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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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»Aber nicht weit.« »Das ist Norden«, erklärte der Mann.
    »Dann nach Norden.«
    Das kleine Fahrzeug bewegte sich weiter und fädelte sich in den Strom von Transportern ein, der langsam durch die Straßen des Einundzwanzigsten Bezirks floss. Gwilym schaute aus dem Fenster und betrachtete die Gesichter der Menschen auf den Gehwegen. Er wusste, den Zauberer würde er unter ihnen nicht finden. Inzwischen hatte der Mann aus Tobyn-Ser sicher begriffen, dass er in den Gassen und Seitenstraßen besser dran war als auf den Hauptstraßen. Aber Gwilym sah sich dennoch um und suchte nach allem, was ihm vielleicht sagen könnte, wo sich der Zauberer befand.
    Sie fuhren eine ganze Weile umher, umkreisten Block für Block, sodass Gwilym sich jede Gasse ansehen konnte. Das Selbstvertrauen, dass er empfunden hatte, als sie von der Höhe abbogen, ließ langsam nach und wich einer Unsicherheit und Angst, die ihm in den vergangenen Wochen nur allzu vertraut geworden war. Er suchte - inzwischen verzweifelt, denn das graue Tageslicht begann zu schwinden - nach einem einzelnen Mann, und das an einem so unmöglich großen Ort, wie er ihn sich nicht einmal hätte vorstellen können, bevor er sein Heim verlassen hatte. Er spürte, wie ihm die Verzweiflung wie Eiswasser ins Herz sickerte. Er musste an Hertha denken und befürchtete, in Tränen auszubrechen.
    Als sie zum nächsten Block kamen und die Straßenlampen des Nal angeschaltet wurden, fiel Gwilym etwas gleichzeitig Fremdes und Vertrautes auf. Auf der anderen Seite des Platzes leuchtete eine der Lampen unregelmäßig. Als er genauer hinsah, erkannte Gwilym, wieso. Der Schirm war gesprungen und hatte auf einer Seite einen Fleck, genau wie die Lampe, die er in seinem Traum von dem Zauberer gesehen hatte.
    »Dort!«, rief er so plötzlich, dass sein Führer zusammenzuckte und den Transporter gefährlich nah an ein anderes Fahrzeug heranlenkte.
    »Hast du ihn entdeckt?«, fragte der Mann und sah sich aufgeregt um.
    »Nein!« Gwilym konnte sich kaum mehr beherrschen. »Diese zerbrochene Straßenlampe da drüben«, sagte er und zeigte darauf. »Dort muss ich hin.«
    Der Mann starrte ihn skeptisch an. »Bist du sicher?«, fragte er.
    Bevor Gwilym antworten konnte, begann es zu nieseln, und der Regen verschmierte die Scheiben des Transporters. Das ist meine Vision, dachte Gwilym. Es wird geschehen. »Ja«, sagte er schlicht. Er packte den Türgriff. »Ich steige hier aus.«
    »Weißt du, wie du dich wieder mit uns in Verbindung setzen kannst?«
    Gwilym zögerte.
    »Siehst du die Gasse dort?«, fragte der Mann und zeigte auf eine schmale Straße, die etwa auf halbem Weg zwischen dem Transporter und Gwilyms Straßenlampe abzweigte. »Geh zur entsprechenden Straße drei Blocks westlich und zwei nördlich von hier«, erklärte er und sah sich, während er sprach, weiterhin wachsam um. »Genau in der Mitte der Gasse gibt es eine kleine Tür. Klopfe erst einmal, dann zweimal. Ich werde dich reinlassen.«
    Gwilym nickte und wiederholte die Anweisungen noch einmal, um sie sich gut einzuprägen. Er spähte in die Gasse hinein, die sein Führer ihm gezeigt hatte, und seufzte. Diese Blocks waren alle so gleich und so symmetrisch; er konnte sich hier kaum orientieren. Er war nicht sicher, die entsprechende Gasse im nächsten Block finden zu können, ganz zu schweigen von einer, die so weit entfernt lag. »Ich werde sie finden«, sagte er trotzdem so zuversichtlich wie möglich. »Danke für alles.«
    Der Mann hatte sich wieder nach vorn gewandt, als mache ihn Gwilyms Dankbarkeit verlegen. »Geh schon, Steinträger«, sagte er und hielt den Transporter an. »Lass den Stein zugedeckt, und pass auf dich auf.«
    Gwilym steckte den Stab in den Mantel, den er immer noch trug, griff nach den Riemen seines Rucksacks und stieg aus dem Transporter in den kalten Nieselregen. Er eilte zum Gehweg und sah von dort zu, wie sich das verbeulte alte Fahrzeug weiterbewegte. Dann ging er auf die Lampe mit dem zerbrochenen Schirm zu. Der Himmel wurde schnell dunkler, und Gwilym begriff, dass er keine Ahnung hatte, wann der Zauberer auftauchen würde. In seiner Vision war es dunkel gewesen, aber das hätte jeden beliebigen Zeitpunkt des Abends und der Nacht beschreiben können. Er beschleunigte seine Schritte.
    Als er die Gasse erreicht hatte, sah Gwilym sich um, um sich zu überzeugen, dass niemand ihn beobachtete. Dann betrat er die Gasse. Nun war er vollkommen wach und aufmerksam, und sein Pulsschlag raste. Die Mörder

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