Die Chroniken des Paladins 03. Das Buch Karand - Bellem, S: Chroniken des Paladins 3 Buch Karand
unwirsch. »Er wird wissen, was zu tun ist.«
»Und was sagt er?«
»Wenn ich das wüsste, müsste ich nicht auf seine Anweisungen warten, Idiot! Du solltest mir besser zuhören, wenn du wirklich etwas lernen willst«, raunte Tizir.
»Ja, Meister.« Tondar senkte demütig das Haupt.
»Nutzloser Bengel«, murmelte Tizir und fuhr sich mit den Fingern durch das schüttere, graue Haar. Der Herold würde wieder zu ihm sprechen, dessen war er sich sicher. Doch womöglich wartete er auch auf eine Nachricht von ihm ... »Lass mich allein.«
»Aber wo soll ich denn hin?«, fragte Tondar verblüfft.
»Egal, Hauptsache du störst mich nicht weiter!«
Der Junge zuckte die Achseln und schlurfte zur Tür. Als er sie öffnen wollte, drehte er sich noch einmal um. »Aber Ihr sagtet doch, ich soll nicht auffallen!«
»Im Moment sollst du vor allem hier nicht auffallen!«, entgegnete Tizir entnervt und wedelte mit der Linken, als wollte er eine Fliege vertreiben. Als Tondar endlich die Tür hinter sich schloss, atmete der Magier tief durch, um sie zu beruhigen.
Soll ich es tatsächlich wagen? , fragte er sich unschlüssig. Seinen Geist für den Astralraum zu öffnen, barg ein hohes Risiko. Hinter seinem geistigen Schutzwall war er nur für die mächtigsten Meister der Magie zu entdecken – und auch das nur, wenn sie in seiner Nähe befanden. Doch sobald er dem Astralraum erlaubte, ihn zu durchdringen, würde seine Aura hell und weithin sichtbar erstrahlen. Dann können mich selbst diese tölpelhaften Kleriker mit ihren lächerlichen Zauberstäben finden! , dachte er und kaute unruhig auf der Unterlippe. Aber ich muss mit dem Herold sprechen! Ich muss ihm mein Versagen gestehen.
Der letzte Gedanke sandte ihm eisige Schauer das Rückgrat entlang. Soll ich das wirklich tun? War es denn tatsächlich meine Schuld?
Tizir schüttelte entschieden den Kopf. Nein, dass die Kleriker seinen Angriff vereiteln konnten, war nicht seine Schuld. Der Herold hatte den Plan ersonnen und musste gewusst haben, dass der Orden den König bei einer solch wichtigen Kundgebung nicht allein lassen würden.
Warum gab er mir dann überhaupt den Befehl? Hat er vielleicht darauf vertraut, dass ich stärker bin als diese Fanatiker? Ihn beschlichen weitere Zweifel. Oder ... wusste er, dass ich unterliegen würde?
Wieder schüttelte Tizir den Kopf. Der Herold hätte ihn nicht sinnlos geopfert. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.
Tizir atmete tief durch, so lange, bis sich sein Herzschlag spürbar verlangsamte. Er versank in den Atemübungen der phelonischen Mönche und verkehrte die Wirkung ins Gegenteil. Mit jedem Herzschlag fühlte er mehr seiner Kräfte zurückkehren.
Vor ihm öffnete sich der Astralraum, und Tizir tauchte ein in das Meer aus Erinnerungen an frühere Zauberer und rohe magische Kraft, die nur darauf wartete, gebündelt zu werden.
Er schloss die Augen und richtete die Gedanken auf die zerstörerische Kraft einer lodernden Flamme. Grell und heiß brannte sie sich durch seine Lider. Tizir öffnete die Augen und betrachtete seine geschlossene rechte Hand. Er öffnete sie und drehte die Handfläche nach oben. Durch einen einfachen Befehl, den bloßen Wunsch, die Realität zu verändern, erschien eine kleine Flamme, die dicht über seiner Hand schwebte. Er bewegte spielerisch die Finger, und das magische Feuer hüpfte knisternd über seine Fingerspitzen.
Schließlich hatte Tizir genug von der Übung, schloss die Hand zur Faust und blies einmal kräftig hinein. Als er sie wieder öffnete, war die Flamme verschwunden.
»Herold. Hier spricht dein ergebener Diener«, flüsterte er in den endlosen, schwarzen Astralraum hinein.
»Ah, Shango, endlich kommst du aus deinem Versteck!«, antwortete die Stimme. Tizir schrak für einen Herzschlag zusammen. Die Stimme des Herolds schien das gesamte Zimmer zu erfüllen, als wäre er tatsächlich hier. »Ich fragte mich schon, wann du unvorsichtig werden würdest.«
»Unvorsichtig?« Dem alten Magier blieb nicht genug Zeit, die Tragweite der simplen Äußerung zu begreifen, als sich vor ihm ein gräulicher Nebel bildete, der sich rasch zu den Formen eines hageren Mannes verdichtete.
»Du ... du bist nicht der Herold!«, hauchte Tizir, als er sich der Katastrophe bewusst wurde.
***
Irgendwo hier ist der Junge! , dachte Phelyne angespannt. Seine Aura flackerte stärker als sonst. Sie war sicher, dass er hier irgendwo steckte. Aber welches Haus? Ratlos sah sie sich um. Wenn ich an die falsche Tür
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