Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
Leute?«
Bacari winkte ab. »Nur zwei, soweit ich gesehen habe. Die machen uns nicht viel Ärger.«
»Bestens!« Tennyson erhob sich mit neu gewonnener Zuversicht. Er blickte auf den kümmerlichen Inhalt seines Tellers und schüttete ihn ins Gebüsch. »Rolf!«, rief er. »Alle sollen sich bereit machen. Wir brechen auf! Die Genovesen haben etwas zu essen für uns aufgetrieben.«
Die Gruppe machte sich bereit. Die Aussicht auf eine gute Mahlzeit hob die Laune, die in den letzten Tagen auf null gesunken war. Erstaunlich, was die Aussicht auf einen vollen Bauch bei den Menschen bewirken kann, dachte Tennyson.
Es war ein schmuckes, strohgedecktes Bauernhaus mit einer angrenzenden Scheune. Rauch stieg aus dem Schornstein. Auf dem gut bestellten Feld wuchs Gemüse, den Blättern nach zu urteilen war es Kohl. Während Tennyson und seine Leute sich näherten, kam ein Mann aus der Scheune und führte eine schwarze Kuh hinter sich an einem Seil. Er war im typischen Landesstil der Skotten gekleidet – ein kariertes Umschlagtuch über dem Oberkörper und einen schweren Kilt um die Hüfte. Er bemerkte sie zuerst gar nicht, doch als er sie dann sah, blieb er sofort stehen, woraufhin die Kuh den Kopf senkte, um im Gras zu weiden.
Tennyson hob die Hand für eine Friedensgeste und ging auf den Bauern zu. Rolf und die anderen Gefährten fächerten sich in einer Reihe beidseits von ihm auf. Bacari und Marisi, der zweite Genovese, blieben in seiner unmittelbaren Nähe, nur einen Schritt hinter ihm. Beide hatten ihre Armbrust abgenommen und hielten sie nahe am Körper.
Der Bauer drehte sich um und rief etwas in Richtung Haus. Gleich darauf kam eine Frau aus der Tür und trat zu ihrem Mann, bereit, ihm entschlossen zur Seite zu stehen.
»Wir kommen in Frieden«, rief Tennyson. »Wir wollen euch nichts Böses.«
Der Bauer erwiderte etwas in der Sprache der Einheimischen. Tennyson hatte keine Ahnung, was die Worte bedeuteten,
doch der Sinn war klar: Bleibt hier weg. Der Mann bückte sich und zog etwas aus dem mit Lederschnüren gebundenen Beinkleid an seiner rechten Wade. Als er sich aufrichtete, blitzte ein langer Dolch mit schwarzer Klinge in seiner Hand. Tennyson lächelte beruhigend und ging weiter auf ihn zu.
»Wir brauchen etwas zu essen«, sagte er. »Wir bezahlen dich gut.«
Er hatte nicht die Absicht zu bezahlen und auch keine Ahnung, ob der Bauer seine Sprache verstand. Wahrscheinlich nicht, so weit weg von jeglicher Zivilisation. Das Wichtige war jedoch der beruhigende und bittende Tonfall.
Der Bauer war trotzdem nicht überzeugt. Er drehte sich um und zerrte die Kuh energisch zurück zur Scheune.
»Tötet ihn«, sagte Tennyson leise.
Im nächsten Moment hörte man ein lautes Klicken, und schon flogen zwei Armbrustbolzen durch die Luft und bohrten sich in den Rücken des Mannes. Er riss die Hände hoch, stieß einen erstickten Schrei aus und fiel mit dem Gesicht nach vorn ins Gras. Seine Frau stieß ebenfalls einen Schrei aus und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Sie redete auf ihn ein und versuchte, ihn hochzuheben. Doch Tennyson hatte den Mann fallen sehen und wusste, dass er bereits tot war. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da kam die Frau zur gleichen Erkenntnis. Sie stemmte sich hoch, schleuderte ihnen anscheinend einen Fluch entgegen und wollte fliehen. Sie war keine drei Schritte gelaufen, als Bacari wieder geladen und geschossen hatte. Die Frau fiel unweit von ihrem Mann zu Boden.
Die Kuh, die von dem Geschrei und dem Geruch von
Blut aufgeschreckt war, stand unsicher da und schwenkte den Kopf hin und her, als wolle sie die Fremden abwehren.
Nolan, ein untersetzter Mann aus Tennysons engerem Kreis, ging zu ihr, fasste das Seil und hielt sie schließlich am Halfter fest. Die Kuh sah ihn an, da zog Nolan auch schon sein Messer über ihre Kehle. Blut strömte aus der Wunde. Das Tier stolperte noch ein paar Schritte, bevor seine Beine nachgaben und es ins Gras fiel.
Alle standen im Kreis um das Tier und betrachteten es zufrieden. Jetzt hatten sie genug Fleisch.
»Mach dich an die Arbeit«, sagte Tennyson zu Nolan. Bevor der Mann sich Tennysons Bande angeschlossen hatte, war er als Metzger tätig gewesen.
Nolan nickte zufrieden. »Helft mir«, befahl er den umstehenden Männern. Sie mussten den Tierkadaver halten, während er die Schlachtarbeiten vornahm. Tennyson ging derweil ins Bauernhaus. Die Tür war niedrig und er musste den Kopf einziehen, um einzutreten. Eine rasche Durchsuchung
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