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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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darauf bestanden hätte, dass Premel bleiben durfte. Was immer der Grund sein mochte, Jibb hatte ihm erlaubt zu bleiben, und Premel war geblieben und hatte die Herrscherin betrachtet, wie sie so reglos und bleich dalag und verwundbarer aussah, als er sie je zuvor erlebt hatte. Premel war ein ganzes Stück größer als sie, und obwohl er sie seit Jahren kannte und wusste, dass sie besser mit einem Werfer oder einem Dolch umgehen konnte als jeder Mann in Bragor-Nal, hatte er nie bezweifelt, dass er körperlich stärker war als sie. Erst als er sie in dem großen Bett sah, begriff er jedoch, wie zerbrechlich sie war.
    Und noch später, am selben Morgen, hatte er sie zum ersten Mal mit Krücken gehen sehen, und das hatte den Prozess, der ein paar Tage zuvor in den unterirdischen Gängen begonnen hatte, für ihn abgeschlossen. Er würde sie nie wieder mit denselben Augen betrachten. Sie war keine Legende, ihre gildriitischen Kräfte machten sie nicht unsterblich. Sie war ebenso menschlich wie er. Sie blutete genau wie er.
    Dadurch wirkte sie auf ihn allerdings nur noch mutiger - eine hervorragende Kämpferin und brillante Denkerin. Nach beinahe zehn Jahren begriff er endlich, warum Jibb sie so liebte. Und nun endlich verstand er auch, wie dumm er gewesen war, sich mit Marar zusammenzutun.
    Aus diesem Grund war er so froh gewesen, als Melyor ihn bat, sie, Jibb und eine kleine Gruppe gut ausgebildeter Gardisten nach Stib-Nal zu begleiten. Was immer sie für den Herrscher dort im Sinn hatte - und Premel hatte von Jibb gehört, dass sie Marar nicht mehr töten wollte -, er wollte einen Anteil daran haben.
    Sie hatten den größten Teil des Tages in Transportern auf dem Weg vom Goldpalast zur Südspitze von Bragor-Nals Neunzehntem Bezirk verbracht. Dort trafen sie eine schlanke dunkelhaarige Frau, die offenbar zum gildriitischen Netzwerk gehörte.
    »Sie haben dich geschickt, Maus?«, fragte Melyor, als sie in der schmalen Gasse aus dem Transporter stieg. »Ich dachte, du wolltest nichts damit zu tun haben.«
    »Das wollte ich auch nicht«, erwiderte die Frau tonlos. »Aber wir waren alle der Ansicht, dass es das Beste wäre, wenn du und deine Leute so wenige von uns wie möglich kennen.« Sie lächelte dünn und zuckte die Schultern. »Also bin ich jetzt hier.«
    Jibb griff in den Transporter und reichte Melyor ihre Krücken. Sie klemmte sie sich unter die Arme und hinkte auf die Gildriitin zu. Wenn man bedachte, dass sie vorher nur einmal mit ihnen geübt hatte, bewegte sie sich erstaunlich geschickt. Dennoch, die Gildriitin war unzufrieden. »Du willst die da benutzen?«, fragte sie. »Selbstverständlich. Ansonsten würde ich kriechen müssen, und das würde uns verlangsamen.«
    Jibb lachte leise, was ihm einen finsteren Blick von Maus eintrug.
    »Das ist einfach verrückt«, sagte die Frau zu Melyor. »Wir müssen einen Sumpf durchqueren und danach den Stib- Hain. Das kannst du nicht auf Krücken tun.«
    »Du hast selbst gesagt, dass es weniger als fünfzig Blocks von hier entfernt ist. Und wir können durch die Bergausläufer gehen«, fügte Melyor mit einer Geste zu den Grünwasserbergen hinzu, »und dann brauchen wir uns auch nicht mit dem Sumpf abzugeben.«
    »Die SiHerr patrouilliert in den Bergausläufern. Diese Route benutzen wir nicht.«
    Die Herrscherin grinste und nickte Jibb zu. »Die SiHerr ist auf unserer Seite, Maus. Dieses eine Mal brauchst du dich nicht vor ihnen zu verstecken. Und daher brauchst du uns auch nicht eure Route aus Bragor-Nal heraus zu zeigen. Ich dachte, das würde dich freuen.«
    Maus blinzelte, als wäre ihr das noch nicht aufgefallen. Aber einen Augenblick später sah sie die Herrscherin wieder zweifelnd an und schüttelte den Kopf. »Hast du keinen Lufttransporter, den wir benutzen können?«
    »Der Lufttransporter kann nicht in den Bergen landen. Und selbst wenn das möglich wäre, würden Marars Leute ihn sehen. Wir müssen das zu Fuß erledigen.«
    »Du bist verrückt«, sagte die Frau. »Diese Krücken werden den Weg um einen Tag verlängern. Vielleicht sogar um zwei. Und selbst das setzt voraus, dass du überhaupt im Stande bist, einigermaßen mit uns Schritt zu halten, was ich bezweifle.«
    »Sei vorsichtig, Frau«, knurrte Jibb. »Du sprichst hier von Melyor i Lakin.« »Schon in Ordnung, Jibb«, sagte Melyor leise. »Sie hat Recht, und das wissen wir beide.«
    Der General schwieg, aber der Blick, mit dem er die dunkelhaarige Frau bedachte, hätte Stahl zum Schmelzen bringen

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