berenths. Die meisten waren Händler, die es zu beachtlichem Vermögen gebracht hatten, oder ehemalige Gardisten, die nun ihren Sold für einen angenehmen Lebensabend verprassten. Doch einige Häuser gehörten auch finsteren Gesellen – Schmugglern, Dieben und Mördern, denen man nie etwas nachweisen konnte.
Nur zu gerne hätte
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