Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
weiß er, dass ich hier bin?«, fragte Tharador.
»Davon gehe ich aus. Graf Totenfels muss jedes Urteil selbst aussprechen.«
»Dann steckt also er dahinter«, murmelte Tharador.
»Ich konnte nicht umhin, Eure Unterhaltung zu belauschen«, sagte Rhelon schließlich. »Und ...«
»Und jetzt wollt Ihr mehr wissen«, seufzte Tharador.
»Ich wäre kein guter Chronist, würden mich solche Geschichten nicht interessieren.«
»Es ist besser für Euch, wenn Ihr nichts davon wisst«, wich Tharador aus.
»Sollte ein Mann nicht selbst entscheiden, was gut für ihn ist?«
»Nicht in diesem Fall. Zu viele sind für meine Geschichte bereits gestorben.«
»Eine Tragödie! Großartig, sind es doch die großen Tragödien, aus denen die größten Helden hervorgehen!«
»Ich habe aber versagt«, gestand Tharador bedrückt.
»Ich kannte einst einen Mann, der ähnlich trübselig war«, erwiderte Rhelon ungerührt. »Seine Geschichte war voll von Trauer und Tod, dennoch ist er zum größten Helden unserer Zeit geworden.«
»Also gut, Rhelon, dann erzählt mir eine Geschichte.«
»Seht Ihr! Ich wusste, dass wir uns die Zeit vertreiben können!«, freute sich der Chronist. Er senkte die Stimme ein wenig, um seine Geschichte besser zur Geltung zu bringen. Nach einem ausgiebigen Räuspern begann er schließlich: »Es begab sich zu einer Zeit, als das Böse auf Kanduras Einzug gehalten hatte. Und ich spreche nicht von ein paar Straßenräubern, sondern vom unendlich Bösen, wie man es sich schlimmer kaum vorstellen kann.
Der Mann, von dem ich erzähle, war zu dieser Zeit kein Junge mehr, aber auch noch nicht vom Leben gezeichnet. Er und seine Liebe, Nemena, hatten sich vom kriegerischen Westen des Landes verabschiedet, um weit im Osten ein neues Leben zu beginnen. Sie führten ein einfaches Leben voller Entbehrungen, dennoch waren sie glücklich. Eines Tages offenbarte Nemena ihrem Liebsten, dass sie ein Kind von ihm erwartete.
Ihr Glück schien vollkommen, bis ... ja, bis Nemena eines Tages getötet wurde. Bei einem Überfall wurde das kleine Dorf, in dem die beiden lebten, völlig zerstört. Der Mann überlebte das Massaker als Einziger. Er bestattete seine Frau und weihte das Dorf im Namen der Götter. Damals hatten die Kanduri sich gerade erst in die himmlische Festung zurückgezogen, und dieser Akt der Hingabe erregte ihre Aufmerksamkeit.
Möglicherweise konnte er nur deshalb all die Abenteuer überstehen, oder vielleicht ließ ihn der Wunsch nach Rache allen Widrigkeiten trotzen, jedenfalls wurde er letztlich zum größten Helden der Menschheit«, schloss Rhelon seine Geschichte. »Ihr seht, aus Tragödien erwachsen häufig die größten Recken. Noch heute wird Throndimar vielerorts verehrt ...«
»Sagtet Ihr Throndimar?«, fragte Tharador aufgeregt.
»Natürlich. Ihr kennt seine Geschichte?«, tat Rhelon unschuldig.
***
»Ich erwarte nur, dass du mir deine Pläne erklärst!«, beharrte Totenfels.
Alynéa strich ihm mit den Fingerspitzen der rechten Hand zärtlich über die Wange: »Liebster, du weißt, dass ich dir niemals schaden würde. Es ist besser, wenn du als Herrscher des Landes in derlei Dinge nicht verwickelt bist.«
Totenfels schnaubte missbilligend: »Du meinst, so wie ich nicht zu wissen brauchte, dass du eine Hexe bist?«
»Magierin.«
»Wie auch immer! Ich sitze in meinem Schlafgemach, zermartere mir das Hirn vor Sorge, und plötzlich tauchen du und Verren aus dem Nichts auf, mit einem blutenden Mann im Schlepptau. Was soll ich davon halten?«
»Dieser Mann ist ein Verschwörer gegen deine Macht, Liebster!«
»Ich kenne ihn nicht und habe ihn noch nie gesehen!«, schrie Totenfels sie an und schlug ihre Hand beiseite.
Alynéa verengte die Augen kurz zu Schlitzen, doch einen Atemzug später zierte bereits wieder ein versöhnliches Lächeln ihr Gesicht.
»Er und Dergeron trafen sich in den Todfelsen. Sie wollten die Macht an sich reißen. Verren und ich konnten im letzten Moment eingreifen und zumindest Dergeron niederstrecken ...«
»Ja, ja! Das hast du mir bereits erzählt! Aber wer ist der Mann, der jetzt in meinem Kerker in Ketten liegt?«
»Das werde ich noch herauszufinden.«
»Ich ...« Totenfels ließ sich schwer in einen gepolsterten Sessel fallen. »Ich hatte das alles einfach anders im Sinn.«
»Mein Liebling«, säuselte Alynéa und sank vor ihm auf die Knie. »Ich teile deinen Traum von unserer Verbindung doch auch. Sieh, als du mich aufnahmst, hast du mir so viel geschenkt. Du
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