Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
lustig.«
Premel grinste. »Das ist zumindest ein Trost.« Dann wandte er den Blick wieder ab. »Tatsächlich glaube ich, dass keiner sie besonders gut kennt, vielleicht mit Ausnahme von Jibb und diesem Zauberer, der vor ein paar Jahren hier war.« »Ich habe von dem Zauberer gehört«, sagte Maus. »Die Leute im Netzwerk reden immer noch von ihm. Stimmt es, dass er und die Herrscherin ineinander verliebt waren?« Da war sich Premel ziemlich sicher. Er war lange genug mit Jibb befreundet gewesen, um zu wissen, was Melyors Gefühle für den Zauberer ihm angetan hatten. Aber das alles, entschied er, ging Maus nichts an. »Wie ich schon sagte, ich kenne sie nicht sehr gut.«
»Jetzt lügst du«, sagte Maus. »Aber das ist in Ordnung. Ich hätte nicht fragen sollen.«
Sie gingen eine Weile schweigend weiter, während die Sonne am westlichen Himmel tiefer sank. Premel hätte gerne weiter mit Maus gesprochen. Jibb redete kaum mehr mit ihm, und obwohl die Männer immer noch nichts von seinem Verrat wussten, betrachteten sie ihn als ihren Offizier und nicht als Freund. Er hatte nie gut mit Frauen umgehen können, und Maus' Anwesenheit bewirkte, dass er verlegen und unsicher wurde. Und dennoch fühlte er sich durch ihre Nähe auch irgendwie getröstet, und sie schien damit zufrieden, neben ihm herzugehen.
»Woher wusstest du, dass ich lüge?«, fragte Premel schließlich, den Blick weiterhin auf den Boden gerichtet. »Es gibt nicht viele, die das gemerkt hätten.« Jibb und Melyor haben es nicht herausgefunden.
»Ich lüge jeden Tag«, sagte sie. »Das ist mein Leben. Nach einer Weile lernt man, es auch anderen anzusehen.« Sie schaute ihn an. »Warum hast du mich angelogen?« »Ich dachte, du solltest nicht solche persönlichen Dinge fragen.«
»Mag sein. Aber du kennst sie besser, als du zugegeben hast, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich«, erwiderte er. »Aber es ist wahr, was ich darüber gesagt habe - dass niemand sie wirklich kennt. Und um auf deine erste Frage zurückzukommen, ich glaube, was sie dazu treibt, zu tun, was sie tut, und das alles so gut zu machen, hat tatsächlich damit zu tun, dass sie Gildriitin ist.«
Maus zögerte, aber nur einen winzigen Augenblick. »Was soll das damit zu tun haben?«, fragte sie gereizt. »Sie glaubt, dass sie deshalb unbedingt Erfolg haben muss. Bevor sie Herrscherin wurde, wurden die Gildriiten im Nal brutal verfolgt. Sie wurden sowohl von der SiHerr als auch von Gesetzesbrechern gejagt.«
Maus schüttelte den Kopf und lachte bitter. »Du glaubst tatsächlich, dass sich die Dinge derart verändert haben?« »Du bist am Leben, oder nicht?«, sagte Premel. »Du bist in Gesellschaft der Herrscherin und acht ihrer Sicherheitsmänner unterwegs. Glaubst du wirklich, so etwas hätte eine Gildriitin tun können, als Durell noch Herrscher war?«
Die Frau setzte zu einer Antwort an, aber dann hielt sie inne. »Du könntest Recht haben«, sagte sie schließlich, »obwohl es noch lange dauern wird, bis die Gildriiten sich in den Blocks wirklich sicher fühlen können. Aber ich verstehe trotzdem nicht, was es mit Melyor zu tun hat und mit dem, was aus ihr geworden ist.«
»Das solltest du aber«, erklang hinter ihnen eine Stimme. Sie drehten sich beide um und sahen, wie die Herrscherin auf sie zugehinkt kam. Melyors Wangen waren so rot wie Werferfeuer, und ihr verschwitztes Haar klebte an Gesicht und Hals. Aber sie lächelte.
»Es tut mir Leid, Herrscherin«, sagte Premel. »Ich habe nicht gewusst, dass du zuhörst.«
»Schon gut, Premel«, erwiderte sie, als sie neben ihnen ankam. »Ich hätte es auch nicht tun sollen.« Sie blieb nicht stehen, also gingen Premel und Maus neben ihr her.
»Aber da ich es nun schon einmal gehört habe«, fuhr Melyor einen Augenblick später fort, »dachte ich, ich könnte euch erzählen, was ich denke.«
»Und das wäre?«, fragte Maus.
»Dass Premel Recht hat: Meine Herkunft hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Und du solltest das besser verstehen als jeder andere.«
»Ah ja«, sagte die Frau mit übertriebenem Nicken. Sie schaute an Melyor vorbei zu Premel. »Die Herrscherin behauptet, dass wir uns sehr ähnlich sind.«
»Was ich tatsächlich gesagt habe, ist«, verbesserte Melyor, »dass sie so ist, wie ich vor zehn Jahren war.«
Premel dachte einen Augenblick darüber nach und dann lächelte er. Sicher, es gab Unterschiede. Bei einem Kampf zwischen den beiden hätte er sein Geld auf Melyor gesetzt, und als Melyor in Maus' Alter gewesen war,
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