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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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wurde heller, sah ganz ähnlich aus wie Therons Leuchten, und erhellte den Wald von innen her.
    Baden erhob sich. »Kommt«, befahl er nervös. »Es hat keinen Sinn, es hinauszuzögern.«
    Auch die anderen standen auf, und sie gingen auf das Schimmern zu, über den Strand und die steile Böschung zum Wald hoch. Jaryd erreichte den Wald als Erster, und während er atemlos dastand, bemerkte er, dass das Licht näher an den Waldrand gewandert war. Er blickte zu dem Viertelmond auf und dann wieder zu dem silbernen Leuchten. Das eine schien hervorragend zum anderen zu passen.
    Die anderen Magier hatten Jaryd bald eingeholt, und langsam gingen sie unter den Bäumen hindurch, schoben sich an den riesigen Stämmen vorbei, bis sie zu einer kleinen Senke kamen, wo die geisterhaft bleichen Gestalten von Phelan und seinem Wolf sie erwarteten.
    Der Wolfsmeister war ein riesiger Mann. Er war einen ganzen Kopf größer als Baden, der der Größte der Gruppe war, und seine Brust schien doppelt so breit zu sein wie die des Eulenmeisters. Jaryd fragte sich, wo der Orden damals wohl einen so großen Umhang gefunden hatte. Phelans Unterarme, so massiv wie Äste, waren muskulös, und sein Hals war so dick wie Jaryds Oberschenkel. Und dennoch, so Furcht einflößend das wirken mochte, er hatte ein erstaunlich freundliches Gesicht. Sein lockiges schwarzgraues Haar und sein dichter Bart rahmten einen breiten, vollen Mund und runde Wangen, die sicherlich rosig gewesen wären, hätte er nicht als durchscheinender Geist vor ihnen gestanden. Jaryd konnte nur raten, welche Farbe seine Augen früher gehabt hatten. Sie leuchteten hell und klar, wie Sterne, die man in einer klaren Winternacht vom Himmel gepflückt hatte.
    Ein leises Knurren lenkte Jaryds Aufmerksamkeit auf den Wolf, der neben dem Mann stand. Wie der Wolfsmeister selbst war auch das Tier riesig, mit Pfoten so groß wie Jaryds Hand. Es schimmerte blass silbern, in der Farbe der matten Wintersonne, wenn sie sich im Meer spiegelt. Seine Augen erinnerten an die von Phelan, und in ihnen stand eine Intelligenz, ein Bewusstsein, das beinahe fremdartig wirkte. Das Tier hatte die Nackenhaare aggressiv gesträubt und knurrte abermals.
    »Still, Kalba«, beruhigte der Wolfsmeister seinen Vertrauten, und seine Stimme war so tief und sanft wie die Morgenflut. Er streichelte über den Rücken des Tiers, strich das Fell glatt. »Still. Ich bin sicher, dass unsere Gäste uns aus gutem Grund stören.«
    »Wir grüßen dich, Wolfsmeister«, sagte Baden klar und deutlich und verbeugte sich bei diesen Worten. Die anderen folgten seinem Beispiel. »Verzeih uns unser Eindringen, aber wir brauchen deinen Rat. Ich heiße Baden. Meine Begleiter«, fuhr er fort und zeigte nacheinander auf die anderen Magier, »sind Niall, Trahn, Ursel, Alayna und Jaryd.«
    Phelans Miene blieb reserviert. »Willkommen auf Ellibar Dorn«, entgegnete er. Seine Hand ruhte immer noch im Nacken des Wolfs. »Das hier ist Kalba, und offensichtlich wisst ihr, wer ich bin.«
    »In der Tat, Wolfsmeister. Was du als Ellibar Dorn bezeichnest, kennen wir als Phelans Dorn«, sagte Baden. »Wir fühlen uns geehrt, deine Gäste sein zu dürfen.«
    Der Geist tat das Kompliment mit einer wegwerfenden Geste ab. »Phelans Dorn«, wiederholte er. »Daran werde ich mich kaum gewöhnen können. Warum einen Landstrich nach einem Geist benennen? Ellibar hatte zumindest einmal eine Bedeutung, als wir noch die alte Sprache benutzten.« Er schwieg eine Weile, als hätte er vergessen, dass er und Kalba nicht allein waren. »Aber ihr seid sicher nicht von so weit her gekommen, um mit mir über den Namen dieser Landspitze zu sprechen«, sagte er schließlich und sah sie wieder an. »Ihr habt davon gesprochen, dass ihr meinen Rat braucht. Ich nehme an, es geht um die Fremden?« »Du weißt von ihnen?«
    Phelan nickte. »Ich habe einiges gesehen, ja.«
    »Dann weißt du auch von dem Verräter im Orden?« Das Gesicht des Wolfsmeisters wurde plötzlich zu einer
    Maske aus Stein, und die Augen glitzerten wie Eis. »Ja. Seid ihr mit ihm fertig geworden?«
    Nun war es an Baden zu nicken. »Er ist tot. Aber die Gefahr durch die Fremden bleibt bestehen. Wir brauchen deine Hilfe.«
    »Ja«, stimmte Phelan ihm kühl zu. »So ist es.« Danach sagte niemand etwas, und nach einiger Zeit fuhr der Wolfsmeister fort. »Es hätte niemals so weit kommen dürfen! Ich kann verstehen, dass die Fremden in Tobyn-Ser eindringen konnten, weil das geistige Netz nicht mehr besteht,

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