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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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eine Familie, und das von einem Augenblick auf den anderen, nur um ihm zu helfen, Tammen zu finden. So gern er ihr auch gesagt hätte, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, er konnte sich nicht dazu überwinden. Außerdem wusste sie das zweifellos ebenso gut wie er, und genau aus diesem Grund stellte sie ihre Fragen.
    »Ja«, sagte er schließlich, »ich habe von Tammen geträumt.« »Hast du sie geliebt?«
    »Wo sind wir, Ianthe? Wie lange noch, bis wir die Parnesheimberge erreichen?«
    Sie drehte sich auf dem Bock um, sah ihn an und ihre hellblauen Augen blitzten. »Was ist los, Magier? Hast du schon genug von meiner Gesellschaft?«
    Nodin grinste spöttisch und schüttelte den Kopf. »Ich will nur so schnell wie möglich nach Amarid gelangen.« »Ich ebenfalls«, sagte sie und wurde wieder ernst. Sie drehte sich um, und Nodin schämte sich seiner Gedankenlosigkeit und Undankbarkeit.
    »Hast du Familie im Dorf?«, fragte er.
    Sie warf erneut einen Blick nach hinten, und die Sonne ließ ihr graues Haar heller aussehen. »Wir verbringen schon fast vierzehn Tage miteinander, und plötzlich interessierst du dich für meine Familie?«
    »Ich habe mich das gefragt, seit wird das Dorf verlassen haben. Ich war nur nicht sicher, ob du diese Frage hören wolltest.«
    »Und heute habe ich dir irgendein Zeichen gegeben, dass ich danach lechze, die Einzelheiten meines Lebens mit dir zu teilen?«
    Wieder schüttelte der Magier den Kopf. »Du bist eine schwierige Frau, Heilerin.«
    Ausgerechnet das brachte sie zum Lächeln. »Danke, Magier.«
    Nodin lachte, obwohl ihm das immer noch große Schmerzen verursachte.
    Als sie sah, wie er zusammenzuckte, schnalzte Ianthe dem Pferd zu und zügelte es.
    »Es ist Zeit, dass ich die Verbände wechsle«, sagte sie, stieg nach hinten ins Wagenbett und kniete sich neben ihn. Sie hatte die Stirn gerunzelt, wie immer, wenn sie arbeitete, und Nodin sah die Sorge in ihren Augen. Einige von seinen Verbrennungen heilten nicht gut. Das hatte sie ihm schon am Abend zuvor gesagt. Und als sie nun vorsichtig die Verbände von seinem Rücken löste, stieß sie einen leisen Pfiff aus.
    »Ist es schlimmer geworden?«, fragte er.
    »Ja.« Wieder schnalzte sie mit der Zunge und holte tief Luft. »Ich würde gern einen Magier finden, bevor wir in die Berge kommen. Du brauchst größere Heilkraft, als ich sie zu bieten habe.«
    »Die Magier sind alle in Amarid.«
    »Nicht alle. Farrek hatte immerhin das Glück, dich zu finden, nicht wahr?«
    »Nun, das war eher Glück für mich als für ihn.« »Mag sein«, sagte sie. »Und du könntest jetzt wieder ein wenig Glück brauchen. Wir müssen einen freien Magier finden.«
    »Weißt du genau, wo wir sind?«
    Sie hatte begonnen, seine Brandwunden neu zu verbinden, und nun hielt sie inne. »Ich würde sagen, wir sind etwa zwei Tage von den Bergen und vielleicht zwanzig Meilen vom nördlichsten Wasserfall des Vier-Fälle-Flusses entfernt.«
    Nodin spürte, wie sich seine Brust zusammenzog, und er schwieg lange. Er und Tammen waren zusammen mit Henryk im Frühling ganz in der Nähe gewesen. »Ich kenne diese Gegend gut«, sagte er schließlich. »Biege zum Fluss ab, wenn du kannst. Am Ufer gibt es mehrere freie Dörfer.« »In Ordnung«, sagte sie und arbeitete weiter. »Wir brauchen ohnehin Lebensmittel.«
    Einen Augenblick später war sie wieder auf dem Kutschbock und trieb das alte Pferd an. Nach vielleicht einer Stunde kamen sie zu einer Weggabelung, und Ianthe lenkte den Wagen in Richtung Fluss. Schließlich schlief Nodin wieder ein, wie immer, wenn sich die Heilerin nicht gerade um seine Wunden kümmerte oder ihm zu essen gab.
    Als er erwachte, stand die Sonne immer noch hoch am Himmel, aber das Rauschen des Flusses sagte ihm, dass sie einen langen Weg zurückgelegt hatten, während er schlief. »Wir nähern uns einem Dorf«, sagte die Heilerin mit lauter Stimme, so dass sie über das Rauschen des Flusses hinweg zu hören war. Er war nicht sicher, wie sie das machte. Sie weckte ihn nie mit einem Wort, aber sie gestattete ihm auch nie lange, schweigend dazuliegen, sobald er wach war. Und dabei hatte er nie bemerkt, dass sie sich umgedreht und nachgeschaut hätte, ob seine Augen offen waren.
    »Danke«, murmelte er, blinzelte, um klarer sehen zu können, und gähnte. Sie warnte ihn jedes Mal, wenn sie einem Dorf näher kamen. Das war die einzige Höflichkeit, die sie ihm von Anfang an erwiesen hatte. Er hatte seit der Begegnung mit Sartol sein

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