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Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht

Titel: Die Chroniken von Amarid 02 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Tisch gesetzt hatte, bemerkte er, wie eine Gestalt im Umhang eines Magiers das Gasthaus betrat und rasch zur Treppe ging. Die Person hatte die Kapuze aufgesetzt, und Niall konnte das Gesicht nicht sehen. Aber er erkannte den blattgrünen Ceryll und die dunkel gestreifte Eule und begriff ein wenig überrascht, wer da gekommen war. Die Gestalt im grünen Umhang besuchte die angeklagten Magier nur kurz und ging dann sofort wieder die Treppe hinunter und schlüpfte hinaus ins Spätnachmittagslicht. Ruhig und beiläufig erhob sich Niall von seinem Tisch. Er ging ins Sonnenlicht hinaus, ließ sich eine Minute Zeit, damit seine Augen sich daran gewöhnen konnten, und sah sich dann in der schmalen Gasse nach der Gestalt im Kapuzenumhang um. Er entdeckte niemanden und spürte, wie kalte Panik in ihm aufstieg. Er unterdrückte das Gefühl, blieb stehen und lauschte. Selbst ein Magier konnte nicht spurlos in der Stadt verschwinden. Er wartete, hielt den Atem an ... ... und hörte den Widerhall rascher Schritte in einer Gasse rechts von ihm. Er schlich lautlos zum Ende der Straße und entdeckte den grünen Ceryll und die Eule. Er seufzte tief und erleichtert, spürte, wie sein Pulsschlag sich wieder normalisierte, und gestattete sich ein kurzes Lächeln. Dann folgte er seiner Beute und hoffte, dass sie ihn zu weiteren Magier führen würde, die sich gegen den Orden verschworen hatten.
    Es kam Jaryd so vor, als wäre in diesen wenigen Stunden, die er mit Alayna im duftenden Gras im Schein der wärmenden Sonne verbracht hatte, die Zeit stehen geblieben. Er und Alayna hatten sich ineinander und in der idyllischen Schönheit der Lichtung verloren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren die Rehe, die in den Wald geflohen waren, als Baden die jungen Magier auf die Lichtung führte, zurückgekehrt, um zu grasen. Zwei Falken kreisten auf der Suche nach einer Abendmahlzeit über dem Hügel und wurden von Ishalla und Fylimar neugierig beäugt. »Das war es, was ich in der anderen Vision sah, die ich von dir hatte«, gestand Alayna, während sie nebeneinander lagen und die Falken beobachteten.
    »Wie meinst du das?«
    »Das hier«, sagte sie und errötete leicht. »Wir beide zusammen auf dieser Wiese.«
    Er grinste und küsste sie sanft. »Das muss wirklich eine Vision gewesen sein!«
    Sie kicherte und erwiderte den Kuss. »Allerdings.«
    Kurz darauf verschwand die Sonne hinter den Bäumen, und die Luft auf der Lichtung wurde kühler. Widerstrebend zogen die jungen Magier sich an und entzündeten ein kleines Feuer. Und mit der kalten Luft und dem dunkler werdenden Himmel kehrte auch die Sorge um Baden, Trahn und Orris zurück. Der Eulenmeister hatte ihnen keinen Zeitplan für die Ereignisse geben können, die er in Bewegung setzen wollte; er hatte nicht gesagt, wann sie seinen Boten erwarten sollten. Und wenn man bedachte, wie der Nachmittag sich entwickelt hatte, hätte eine frühe Ankunft von Badens Boten Jaryd und Alayna auch in gewaltige Verlegenheit gebracht. Dennoch, als sie nun schweigend am Feuer saßen und sich zwei Wachteln brieten, die ihre Vögel ihnen gebracht hatten, spürte Jaryd, wie er wieder unruhig wurde. Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn ein Zweig unter einem Rehhuf knackte oder eine Eule aus dem nahen Wald rief, und obwohl sie seit Stunden nichts gegessen hatten und der Vogel, den er briet, wunderbar roch, stellte er fest, dass er keinen großen Hunger hatte. Alayna, die neben ihm saß, bewegte sich ein wenig und sah ihn an. »Es könnte auch morgen sein«, sagte sie leise. »Und wenn sie sich entschließen, dass die Verhandlung vor dem ganzen Orden stattfinden soll, könnte es sogar mehrere Tage dauern. Du musst dich irgendwie entspannen.« »Ist das denn so offensichtlich?«
    Als Antwort zuckte sie nur die Schultern.
    Jaryd lächelte bedauernd. »Es tut mir Leid. Wahrscheinlich geht es dir ziemlich auf die Nerven.«
    Wieder das Schulterzucken, obwohl Alayna sich diesmal ein Grinsen nicht verkneifen konnte. »Sagen wir einfach, dass ich im Augenblick hoffe, dass sie sich zu einer sofortigen Verhandlung entschließen.«
    Er lachte. »Also gut, ich werde daran arbeiten.« Er drehte den Spieß mit der Wachtel ein bisschen weiter. »Ich habe das Gefühl, wir sollten uns irgendwie vorbereiten«, sagte er einen Augenblick später. »Es fühlt sich seltsam an, einfach nur hier zu sitzen, während Baden und die anderen vor Gericht stehen.«
    »Was sollten wir denn tun?«
    Jaryd schüttelte den Kopf. »Das ist es ja: Ich habe

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