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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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die Fremden gekümmert haben, werde ich mich meinen eigenen Bedürfnissen widmen. Bis dahin muss ich sie beiseiteschieben.«
    Jaryd hätte gerne mehr gesagt, hätte sie gerne davor gewarnt, die eigenen Gefühle zu fest wegzuschließen. Aber er wusste auch, dass er sich in dieser Angelegenheit auf ihr Urteil verlassen musste, und er war nicht sicher, ob er sich in der gleichen Situation nicht die gleiche stoische Haltung abverlangt hätte. Also nickte er schließlich, und sie kehrten, immer noch Hand in Hand, schweigend zu den anderen zurück.
    Trahn hatte sich nicht von der Stelle gerührt, an der sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, aber nun unterhielt er sich mit Ursel, die von ihrem Spaziergang am Strand zurückgekehrt war. Als die Sonne nun so tief am Himmel hinter dem Wald stand, reckten sich die Schatten der hohen Bäume über den Strand und hatten schon beinahe die Stelle erreicht, an der die beiden Magier saßen. Das erste Viertel des neuen Mondes hing tief über ihnen und warf sein bleiches Licht aus dem tiefer werdenden Blau des Spätnachmittagshimmels.
    »Es wird bald dunkel sein«, sagte Trahn und schaute über die Schulter, um die Position der Sonne zu erkennen. »Wir sollten vielleicht etwas essen.«
    »Wenn du Hunger hattest«, erwiderte Baden grinsend, »hättest du doch schon ohne uns anfangen können.«
    »Es ist jedenfalls gut, dass ihr jetzt wieder da seid«, warf Ursel ein. »Er hat schon angefangen, meinem Falken seltsame Blicke zuzuwerfen - als stellte er sich vor, wie der Vogel auf einem Bratspieß aussehen würde, mit ein wenig Shan gewürzt.«
    Sie lachten alle, und Trahn und Ursel standen auf, um sich an den Essensvorbereitungen zu beteiligen. Trahns großer brauner Falke und Ursels schlanker schwarzgrauer Vogel waren beide nicht an Wald- und Strandverhältnisse gewöhnt. Daher jagten Ishalla und Fylimar und Badens und Nialls Eulen für sie alle und brachten Vögel und Kaninchen zurück, die die Magier über dem Feuer brieten. Ursel hatte in ihrem Umhang noch einen großen Beutel Trockenobst und einen Schlauch mit Wein von Tobyns Ebene, die sie mit auf Patrouille genommen hatte, und teilte all das mit den anderen. Während der Schatten den Strand nach und nach überzog und die Sonne hinter dem dichten Wald verschwand, genossen die Magier ihr bescheidenes Mahl und unterhielten sich leise, wobei sie sorgfältig vermieden, über das zu sprechen, was zuvor an diesem Tag in der Großen Halle geschehen war und wen sie bald in dem Wald, der sich dunkel in ihrem Rücken erhob, treffen würden. Sterne begannen am samtblauen Himmel zu glitzern, und der Mond, der die Sonne schließlich über den westlichen Horizont gescheucht hatte, schien zunehmend heller auf die Kiefern und den Sand. Und als die letzten Spuren des Tageslichts verschwunden waren, wandten sich die sechs Magier vom Meer ab, das sich nun wieder zurückzuziehen begann, und spähten wachsam in Richtung Wald. Sie dämpften das Licht ihrer Cerylle, ließen das Feuer jedoch weiterbrennen, denn sie waren unsicher, wie schwer oder leicht es sein würde, das Schimmern zu bemerken, das Phelans Erscheinen ankündigte. Als die tanzenden gelben Flammen dem zornigen Rot von Treibholz-Holzkohle wichen, senkte sich angespanntes Schweigen über den Strand. Ich habe schon mit Theron gesprochen, erinnerte sich Jaryd zum zweiten Mal an diesem Tag, und wir haben von Phelan erheblich weniger zu fürchten als von dem Ersten Eulenmeister. Er wusste, dass das stimmte - Nialls Geschichte hatte es bestätigt. Dennoch, Phelan war ein Unbehauster, und sie würden ihm bald gegenüberstehen. Abermals hatte Jaryd, wie schon zuvor, als er mit Alayna am Strand entlanggegangen war, eine schreckliche Vorahnung. Sein Pulsschlag war wie ein rauschender Fluss, toste in seinen Ohren, bis das Geräusch drohte, sogar das Meeresrauschen zu übertönen. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, und wünschte sich, er hätte nichts gegessen.
    »Ich hatte gehofft, es würde diesmal einfacher sein«, murmelte Alayna, und die Angst war ihr deutlich anzuhören, obwohl sie nur flüsterte.
    Jaryd versuchte zu lächeln und warf ihr einen kurzen Blick zu.
    »Dort!«, rief Trahn, und seine Stimme klang unnatürlich laut.
    Jaryds Blick zuckte zum Wald zurück, und sein Herz begann, laut zu schlagen. Wo einen Augenblick zuvor nur Schatten gewesen war, entdeckte er nun ein schwaches silbriges Schimmern, als wäre der Mond vom Himmel gefallen und läge nun zwischen den Bäumen. Es

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