Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
das sicherte ihr die Aufmerksamkeit der Frau. »Was hat er in Tobyn-Ser vor?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber ich werde es herausfinden. Das ist einer der Gründe, wieso ich trotzdem nach Stib- Nal gehen muss.« Melyor holte tief Luft. »Bitte, Maus. Ich brauche die Hilfe des Netzwerks.«
    Maus sah sie lange an. Sie wusste zweifellos, wie man seine Gefühle verbarg, wie alle Mitglieder des Netzwerks. Es war eine Fähigkeit, die ihnen durch Jahrhunderte der Angst und Geheimhaltung aufgezwungen worden war.
    »Es wird nichts nützen, wenn du ihn tötest«, sagte sie schließlich. »Wenn du das vorhast, dann gibt es niemanden im Netzwerk, der dir helfen wird.«
    »Ich werde ihn nicht töten«, sagte Melyor. »Ich werde eine andere Möglichkeit finden.« Sie erkannte den Zweifel im Blick der Frau und fügte hinzu: »Das schwöre ich beim Andenken des Steinträgers Gwilym, der mir seinen Stab mit dem Kristall hinterlassen hat.«
    Maus schluckte, dann nickte sie. »Also gut.« Sie stand auf. »Darf ich jetzt gehen?«
    Melyor warf ihr den Werfer zu. »Selbstverständlich.«
    Maus steckte die Waffe in das Holster, das sie an den Oberschenkel geschnallt hatte, und ging auf die Tür zu. »Wir werden uns in zwei Tagen mit dir in Verbindung setzen. Wir erwarten, dass du jederzeit aufbrechen kannst.«
    »Ich werde bereit sein.«
    Maus hatte die Tür erreicht und schon die Hand am Türknauf, aber dann blieb sie stehen und ging noch einmal zu der Stelle, wo die Klinge in der Wand steckte. Sie zog den Dolch heraus und schob ihn in den rechten Stiefel. Melyor grinste. Sie trug selbst immer noch einen Dolch an der gleichen Stelle.
    Die Frau drehte sich um und sah die Herrscherin an. »Was, wenn du dich geirrt hättest? Was, wenn ich nicht so gut gewesen wäre, wie du gedacht hast, und dein Wurf hätte mich getötet? Hättest du dann gedacht: >Ach, das macht nichts, ich schicke einfach meine Leute los und lasse mir eine andere Gildriitin bringen    »Aber ich habe mich nicht geirrt, Maus.«
    »Aber was wenn?«
    Melyor grinste. »Wenn du nicht so gut wärst, wie du bist, hätte ich dich nie geprüft. Man wird nicht Herrscherin, wenn man keine Menschenkenntnis hat.«
    »Wie konnte dann ein Attentäter nahe genug kommen, um dich in diesen Sessel da zu zwingen?«
    Die Frau hatte tatsächlich eine unheimliche Fähigkeit, schwierige Fragen zu stellen.
    »Ich habe dir bereits gesagt, woher ich wusste, dass ich dich nicht töten würde, Maus«, erwiderte Melyor schließlich und sah der Frau direkt in die Augen. »Wir beide sind uns sehr ähnlich.«
    Maus schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann ging sie wieder zur Tür und öffnete sie.
    »Maus«, rief Melyor, als sie auf der Schwelle stand.
    Die Frau blieb stehen, drehte sich aber nicht mehr um.
    »Es könnten Verräter im Palast sein. Pass auf dich auf.« »Das tue ich immer«, sagte die Gesetzesbrecherin. »Ich bin Gildriitin.« Damit ging sie auf den Flur hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Er hatte sie von ihrem eigenen Blut überströmt gesehen. Selbst als er geglaubt hatte, sie töten zu müssen, hätte er sich nie vorstellen können, mit einem solchen Anblick konfrontiert zu werden. In seinem Kopf war der Mord an ihr eine saubere Sache gewesen - im einen Augenblick würde sie noch am Leben sein und im nächsten nicht mehr. Aber er hätte nie angenommen, dass er sie bluten sehen würde. Sie war Melyor i Lakin. Sie war mehr als eine Herrscherin, sie war praktisch eine Legende.
    Dennoch, er hatte es gesehen: ihr Blut auf ihrer Hose, auf ihrem hellen Hemd. Ihr Blut auf dem Steinboden der unterirdischen Gänge. Und weil Jibb immer noch verwundet war und niemand anders anwesend, hatte er sie hochgehoben - sie war unmöglich leicht, beinahe wie ein Kind - und sie zu dem Sanitätstransporter getragen, der draußen auf der Straße wartete. Nachdem der Transporter davongerast war, zurück zum Goldpalast, hatte er es wieder gesehen. Ihr Blut. Auf seiner Uniform.
    Nachdem sich die Sanitäter und Ärzte um sie gekümmert und sie in den Palast zurückgebracht hatten, hatte Premel sie besucht. Selbstverständlich war Jibb da gewesen, direkt an ihrer Seite, wie ein unruhiger Vater, der über ihren Schlaf wachte. Und obwohl der General Premel wütend angestarrt hatte, als er hereinkam, und ihn dann ignorierte, hatte er nicht darauf bestanden, dass Premel sofort wieder ging. Vielleicht wusste er, dass Premel aus Sorge und Respekt gekommen war. Oder vielleicht glaubte er, dass Melyor

Weitere Kostenlose Bücher