Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
Cordovan die nötigen Beweise in der Hand gehabt, um einige der ehrenwerten Herren vor den Scharfrichter zu zerren.
Die schneebedeckten Gauklerzelte erinnerten den Kommandanten an den letzten Feldzug, den Jorgan gegen die Barbaren nördlich von Alirions Wald geführt hatte. Eines Tages waren die Nordmänner zu Hunderten über die Länderein des Königs hergefallen und hatten gebrandschatzt und gemordet. Nachdem sie zurückgeschlagen wurden, hatte Jorgan nicht wie sonst üblich nur die Grenzen sichern lassen. Nein, damals hatte er einen Gegenangriff befohlen, und die Soldaten Berenths waren mit Rache im Herzen in die nördlichen Steppen eingefallen. Der Winter brach früh über uns herein, und wir saßen vier Tage fest , sinnierte er. Dann fanden wir die Barbaren und ... Cordovan verdrängte die Bilder der damaligen Schlachten rasch wieder aus seinem Geist und konzentrierte sich auf den Moment.
Als man auf sie aufmerksam wurde, begrüßte man Cordovan höflich und geleitete sie zu Tizirs Zelt.
»Kommandant!«, krächzte der Alte, als sie eintraten.
Cordovan brauchte kurz, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, denn das Zelt wurde lediglich von einer kleinen Öllampe erhellt. Die Luft war abgestanden und stickig, was seltsam anmutete, da nur ein schweres Tuch den Eingang verhing. Der alte Mann schien einen Weg gefunden zu haben, die kalte und frische Luft aus seinem Zelt fernzuhalten.
Tizir saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem großen, weichen Kissen. Er blickte sie aus erstaunlich wachen Augen an und deutete mit einer ausladenden Geste auf einige weitere Kissen, die in einem Halbkreis vor ihm angeordnet waren. »Nehmt Platz!«
»Seid gegrüßt, Shango Tizir«, sagte Cordovan höflich. »Wie laufen die Geschäfte?«
»Oh, sehr gut, sehr gut«, antwortete Tizir und bemühte sich dabei offensichtlich, seine Stimme alt und zittrig klingen zu lassen. Ein Blick in seine wachen Augen allerdings strafte den alten Mann Lügen.
Wozu dieses Spiel? , fragte sich Cordovan.
»Seid Ihr nur deshalb gekommen?«, fuhr Tizir fort und riss damit die Führung des Gesprächs an sich. »Oder wollt Ihr mir mitteilen, dass mein Zirkus die Stadt verlassen soll?«
Cordovan fiel auf, das Dezlot anscheinend von wachsender Unruhe befallen wurde. Er konnte nicht leugnen, dass Tizirs offensichtliche Scharade ihn ebenfalls stutzig machte. Als er merkte, dass Tizir auf eine Antwort wartete, räusperte er sich laut und versuchte, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen: »Nein, gewiss nicht. Im Gegenteil. Der König schätzt die Abwechslung, die Eure Vorstellungen den Bürgern Berenths bieten. Er will, dass Ihr den ganzen Winter hier verbringt.« Der König hatte diesbezüglich zwar niemals etwas verlauten lassen, doch Cordovan brauchte einen Vorwand für sein Gespräch mit Tizir.
Tizir schien den Köder allerdings nicht zu schlucken: »Und Ihr kommt den weiten Weg persönlich, nur um mir das zu sagen?«
»Nein«, antwortete Cordovan. »Ich komme auch, um Euch noch einmal daran zu erinnern, dass Ihr Gast in Berenth seid. Und solltet Ihr den Winter über hier bleiben, wird man höhere Erwartungen an Euer Verhalten stellen.«
Nun zog der alte Mann erstaunt die rechte Augenbraue hoch. Seine Fassade der Überheblichkeit und Süffisanz bröckelte kurz. »Waren meine Manieren denn bisher nicht die Besten?«, fragte er nach einem unangenehmen Moment des Schweigens.
Cordovan hob beschwichtigend die Hände: »Gewiss doch. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass man Euch regelmäßiger kontrollieren wird. Und vermutlich wird die Stadt eine geringe Steuer erheben. Dafür werdet Ihr den Winter hinter dicken und sicheren Mauern verbringen.«
Tizir schien seinen letzten Ausführungen nicht die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, denn sein Blick war auf Dezlot fixiert. Der Alte hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verkniffen. Dezlots Blick haftete seinerseits auf dem Greis. Die beiden musterten einander voll offenkundigem Argwohn. Plötzlich schien ihm bewusst zu werden, dass Cordovan eine Antwort von ihm erwartete, und wandte sich wieder dem Kommandanten zu: »Gewiss, gewiss. Ihr tut nur Eure Pflicht. Doch erlaubt mir eine Frage. Wer ist der junge Soldat, der Euch begleitet? Ihr habt ihn mir nicht vorgestellt.«
»Das ist Rengal, ein neuer Rekrut«, log Cordovan. »Ich habe seine Ausbildung übernommen.«
»Er muss ein sehr begabter Mann sein, wenn Ihr ihn persönlich unter Eure Fittiche nehmt«, sprach Tizir
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