Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
natürlich nicht«, sagte der Mann und klang plötzlich nervös. »Ich meine, ich weiß selbstverständlich nichts mit absoluter Sicherheit. Aber die Götter haben zwei Adler geschickt. Das muss doch etwas bedeuten.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Orris. »Und die Magier der Liga und des Ordens versuchen immer noch herauszufinden, was es bedeuten könnte. Bis dahin glaube ich, dass es uns allen am besten dient, wenn wir es vermeiden, wilde Gerüchte zu verbreiten. Wir wollen die Leute doch nicht unnötig verängstigen, oder?«
Der Mann zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Hast du irgendwelche Ideen, was diese beiden Adler bedeuten, Falkenmagier?«, fragte der alte Mann nach einem kurzen, unbehaglichen Schweigen.
Orris behielt den jüngeren Mann noch einen Moment länger im Auge und beobachtete, wie dieser zusehends unruhiger wurde. »Ideen habe ich schon«, sagte er schließlich, wieder an den älteren Mann gewandt. »Aber mehr ist es nicht. Nur Ideen. Es wäre ebenso unangemessen für mich, darüber zu sprechen, wie es für deinen Freund hier war.«
Der ältere Mann nickte. »Ich verstehe. Kannst du uns zumindest sagen, wer wahrscheinlich unser Feind sein wird?«
Orris runzelte die Stirn. »Auch darüber kann ich nur spekulieren, und das lasse ich lieber bleiben.«
Der Mann sah seine Begleiter an und verzog säuerlich das Gesicht.
»Ich will nicht ausweichen«, sagte Orris. »Wirklich nicht. Wir wissen es einfach noch nicht.«
Das schien die drei Männer nicht zu überzeugen.
»Aber ich sage euch eines«, fuhr Orris einen Augenblick später fort. »Cailin und Jaryd haben inzwischen zweimal miteinander gesprochen, und sie planen, sich bald wieder zusammenzusetzen. Und ich stehe mit Leuten in Lon-Ser in Verbindung, von denen ich weiß, dass sie unsere Freunde sind. Es mag sein, dass die Adler eine Art Warnung waren, und nachdem wir die Warnung erhalten haben und uns mit unseren alten Feinden zusammengesetzt haben, ist es uns vielleicht gelungen, einen Krieg zu verhindern.« Er war nicht sicher, ob er das glaubte, aber in den letzten Tagen war ihm aufgefallen, dass das Auftauchen von Jaryds und Cailins Adlern mehr bewirkt hatte, um die Beziehungen zwischen Orden und Liga zu verbessern, als alles andere, was im Laufe der letzten sieben Jahre passiert war. Das wollte nicht viel heißen - am Ende hatten sich die beiden Adlerweisen nur miteinander unterhalten. Aber es war besser als nichts. Er hoffte nur, dass die Männer am nächsten Tisch nicht bemerkten, dass er einen potenziellen Feind ausgelassen hatte. Aber er hätte es besser wissen sollen. »Was ist mit den Hütern?«, fragte der dunkelhäutige Mann. »Wer redet mit denen?«
Orris dachte daran zu lügen, aber dann überlegte er es sich rasch anders. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich bin nicht sicher, ob jemand mit ihnen spricht.«
Der ältere Mann zog die Brauen hoch. »Jemand sollte es tun, wenn die Geschichten, die ich gehört habe, stimmen.« »Du sprichst von den Waffen«, sagte der blonde Mann. »Ja, Tret«, erwiderte der ältere Mann mit einer Spur von Ungeduld. »Ich spreche von den Waffen.« Wieder sah er Orris an. »Sind diese Geschichten ebenfalls wahr?«
Der Magier nickte. »Ich fürchte, ja.«
»Dann sind deine Freunde in Lon-Ser also nicht so verlässlich, wie du uns gerne glauben machen möchtest.«
Orris starrte den Mann an und fragte sich, ob er versuchte, Streit anzufangen. Aber das schien nicht der Fall zu sein. Er hatte einfach eine Bemerkung gemacht und nichts weiter. Und um ehrlich zu sein, er hatte Grund dazu. »Das stimmt nicht ganz«, sagte Orris so vorsichtig wie möglich. »Meine Freunde sind recht zuverlässig, aber Lon-Ser ist ein großes Land, und sie haben Feinde, die weder sie noch wir kontrollieren können.«
Der Mann hielt seinem Blick stand. »Ich verstehe. Danke für deine Offenheit, Falkenmagier. Ich heiße Delsin, und ich muss dir sagen, dass ich ein Ligamann aus einer Ligastadt bin. Aber ich respektiere es, wenn jemand ehrlich zu mir ist, ganz gleich, welche Farbe sein Umhang hat.«
»Danke, Delsin«, sagte der Magier und versuchte zu lächeln. Die Fragen der Männer hatten ihn beunruhigt, und je mehr er darüber nachdachte, desto ängstlicher wurde er. Soweit er wusste, hatte sich niemand mit den Hütern in Verbindung gesetzt, und sie hatten Zugang zu Waffen aus Lon-Ser, was hieß, dass sie bald eine ebenso große Gefahr darstellen würden wie die Liga und die freien Magier. Plötzlich
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