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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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ein zweiter Sohn und kam gleich nach Will. Er bewunderte seine Fähigkeiten in der Schwertkunst und seinen Kampfesmut. Manchmal jedoch verspürte er den beinahe überwältigenden Drang, den Kopf des jungen Kriegers gegen den nächstmöglichen Baum zu rammen.
    »Du hast nicht den geringsten Sinn für Symbole und Dramatik, nicht wahr?«, sagte er.
    »Wofür?«, fragte Horace, der nicht ganz verstanden hatte.
    Walt sah sich nach einem passenden Baum um. Zum Glück für Horace war keiner in Sicht.

T ennyson, selbst ernannter Prophet des Gottes Alseiass, blickte mit gerunzelter Stirn auf den Teller vor sich. Der magere Inhalt  – ein kleines Stück zähes Pökelfleisch und ein paar verschrumpelte Karotten und Rüben  – trug nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu heben. Tennyson war ein Mann, der gern angenehm lebte. Doch jetzt fror er und fühlte sich überhaupt nicht wohl. Aber am schlimmsten war der Hunger.
    Er dachte voller Ingrimm an den hibernianischen Schmuggler, der ihn und seine Anhänger an der wilden Küste von Picta abgesetzt hatte. Er hatte eine unglaublich hohe Summe für die Überfahrt verlangt, und erst nach langem Feilschen hatte er widerwillig zugestimmt, sie mit Proviant für ihre Reise nach Süden zu versehen. Als die Zeit gekommen war, von Bord zu gehen, hatte man sie wie lästigen Ballast abgeladen und ihnen lediglich ein halbes Dutzend Säcke zugeworfen.
    Bis Tennyson dahinterkam, dass mindestens ein Drittel des Proviants in den Säcken verdorben und ungenießbar war, hatte das Schiff des Schmugglers bereits wieder abgelegt und war wie eine Möwe über die Wellen gesegelt. Vergeblich hatte der selbst ernannte Prediger am Ufer vor sich
hin geflucht und sich zornig ausgemalt, wie der Schmuggler sich ins Fäustchen lachte, während er die Goldmünzen zählte, die er ihnen abgeluchst hatte.
    Anfänglich war Tennyson versucht, den größten Anteil an dem bisschen Essen für sich zu verlangen, doch dann hielt ihn seine Schläue davon ab. Sein Einfluss auf seine Gefolgschaft war begrenzt. Keiner von ihnen glaubte an Alseiass. Es handelte sich um den harten Kern seiner Gruppe, und alle wussten, dass die Religion dazu da war, dem einfachen Landvolk Geld abzuschwatzen. Seine Anhänger betrachteten ihn nur deshalb als Anführer, weil er geschickt genug war, Bauern und Städter zu überreden, sich von ihrem Geld zu trennen. Im Augenblick gab es jedoch keine Bauern oder Städter in der Nähe, also würde auch niemand einen Anlass sehen, dem breit gebauten Mann in der fließenden weißen Robe Ehrerbietung zu bezeugen. Er mochte ihr Anführer sein, aber im Augenblick brachte er ihnen keinerlei Profit, also stand ihm auch keine größere Essensration zu.
    Die Wahrheit war, er brauchte seine Männer genauso sehr wie sie ihn. Die Situation war völlig anders, wenn sie von einigen Hundert Bekehrten umgeben waren, die bereitwillig auf jede Laune Tennysons eingingen. Dann lebten alle in Saus und Braus, und er ganz besonders. Aber jetzt? Jetzt musste er alles mit allen teilen.
    Er hörte Schritte näher kommen und blickte verdrossen auf. Bacari, der ältere der beiden Genovesen, die in seinen Diensten standen, blieb ein paar Schritte entfernt stehen und lächelte spöttisch beim Anblick des Tellers auf Tennysons Knie.
    »Nicht unbedingt ein Festmahl, mein Herr.«
    Tennyson verzog wütend das Gesicht. Er brauchte die Genovesen, aber er mochte sie nicht. Sie waren eingebildet und selbstsüchtig. Wenn er ihnen etwas befahl, führten sie den Auftrag stets mit einem zur Schau gestellten Hochmut aus, als täten sie ihm einen Gefallen. Er hatte sie gut bezahlt, damit sie ihn beschützten, und er erwartete von ihnen, dass sie ihm den gehörigen Respekt erwiesen. Aber so etwas schien ihnen völlig fremd zu sein.
    »Seid ihr auf etwas gestoßen?«, fragte er.
    Der Söldner zuckte mit den Schultern. »Auf einen kleinen Bauernhof ungefähr drei Meilen von hier. Sie haben Tiere, also bekommen wir Fleisch.«
    Tennyson hatte die beiden Genovesen losgeschickt, um die Umgebung zu erkunden. Das bisschen Proviant, das sie noch hatten, würde nicht mehr lange reichen. Bei der Erwähnung von frischem Fleisch stieg seine Laune.
    »Gemüse? Mehl? Getreide?«, fragte er. Bacari zuckte wieder mit den Schultern, was Tennyson ärgerte. Die Geste zeugte von Geringschätzung.
    »Das ist anzunehmen«, sagte Bacari. »Es scheint ein gut gehender kleiner Hof zu sein.«
    Tennyson kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Wie viele

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