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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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gegenübergesehen, die die Natur ebenso nachäfft, wie sie sie leugnet. So etwas erlebt zu haben, erfahren zu haben, dass es so etwas gibt, wird dazu führen, dass die Menschen unseres Landes die Welt nie wieder so betrachten können wie zuvor. Selbst wenn wir niemals wieder angegriffen werden sollten, werden wir nicht dieselben sein, nachdem wir solche Zerstörung erlebt haben. Aus Kapitel zwei des »Berichts von Eulenmeister Baden über seine Verhöre des Ausländers Baram«, vorgelegt auf der 1014. Versammlung des Ordens der Magier und Meister, im Frühjahr des Gottesjahres 4625.
     
    Trotz der Forschheit, mit der sie Orris und Dob gegenüber davon gesprochen hatte, Herrscherin zu werden, hatte Melyor Zweifel. Tatsächlich hatte Orris nur die falsche Frage gestellt. Es zählte viel weniger, was die Bevölkerung des Nal von einer gildriitischen Herrscherin hielt, als was die Offiziere der SiHerr und die überlebenden Nal-Lords dachten. Und Melyor hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, was sie denken würden.
    Wie sie dem Magier schon gesagt hatte, half es natürlich, dass sie Cedrych selbst getötet hatte. Ebenso wie der einäugige Mann sich zum Nachfolger von Durell gemacht hatte, indem er den Herrscher umbrachte, hatte Melyor sich zu Cedrychs Erbin gemacht, indem sie ihn tötete. Es erwies sich auch als hilfreich, dass ihr Ruf weit über den Vierten und sogar über die Grenzen von Cedrychs Herrschaftsbereich hinausgedrungen war. Sämtliche Nal-Lords und Gesetzesbrecher in Bragor-Nal hatten von Melyor i Lakin gehört. Sie war schlau, konnte mit Messer und Werfer hervorragend umgehen, und sie war ein fähiger Nal-Lord, der einen von Cedrychs profitabelsten Bezirken geführt hatte. Gut, es hatte sich auch bereits herumgesprochen, dass sie zusätzlich zu alldem Gildriitin und Steinträgerin war, aber sie hoffte, dass man sie zum Herrscherrat zulassen würde, bevor die Gerüchte sogar Trestor oder Alt-Merne erreicht hatten.
    Wie sie schon angenommen hatte, blieben die meisten von Cedrychs Leuten bei ihr, was genügte, um eine imponierende Armee zu bilden, wenn sie sie mit Jibbs Leuten vereinte.
    Die SiHerr und die anderen Nal-Lords blieben allerdings ein Problem, oder zumindest war Melyor dieser Ansicht. Als sie am Tag nach Cedrychs Tod die Papiere des Oberlords durchging und sich um die Reparaturen der Räume kümmerte, die zumindest für die nächsten Tage ihr Hauptquartier darstellen sollten, summte unerwartet der Sprechschirm auf Cedrychs Schreibtisch. Nach einem raschen Blick zu Jibb und Orris, die bei ihr im Büro waren, und einem kurzen Schulterzucken schaltete sie den Schirm ein. Das Gesicht, das einen Augenblick später vor ihr erschien, war eins, das sie schon oft auf Bildern gesehen hatte, aber persönlich hatte sie dem Mann noch nie gegenübergestanden. Er war beträchtlich gealtert, seit diese letzten Bilder gemacht worden waren. Sein Haar hatte nun die Farbe von Stahl, und seine Wangen waren faltig und hohl und ließen ihn ausgemergelt aussehen. Aber seine dunklen Augen ließen keinen Zweifel an seiner Intelligenz und seinem überragenden Selbstvertrauen, und in der adretten blauen Uniform der SiHerr, deren Kommandant er war, war der Mann immer noch von Furcht erregender Präsenz, sogar auf einem Schirm. Melyor blinzelte und versuchte, gegen die plötzliche Beschleunigung ihres Pulsschlags anzukämpfen. »Guten Tag, Oberlord«, sagte der Mann mit einem Lächeln, das ihn wie ein grinsendes Gespenst aussehen ließ. »Guten Tag, General Slevin«, erwiderte Melyor mit fester Stimme. »Womit kann ich dienen?«
    »Tatsächlich hatte ich vor, dasselbe zu fragen.«
    Melyor hätte beinahe staunend den Mund aufgerissen, und sie war nicht sicher, ob sie wirklich richtig gehört hatte. »Ich ... ich fürchte, ich verstehe nicht so recht.«
    »Soll das heißen, dass du nicht vorhattest, um Zulassung zum Rat nachzusuchen?«, fragte er, obwohl sein Tonfall deutlich machte, dass er es besser wusste.
    Es hatte keinen Sinn, es abzustreiten. »Ich wollte den Antrag morgen einreichen«, sagte sie aufrichtig.
    »Wie ich erwartet habe«, erwiderte er und grinste wieder. Selbstverständlich hat er es erwartet, dachte sie. Er befehligte die SiHerr seit Jahren. Sie fragte sich, wann er zum letzten Mal von etwas, was im Nal geschah, überrascht worden war, und als sie dann kurz zu Orris hinschaute, erkannte sie, dass das vielleicht doch nicht so lange zurücklag. Es fiel ihr auch erst in diesem Augenblick ein, dass die

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