Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
deutliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los, Premel?«, fragte er. »Gibt es etwas, was du mir sagen willst?«
Der Gardist verzog das Gesicht. »Also gut. Mir gefällt diese ganze Sache einfach immer noch nicht. Ich begreife nicht, wieso du so darauf versessen bist, Jibb töten zu lassen, oder auch Melyor. Vor einer Woche wolltest du noch, dass sie am Leben bleibt.«
»Du brauchst dich nicht um meine Gründe zu kümmern, Premel. Das geht dich nichts an. Du tust einfach, was ich dir sage, und freust dich an deinem Gold, und dann kommen wir gut miteinander zurecht. Ist das klar?« »Vollkommen. Ich sage ja nur, dass es leichter für mich wäre, deinen Befehlen zu folgen, wenn ich sie begreife. Ist das so unvernünftig?«
Der Herrscher kniff die Augen zusammen. Etwas stimmte hier ganz entschieden nicht. »Nein. Aber früher hat dich so etwas nie interessiert.«
Premel zögerte, dann schüttelte er den Kopf und versuchte zu lächeln. »Du hast Recht. Vergiss einfach, dass ich es erwähnt habe.«
Unwahrscheinlich. »Selbstverständlich, Premel.«
Marar beugte sich vor, um den Schirm abzuschalten. »Herrscher.«
Er hielt inne und lehnte sich wieder zurück. »Ja, Premel?« Der Gardist holte tief Luft. »Ich bin lange Zeit nicht mehr bezahlt worden. Ich glaube ... ich glaube, du schuldest mir noch drei Barren Gold.«
Marar lächelte. Darum ging es also. »Ja, ich weiß. Wie ich dir schon sagte, ich habe mir Gedanken gemacht, ob du fähig genug bist. Du hast mich bei diesem Gespräch allerdings ein wenig beruhigt.«
»Heißt das, du wirst mich jetzt bezahlen?«
»Bald. Sobald ich weiß, dass Jibb und Melyor tot sind, schicke ich dir, was ich dir schulde. Du kannst es als Belohnung für einen gut ausgeführten Auftrag betrachten.« »Aber das entspricht nicht unserem Abkommen. Wir haben einen Zeitplan für die Zahlungen festgelegt.«
Marar spürte, wie seine Züge erstarrten. »Premel, du bildest dir anscheinend ein, unersetzlich zu sein. Das bist du nicht. Es würde mir nichts ausmachen, dich an Melyor zu verraten und einen anderen zu finden, der deine Stelle einnimmt. Ich schlage vor, dass du das beim nächsten Mal nicht vergisst, wenn du das Bedürfnis hast, dich bei mir über Änderungen hinsichtlich unseres Abkommens zu beschweren.« Er beugte sich wieder vor und hielt den Finger über den Schalter. »Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?«
Premel starrte ihn noch einen Augenblick wütend an, und seine Wangen verfärbten sich rot, als hätte Marar ihn vor seinen engsten Freunden getadelt. Aber als er schließlich sprach, klang er demütig. »Nein, Herrscher.«
»Gut. Ich werde wieder mit dir sprechen, wenn sie tot sind. Und nicht vorher.«
Der Herrscher drückte auf den Knopf und unterbrach das Gespräch. Dann lehnte er sich wieder zurück und schüttelte den Kopf. Er hatte wirklich keine Zeit für solchen Unsinn, und es gefiel ihm nicht, was er gerade an Premel bemerkt hatte. Der Mann hatte sich seltsam verhalten. Vielleicht war er wirklich nur aufgeregt wegen der Bezahlung, aber die Geschichte, die er darüber erzählt hatte, mit Melyor und Jibb ins Nal zu gehen, hatte Marar ein wenig skeptisch gemacht. Das schien beinahe zu einfach, um wahr zu sein. Der Herrscher war gezwungen, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass er einen Ersatz für Premel finden musste, ganz gleich, ob der Mann die beiden nun umbrachte oder nicht. Er wurde einfach zu unberechenbar. Er stellte zu viele Fragen und zweifelte zu viele Befehle an. Und dabei hatte er bisher für sein Gold noch nicht sonderlich viel geleistet.
Marar nickte. Die Zeit für eine Veränderung war gekommen. Zum Glück hatte er bereits eine Liste mehrerer Männer in Melyors SiHerr, von denen er glaubte, sie rekrutieren zu können.
Und es gab auch noch einen anderen Mann, den er vor ein paar Monaten angeworben hatte. Es war kein Gardist. Er konnte nicht, wie Premel, mit Waffen umgehen. Aber Marar bezweifelte nicht, dass auch dieser Mann auf seine Weise nützlich sein würde. Vielleicht war es Zeit, wieder einmal mit ihm zu sprechen.
Der Schirm war leer, und Premel lehnte sich erschöpft zurück, schloss die Augen und holte tief Luft. Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt, wie nach einem heftigen Feuergefecht.
»Ich glaube nicht, dass es uns gelungen ist, ihn zu täuschen«, sagte er müde. »Ich bin ziemlich sicher, dass er Verdacht geschöpft hat.«
»Das mag schon sein«, stimmte Melyor zu. »Aber deine Beschwerde wegen des Goldes
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