Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
schaute immer öfter zu ihr zurück. Sie waren dem Sumpf nahe genug, um den fauligen Schlamm riechen zu können. Insekten summten um sie herum, bis Premel am liebsten den Werfer gezogen und versucht hätte, sie zu töten. Aber es war zumindest windig, und die Luft war angenehm kühl.
    »Herrscherin«, sagte Jibb schließlich, »vielleicht sollten wir jetzt das Lager aufschlagen. Es wird bald dunkel sein.« Premel blickte zur Sonne auf, die durch den braunen Dunst, der über dem Nal und den Bergen hing, kaum zu sehen war. Der Nachmittag war noch nicht sonderlich weit fortgeschritten. Es würden ihnen zumindest noch zwei Stunden Tageslicht bleiben. Aber Melyor sah wirklich nicht gut aus. »Nein«, sagte sie. Entgegen ihrem Aussehen war ihre Stimme noch kräftig. »Danke für deine Besorgnis, aber es geht mir gut.«
    Der General nickte, presste die Lippen zusammen, und sie gingen weiter ins Vorgebirge hinein. Dort wurden die Verhältnisse langsam besser. Der Sumpfgeruch ließ nach, und es gab weniger Insekten.
    Dennoch, als sie beinahe zwei Stunden später tatsächlich einen Lagerplatz für die Nacht gefunden hatten, sackte Melyor einfach zu Boden, legte sich auf den Rücken, schloss die Augen und atmete schwer. Jibb eilte an ihre Seite, aber sie lächelte nur schwach und winkte ab.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie atemlos. »Ich muss nur eine Weile liegen bleiben.«
    Der General schüttelte den Kopf, dann stand er wieder auf und ging davon.
    »Wo ist Orris, wenn ich ihn brauche?«, murmelte Melyor leise. »Er könnte mich heilen.«
    Jibb hielt mitten in der Bewegung inne; sein ganzer Körper schien zu erstarren, als sie den Zauberer erwähnte. Aber dann ging er weiter.
    »Pass auf sie auf«, sagte er, als er an Premel vorbeikam. »Ruf mich, wenn sie etwas braucht. Die anderen und ich werden das Lager aufschlagen.« »Ich kann mich um das Lager kümmern, General«, sagte Premel.
    Aber Jibb ging an ihm vorbei, ohne auch nur langsamer zu werden. »Ich weiß«, sagte er über die Schulter hinweg. »Aber ich will jetzt nicht in ihrer Nähe sein.« Der General und die anderen Männer hatten sechs kleine Zelte aufgestellt, bevor der letzte Rest Tageslicht vergangen war. Nachdem die Vorräte verteilt waren, richteten sie sich für die Nacht ein. Jibb kehrte zu der Stelle zurück, wo Melyor nun aufrecht saß, um ihr etwas zu essen zu bringen und ihre Wunde neu zu verbinden, aber sie sprachen kaum miteinander. Der General verbrachte den größten Teil der Zeit damit, Premel und den anderen Männern Befehle zu geben, und Melyor starrte einfach in die Nacht und sah nachdenklich und müde aus. Maus blieb für sich, obwohl sie sich nie weit von der Herrscherin entfernt hatte, nachdem Melyor ihr ihren Stein anvertraut hatte.
    Als Melyor schließlich mühsam aufstand und zum Zelt hinkte, folgte Maus ihr und nahm das Zelt neben ihr, was bedeutete, dass Jibb und Premel sich die Unterkunft teilen mussten, die ein Stück entfernt stand.
    Am nächsten Tag kamen sie gut voran, obwohl Melyor sich offenbar nicht wohl fühlte. Sie brachen beim ersten Tageslicht auf, legten später am Morgen eine kurze Rast ein und eine zweite am Nachmittag. Und obwohl die Herrscherin abermals erschöpft aussah, beschwerte sie sich nicht. Sie wurde auch nicht langsamer.
    »Wie macht sie das nur?«, hörte Premel Maus fragen. Er warf ihr einen Blick zu und erkannte, dass sie mit ihm gesprochen hatte. Er hatte nicht einmal gesehen, dass sie neben ihn gekommen war.
    Premel spürte, wie er rot wurde, und wandte sich rasch wieder nach vorn. »Mich darfst du das wahrscheinlich nicht fragen.« Ich bin ein Verräter. »Ich kenne sie nicht so gut.«
    »Aber du kennst sie besser als ich. Wie lange arbeitest du schon für sie?«
    Er zuckte verlegen die Achseln. »Etwa zehn Jahre.«
    »Und du kennst sie immer noch nicht?«
    Premel schaute sie wieder an. Sie bedachte ihn mit einem etwas amüsierten Blick und einem spöttischen Lächeln. Er hatte diesen Blick in den vergangenen anderthalb Tagen so oft gesehen, dass er glaubte, sie schaute immer so drein. Trotz des spöttischen Lächelns war sie eigentlich recht hübsch, wenn auch auf eine eher strenge Weise.
    »Machst du dich über mich lustig?«, fragte er.
    »Nicht im Geringsten.«
    Er zog die Brauen hoch, und sie lachte.
    »Ich will nicht behaupten, dass ich nicht dazu im Stande wäre«, gab sie zu, »oder dass ich es nicht später vielleicht tun werde. Aber im Augenblick mache ich mich nicht über dich

Weitere Kostenlose Bücher