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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Dann beugte er sich wieder vor, um zu lauschen, den Kopf leicht zur Seite gelegt.
    »Es ist das dritte Mal, dass ich es gehört habe«, erklärte er. »Die ersten beiden Rufe waren so leise, dass ich nicht sicher war, ob ich mich nicht getäuscht habe. Aber jetzt kommt es immer näher.«
    Der Ruf war erneut zu hören, doch diesmal aus einer anderen Richtung.
    »Es ist ein Rabe«, sagte Will plötzlich. »Der Rabe vom Ein-Raben-Pass.«
    »Aber der Ruf kam vorhin aus einer ganz anderen Richtung«, wandte Horace ein. »Es müssen also zwei Raben sein.«
    »Oder einer, der herumfliegt«, warf Will ein.
    »Meinst du?«, fragte Horace. Er würde sich ohne zu zögern jedem Feind in den Weg stellen. Doch hier unter diesem Felsvorsprung in den Bergen zu sitzen und auf einen so kummervollen Schrei zu lauschen, machte ihn nervös.
    Eine müde Stimme drang unter dem Stoß von Decken hervor, die Walt warm hielten. »Ich habe gehört, dass Raben tatsächlich manchmal herumfliegen«, sagte er. »Und könntet ihr jetzt freundlicherweise den Mund halten und mich schlafen lassen?«
    »Entschuldige, Walt«, sagte Horace verlegen und klopfte Will auf die Schulter. »Leg du dich auch noch mal hin. Du hast noch eine Stunde bis zu deiner Wache.«
    Will legte sich hin. Der krächzende Ruf kam erneut, aus einer dritten Richtung.
    »Ja«, sagte Horace mehr zu sich. »Es ist auf jeden Fall ein Rabe, der in verschiedene Richtungen fliegt. Auf jeden Fall. Das ist es, genau.«
    »Ich warne dich nicht noch einmal«, kam Walts gedämpfte Stimme. Horace öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, überlegte es sich dann jedoch anders und schwieg.

    Der Rabe setzte sein kummervolles Krächzen die Nacht hindurch fort. Will übernahm die Wache von Horace und wechselte sich dann einige Stunden vor Sonnenaufgang mit Walt ab. Als das erste Tageslicht die Spitzen der Felswände erstrahlen ließ, verstummte der Rabe.
    »Jetzt, wo er weg ist«, sagte Horace, während er das Feuer löschte, auf dem sie Kaffee gemacht hatten, »vermisse ich ihn fast.«
    »Das war aber letzte Nacht noch ganz anders«, sagte Will grinsend. Er riss gespielt ängstlich die Augen auf, starrte in die Ferne und fuchtelte mit den Händen. »Ooooh, Will! Hilfe! Da ist ein großer böser Rabe, der mich mitnehmen will.«
    Horace schüttelte verlegen den Kopf. »Na ja, ich war vielleicht ein wenig beunruhigt«, gab er zu. »Aber auch nur, weil es so überraschend kam, das war alles.«
    Walt, der gerade seine Schlafmatte zusammenrollte, fand, dass sein früherer Lehrling etwas übertrieb. »Weißt du«, sagte er leise zu Will, »kurz nachdem du den Raben zum ersten Mal gehört hast, habe ich wiederum ein ganz eigenartiges Geräusch gehört.«
    Will sah ihn neugierig an. »Ach ja? Das muss ich überhört haben. Was war es denn?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte der Waldläufer nachdenklich, »aber ich vermute, es war das Geräusch deiner Haare, die zu Berge standen.«
    Horace lachte kurz auf und Walt gestattete sich eines seiner seltenen Lächeln. Will machte sich mit hochroten Wangen daran, seine eigene Schlafmatte einzurollen.
    »Ja, klar. Sehr lustig, Walt. Sehr lustig«, sagte er. Aber insgeheim
fragte er sich doch, wieso der graubärtige Waldläufer wusste, dass ihm tatsächlich die Haare zu Berge gestanden hatten.
    Sie setzten ihren Weg über den Pass fort, der immer noch anstieg. Nach einer Weile ging es etwas flacher weiter, dann wieder leicht abfallend. Etwa eine Stunde, nachdem sie ihr Lager abgebrochen hatten, deutete Walt auf einen kleinen flachen Steinhaufen vor der östlichen Felswand des Passes.
    »Das ist der Grund, weshalb Freund Rabe so kummervoll krächzte«, sagte er.
    Der Steinhaufen sah fast aus wie ein kleiner, in Eile errichteter Altar. Die Steine waren sehr alt und ihre Kanten waren glatt gewaschen von der Zeit. In der Felswand waren noch schwache Zeichen sichtbar, verwittert von Jahren in Wind und Regen.
    »Es ist ein Denkmal für die Männer, die hier starben«, erklärte Walt.
    Will beugte sich vor, um die Zeichen zu lesen. »Was besagen sie denn?«
    Walt zuckte mit den Schultern. »Sie sind nicht mehr sehr gut zu entziffern, so verwittert, wie sie sind. Und ich bin im Lesen skottischer Runen sowieso nicht besonders gut. Ich vermute, sie erzählen die Geschichte der Schlacht.« Er deutete auf die hoch aufragenden Felswände, die an dieser Stelle des Passes kaum zwanzig Schritte voneinander entfernt waren. »Dort oben sind kleine Felsvorsprünge, wo der

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