Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
SiHerr verlassen und in die Blocks zurückkehren sollen. Ein Mann mit deinen Fähigkeiten hätte in jedem Bezirk Arbeit finden können. Selbst wenn die Dinge sich verändern, kann ein Nal-Lord oder ein Oberlord immer jemanden brauchen, der mit Messer und Werfer umgehen kann. Aber dich an Marar zu verkaufen!« Jibb fehlten einen Augenblick lang die Worte, und er schüttelte den Kopf. »Als du mit ihm gesprochen hast, konnte ich immer nur denken >Und an diesen Mistkerl hat er Melyor verraten?<« »Ich habe es nicht für Marar getan. Ich habe es für Gold getan.«
»Marars Gold!«, zischte Jibb. »Hier geht es um mehr als um Gier! Es ist schlimmer als das. Du hast uns alle verraten. Melyor, mich, den Rest der Garde!« Zum zweiten Mal schüttelte er den Kopf. »Wie sollen wir dir jetzt noch trauen?«
Ich habe dir das Leben gerettet, wollte Premel sagen. Bedeutet das denn gar nichts? Aber selbstverständlich sagte er nichts. Er wagte es nicht. Stattdessen wandte er sich einfach ab und murmelte: »Ich bin nicht sicher.« »Ich auch nicht, Premel. Du warst der beste Mann, den ich hatte, und du hast alles weggeworfen.«
Sie blieben einige Zeit so stehen, und beide schienen darauf zu warten, dass der andere etwas sagte.
»Kann ich dich etwas fragen?«, sagte Premel schließlich. Jibb starrte ihn einen Augenblick an. »Wahrscheinlich.« »Wenn du sie nicht lieben würdest, wärst du dann mit der Art, wie sie das Nal regiert, einverstanden?«
Jibb wurde rot und er ballte die Fäuste, aber einige Zeit gab er keine Antwort. Als er es schließlich tat, klang er erstaunlich zurückhaltend. »Ja«, sagte er. »Aber ich habe lange gebraucht, um das zu begreifen. Sie ist klüger als wir, Premel. Das solltest du inzwischen wissen. Sie sieht Dinge, die uns anderen entgehen. Deshalb war sie im Stande, Cedrych zu besiegen. Deshalb ist sie Herrscherin.«
Premel nickte, und es gelang ihm sogar zu lächeln. »Ich habe eine Weile gebraucht, aber ich beginne es nun auf ähnliche Weise zu sehen.«
»Es ist ein bisschen spät.«
»Tatsächlich, General?«, wagte Premel zu sagen. »Die Herrscherin scheint nicht dieser Ansicht zu sein. Nur du.« Jibb starrte ihn wütend an. »Die Herrscherin ist manchmal ein wenig zu nachgiebig.«
Premel schüttelte trotzig den Kopf. »Nein. Du kannst nicht alles haben. Wenn sie Recht hat, was das Nal und die Veränderungen angeht, dann musst du auch akzeptieren, dass sie in meiner Sache Recht hat.«
»Wage es nicht, mir zu sagen, was ich tun muss!«, sagte Jibb mit lauter Stimme. Wieder einmal fragte sich Premel, ob der General ihn gleich schlagen würde, aber stattdessen begann er in der kleinen Heberkabine hin und her zu gehen; mit hektischen Bewegungen, den Blick auf den Boden gerichtet. »Du bist ein Verräter! Wegen dir wäre Melyor beinahe getötet worden - du bist zum Teil für den Tod von dreien meiner Männer verantwortlich! Und du fragst dich, wieso ich nicht bereit bin, dir zu verzeihen?«
»Ich habe dir auch das Leben gerettet, und als Marar mir befohlen hat, dich zu töten, habe ich stattdessen beschlossen zuzugeben, was ich getan hatte.«
Jibb blieb vor ihm stehen, und diesmal schlug er tatsächlich zu; mit der Rückseite der gesunden Hand traf er Premels Wange. Premel taumelte rückwärts, richtete sich aber rasch wieder auf.
»Sprich nie mehr darüber, dass du mir das Leben gerettet hast!«, sagte Jibb und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Hier geht es nicht um mich! Hier geht es um Melyor und was du ihr angetan hast!«
»Warum nimmst du es dann so persönlich?«
Jibb machte einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu, aber Premel wich nicht von der Stelle.
»Weil sie meine Herrscherin ist«, sagte Jibb. »Und weil sie meine Freundin ist. Und weil sie beides auch für dich war und du immer noch das Gold vorgezogen hast. Das kann ich dir nie verzeihen, selbst wenn sie es kann.« Er hielt inne und fuhr sich mit der Hand durch das wirre, dunkle Haar. »Aber was schlimmer ist, du warst mein Freund. Ich habe dir ihre Sicherheit anvertraut, weil du wusstest, wie viel sie mir bedeutet, und weil ich dachte, du würdest sie um jeden Preis retten wollen, genau wie ich es tun würde.«
Premel stand vollkommen reglos dar und kämpfte gegen die Tränen an. Er überlegte verzweifelt, was er sagen sollte. Aber es gab nichts zu sagen, zumindest nichts, was etwas bewirken würde. Am Ende spielte es keine Rolle, ob Melyor ihm eine neue Chance geben würde. Es war Jibb, dessen Respekt er sich wünschte,
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