Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
förderte einen Vorrat an Kartoffeln, Rüben und Zwiebeln zutage. Seine Männer klaubten sie in Säcke, während er zwei weiteren befahl, den Kohl auf dem Feld zu ernten. Er sah sich in dem ordentlichen kleinen Haus um. Er war versucht, die Nacht endlich einmal wieder unter einem Dach zu verbringen. Aber es war nicht auszuschließen, dass der Bauer Freunde hatte, die in der Nähe wohnten. Es wäre sicherer, das Essen mitzunehmen und weiterzuziehen.
Als Tennyson das Haus verließ, trat einer seiner Männer zu ihm.
»Es gibt noch zwei Kühe im Stall«, sagte er. »Schlachten wir die auch?«
Tennyson zögerte. Sie hatten vorerst genug Fleisch, dazu noch die Kartoffeln und das Gemüse. Wenn sie mehr tragen mussten, würde es sie verlangsamen. Er blickte hinüber zu Nolan, der bereits genug Fleischstücke zerteilt hatte.
»Nein«, antwortete er. »Brennt den Stall nieder. Genau wie das Haus.« Es gab eigentlich keinen Grund, alles anzuzünden. Andererseits gab es auch keinen Grund, es nicht zu tun. Immerhin konnte er auf diese Weise die Wut loswerden, die in ihm brannte.
Der Mann nickte. Dann zögerte er, da er nicht wusste, was Tennyson genau vorhatte.
»Und die Kühe?«, fragte er. Tennyson zuckte mit den Schultern. Wenn er sie nicht brauchen konnte, sollte sie auch kein anderer bekommen.
»Können im Stall verbrennen.«
D er Weg nach Süden führte Walt, Will und Horace zugleich in östliche Richtung, und so ließen sie die Küste immer weiter hinter sich. Der unablässige vom Meer hereindrängende, salzhaltige Wind flaute ab, und bald waren auch wieder Bäume zu sehen.
Das Land war rau und hügelig und größtenteils mit Unterholz und Heide bedeckt. Ihm fehlte die sanfte grüne Schönheit des Südens von Araluen, an die Will und Horace gewöhnt waren. Doch die Landschaft hatte durchaus ihren eigenen Reiz – wild und zerklüftet und ungezähmt wie sie war. Selbst die anfänglich vereinzelt, dann häufiger auftauchenden Bäume schienen in ihrem Erscheinen den Elementen zu trotzen, sie hatten ihre Wurzeln im sandigen Boden ausgebreitet und ihre Äste waren dick und gespreizt wie schwielige Finger.
Die drei hatten vielleicht eine Meile zurückgelegt, als Walt sich mit einem kurzen zufriedenen Brummen aus dem Sattel schwang und sich einen Schritt vom Weg entfernte, um dort etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Will und Horace, die nacheinander hinter ihm her ritten, stiegen ebenfalls ab und blickten ihm über die Schulter. Walt besah sich einen winzigen Stofffetzen, der im Unterholz hing.
»Was meinst du dazu, Will?«
»Stoff«, sagte Will.
Als Walt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, wurde ihm klar, dass er nur etwas ausgesprochen hatte, was sowieso offensichtlich war, und sein alter Lehrmeister natürlich mehr von ihm erwartete. Will streckte die Hand aus, befühlte den Stoff und rieb ihn vorsichtig zwischen den Fingern. Es war ein glattes, weiches Leinen.
»Er ist anders als der grobe Wollstoff, den die Skotten tragen«, sagte er nachdenklich. Jetzt wurde ihm auch klar, warum man hier dieses dicke, grobe Tuch trug. Das dornige Unterholz würde jeden dünneren Stoff innerhalb kürzester Zeit zerfetzen.
»Gut erkannt«, lobte Walt.
Horace lächelte, als er seinen beiden Freunden zusah, die nun nebeneinander vor dem Gebüsch kauerten. Walt würde niemals aufhören, seinen einstigen Lehrling zu unterrichten, und Will würde immer sein Schüler bleiben. Und Horace hatte so eine Ahnung, dass Will es im Grunde auch gar nicht anders haben wollte.
»Was fällt dir noch auf?«, fragte Walt.
Will schaute sich um, sah sich den sandigen Weg genauer an, den sie gekommen waren, und entdeckte Spuren, die zeigten, dass in den letzte Tagen mehrere Personen hier vorbeigekommen waren. Aber der Regen und der Wind hatten die Spuren so verwischt, dass man nicht entscheiden konnte, ob die Reisenden zusammen oder getrennt unterwegs gewesen waren.
»Ich frage mich, warum derjenige, der an dem Ast hängengeblieben ist, nicht den Weg benutzt hat. Warum ist er durchs Unterholz gegangen?«
Walt sagte nichts. Aber seine Körpersprache – wie er sich Will zuneigte und ermutigend nickte – verriet dem jungen Waldläufer, dass sich seine Gedanken in die richtige Richtung bewegten.
»Dieser Weg ist schmal«, fuhr Will fort. »Nicht genug Platz für mehr als zwei nebeneinander. Die Person, die das hier getragen hat«, er deutete auf den Stofffetzen, »wurde von anderen vom Weg gedrängt. Vielleicht war sie nur kurz
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