Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise
frage sich, ob es eine Möglichkeit gab, wenigstens einen von ihnen mitzunehmen, wenn er starb. Und daher bemerkte er, wie die drei Männer aus dem Gasthaus eine der Gassen entlangkamen.
»Was ist hier los?«, rief Delsin, als er den Hof erreicht hatte. »Warum greift ihr diesen Mann an?«
»Das geht dich nichts an, alter Mann!«, sagte der langhaarige Magier und unterbrach seinen Angriff dabei nicht einmal. »Und jetzt geh, bevor du und deine Freunde Schaden nehmen.«
»Drohst du mir etwa, Sohn Amarids?«
Diesmal senkte der Magier seinen Stab, und einen Augenblick später taten seine Gefährten es ihm gleich. Vollkommen erschöpft ließ Orris seinen Schild sinken. Er beäugte die anderen Magier weiterhin misstrauisch, aber er wusste nicht einmal, ob er den Schild wieder errichten könnte, falls sie ihn abermals angriffen.
»Es hat nichts mit dir zu tun«, sagte der Ligamagier, der ein falsches Lächeln aufgesetzt hatte.
»Das mag sein«, erklärte Delsin. »Aber ihr scheint es darauf abgesehen zu haben, diesen Mann hier zu töten.«
»Er ist ein Feigling und ein Verräter!«, sagte der junge Magier, den Orris im Wald besiegt hatte. »Er hat den Tod verdient!«
Delsin schüttelte den Kopf. »Ihn zu töten verstößt gegen Amarids Gesetze. Sogar ich weiß das.«
»Das ist nicht ganz richtig«, sagte der langhaarige Magier. »Die Zusatzverordnungen der Liga gestatten uns, unsere Macht gegen andere Magier einzusetzen, wenn dies im Zusammenhang mit unserem Eid, dem Volk von Tobyn-Ser zu dienen, geschieht.«
Delsin kniff die Augen zusammen. »Davon habe ich noch nie gehört.«
»Es stimmt«, sagte Orris. »Das ist eines der Dinge, die die Liga vom Orden unterscheiden. Wir versuchen, uns an die Gesetze des Ersten Magiers zu halten, sie suchen nach Möglichkeiten, sie so zurechtzubiegen, dass sie ihre Verbrechen rechtfertigen können.«
Der jüngere Magier schrie ihn wütend an: »Halt den Mund, Verräter!«
»Selbst wenn es stimmt, was ihr mir sagt, verstehe ich immer noch nicht, wie es dem Land dienen soll, diesen Mann zu töten.«
»Ich werde meine Zeit nicht damit verschwenden, es dir zu erklären«, sagte der langhaarige Magier. »Das geht dich nichts an.«
»Nun«, erklärte Delsin, »ich habe gerade beschlossen, dass es mich doch etwas angeht.«
Der Magier starrte ihn wütend an und packte seinen Stab so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Dann wandte er sich an Orris. »Jetzt wird wieder einmal richtig deutlich, wie feige du bist, Magier. Du lässt es zu, dass diese Männer ihr Leben aufs Spiel setzen, um dich zu retten.«
»Nein«, entgegnete Orris ruhig. »Ich würde sterben, bevor ich gestatte, dass ihr ihnen Schaden zufügt. Aber ich nehme an, sogar die Gesetze der Liga erlauben nicht, unschuldige Menschen zu töten.«
»Du Mistkerl!«, sagte der Magier. Und dann bewegte er sich so schnell, dass Orris keine Zeit hatte, sich zu verteidigen, und schwang seinen Stab und traf Orris in die Seite.
Orris fiel zu Boden, und der Ligamagier holte aus, um ihn abermals zu schlagen.
Aber Delsin trat ihm in den Weg. »Genug!«, sagte er. »Du hast genug getan. Jetzt geh!«
Wieder fletschte der Magier die Zähne, und Orris fürchtete schon, er würde auch Delsin schlagen. Aber dann wandte er den Blick ab. Er nickte den anderen Magiern zu und sie gingen davon. Aber bevor sie in eine der Gassen einbogen, drehte er sich noch einmal zu Orris um. »Das hier ist noch nicht vorüber, kleiner Magier! Wir werden uns wiedersehen. Darauf hast du mein Wort.«
Dann waren sie verschwunden.
Orris kam mühsam auf die Beine und holte tief Luft. Seine Seite schmerzte, aber er glaubte nicht, dass der Schlag ihm eine Rippe gebrochen hatte. »Danke«, sagte er zu Delsin. »Du hast mir das Leben gerettet.«
»Es war nicht richtig von ihnen, dich auf diese Weise anzugreifen. Es macht mich traurig, dass Magier der Liga so etwas tun.« Er warf Orris einen forschenden Blick zu. »Bist du schwer verletzt? Sollen wir Hilfe holen?«
»Nein, danke. Es geht schon.«
Delsin nickte. »Also gut.« Er zögerte, dann sah er Orris in die Augen. »Warum hat er dich Verräter genannt?« Der Mann hatte ihm das Leben gerettet, und er hatte kurze Zeit zuvor von Ehrlichkeit und Respekt gesprochen. Dem Magier blieb gar nichts anderes übrig. »Ich war derjenige, der den Fremden wieder zurück nach Lon-Ser gebracht hat. Ich brauchte ihn als Führer, und damals glaubte ich auch, ihn als Beweis zu brauchen, dass die Männer, die unser
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