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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Spiegelbild nicht mehr gesehen, aber er entnahm den entsetzten Mienen jener, die ihn anschauten, dass die Verbrennungen ihn schrecklich entstellt hatten. Dagegen konnte er nichts tun. Die schlimmsten Wunden an seinem Gesicht waren ohnehin verbunden; es noch mehr zu bedecken hätte dazu geführt, dass er keine Luft mehr bekam und nicht genug sehen konnte. Dennoch, er war ihr dankbar für die Warnungen. Zumindest konnte er sich auf das vorbereiten, was er in den Blicken jener entdeckte, denen sie begegneten.
    In diesem ersten Dorf trafen sie auf keine freien Magier. Die Leute erwähnten allerdings, dass sie vor weniger als vierzehn Tagen eine Gruppe von drei Magiern gesehen hatten. Die meisten glaubten, dass diese drei Männer nach Süden weitergezogen waren. Ianthe überredete einen Wirt, ihnen etwas zu essen zu geben, dann lenkte sie den Wagen wieder auf die Straße zum Wald und folgte dem Fluss nach Süden zum nächsten Dorf.
    Es wurde dunkel, bevor sie es erreichten, und sie waren gezwungen, für die Nacht Rast zu machen. Aber mit dem ersten Morgenlicht waren sie wieder unterwegs und hatten das zweite Dorf erreicht, bevor es Mittag wurde. Wieder erklärten die Einwohner, sie hätten eine Gruppe freier Magier gesehen, die aber nicht mehr im Dorf waren.
    »Es ist nur ein paar Tage her«, sagte ihnen eine zahnlose alte Frau. »Ich denke, sie wollten nach Süden weiterziehen. Im Süden gibt es viele freie Dörfer. Das habe ich ihnen auch gesagt.« Und dann warf sie einen Blick auf Nodins Gesicht, rümpfte die Nase und fügte hinzu: »Es wird Zeit, dass du die Verbände wechselst.«
    Nodin befürchtete einen Augenblick, dass Ianthe vom Bock springen und der Alten die Nase einschlagen würde, aber stattdessen lächelte sie nur und nickte, und dann schnalzte sie dem Pferd zu. Den größten Teil des Nachmittags jedoch murmelte sie vor sich hin und machte boshafte Bemerkungen über aufdringliche alte Weiber, die von Heilkunst keine Ahnung hatten.
    Später am Nachmittag hatten sie das nächste Dorf immer noch nicht erreicht. Die Sonne war hinter einer dunklen grauen Wolkenwand verschwunden, und das Licht im Wald war trüb. Ianthe schwieg, obwohl sie immer wieder mit diesem vertrauten Stirnrunzeln zu Nodin hinschaute. Der Magier versuchte zu schlafen, aber diesmal konnte er es nicht.
    Sie waren immer noch in der Nähe des Flusses, und es fiel Nodin schwer, über das Rauschen des Wassers hinweg etwas anderes zu hören. Also glaubte er, als er zum ersten Mal Stimmen hörte, dass er sich das nur eingebildet hatte. Aber dann sagte Ianthe: »Arick sei gepriesen«, zügelte das Pferd, und er wusste, dass die Stimmen Wirklichkeit waren. »Was ist?«, fragte er.
    Sie stieg vom Wagen und grinste ihn an. »Magier«, sagte sie. »Zwei Magier.«
    Sie rief ihnen etwas zu und ging ein Stück die Straße entlang, bis Nodin sie nicht mehr sehen konnte. Er hörte die Magier antworten, verstand aber nicht, was sie sagten. Kurze Zeit später hörte er Schritte neben dem Wagen, und dann spähte Ianthe zusammen mit zwei Männern unter das Segeltuchdach.
    Einer der Männer hatte lockiges blondes Haar, einen schlanken grauen Falken auf der Schulter und einen Stab mit einem hellgrünen Stein. Es gab nicht viele freie Magier in Tobyn-Ser, aber Nodin war sicher, dass er diesen Mann noch nie gesehen hatte. Seinen Begleiter erkannte er allerdings. Es war Ortan, und obwohl sein Haar ein wenig grauer geworden war, als Nodin es in Erinnerung hatte, hatte er sich seit ihrer letzten Begegnung ansonsten wenig verändert. Er war immer noch ein beeindruckender Mann, breitschultrig und mit kantigem Kinn, langem Haar und dunklen, tief liegenden Augen. Und er hatte immer noch einen von Amarids Falken auf der Schulter. Ein freier Magier mit Amarids Falken! Alle hatten das als ein Zeichen betrachtet, dass die Götter ihre Bewegung billigten, und Ortan war unter den umhanglosen Magiern zu einem Anführer geworden.
    Unter anderen Umständen hätte sich Nodin gefreut, ihn zu sehen. Aber sosehr ihn das Starren von Fremden, die über seine Wunden schockiert waren, schon beunruhigt hatte - dass Ortan ihn in diesem Zustand sah, war demütigend. »Aricks Faust!«, flüsterte der jüngere Mann, als er Nodins Wunden sah. »Wer kann nur so etwas Schreckliches tun?« Ortan legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Schon gut, Shavi.« Er stieg in den Wagen und lächelte Nodin an. »Hallo, mein Freund. Ich heiße Ortan. Die Heilerin hat mich gebeten, dir mit deinen Wunden zu

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