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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Kopf. »Nein. Wir kennen die Täter. Es sind die Genovesen. Tennyson war hier.«
    Mit einer Mischung aus Trauer und Abscheu sah Horace sich auf dem Schauplatz des Überfalls um. Picta und die Skotten mochten zu den Feinden von Araluen gehören, aber diese Leute hier waren keine Soldaten oder Banditen gewesen. Sie waren einfaches Landvolk, das seiner täglichen Arbeit nachging und versuchte, diesem harten Land im Norden einen mageren Ertrag zum Leben abzuringen.
    »Warum?«, sagte er. »Warum mussten sie diese Leute töten?«
    In seinem jungen Leben hatte Horace genug Schlachten erlebt, um zu wissen, dass es keinen Krieg gab, der glanzvoll war. Doch die Soldaten wussten zumindest, dass ihr Schicksal in ihren eigenen Händen lag. Sie konnten töten oder getötet werden. Sie hatten die Chance, sich zu verteidigen. Aber dies hier war das gnadenlose Abschlachten von unschuldigen, unbewaffneten Zivilisten.
    Walt deutete auf eine Stelle, die ein Stück entfernt und durch das hohe Gras halb verborgen war. Eine Wolke von Fliegen schwirrte darüber und eine Krähe hüpfte auf etwas herum und riss mit dem Schnabel daran. Es waren die Überreste eines geschlachteten Rindes.
    »Sie brauchten Essen«, sagte er. »Also nahmen sie es sich.
Als der Bauer sich wehrte, töteten sie ihn und seine Frau und brannten Haus und Stall nieder.«
    »Aber warum? Sie hätten ihn doch bestimmt überwältigen können. Warum gleich töten?«
    Walt zuckte mit den Schultern. »Sie haben immer noch ein ganzes Stück bis zur Grenze zurückzulegen«, sagte er. »Ich nehme an, sie wollten keine Augenzeugen. Ich wette, es gibt ein halbes Dutzend solcher kleiner Höfe innerhalb weniger Meilen. Wahrscheinlich sogar ein kleines Dorf. Tennyson wollte nicht das Risiko eingehen, dass diese Leute sich zusammentun und ihn verfolgen.«
    »Er ist ein skrupelloses Schwein«, sagte Horace leise.
    Der graubärtige Waldläufer schnaubte.
    »Das wissen wir ja nicht erst seit heute.«

W alt blickte sich besorgt um. »Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen«, sagte er, doch Horace hatte sich bereits aus dem Sattel geschwungen.
    »Wir können sie doch nicht so hier liegen lassen, Walt«, sagte er ruhig. »Es wäre einfach nicht richtig.«
    Er löste den Riemen des kleinen Spatens, der Teil seiner Zeltausrüstung war. Walt beugte sich im Sattel vor.
    »Horace, möchtest du allen Ernstes hier sein, wenn deren Freunde oder Nachbarn auftauchen?«, fragte er. »Ich glaube nicht, dass sie bereit sind, sich irgendwelche Erklärungen anzuhören.«
    Aber Horace sah sich schon nach einer geeigneten Stelle um, wo er graben könnte.
    »Wir müssen sie begraben, Walt. Wir können sie nicht einfach hier liegen lassen. Wenn sie Freunde in der Nähe haben, werden die bestimmt dankbar sein, dass wir uns die Mühe gemacht haben.«
    »Das bezweifle ich ehrlich gesagt«, entgegnete Walt. Aber ihm war klar, dass Horace seine Meinung nicht ändern würde. Will hatte sich inzwischen ebenfalls seine eigene Schaufel geholt.
    »Walt, wenn wir sie nicht begraben, dann werden noch mehr Krähen und Raben angelockt«, gab er zu bedenken. »Und das könnte endgültig unliebsame Aufmerksamkeit wecken.«
    »Was ist damit?«, fragte Walt und deutete auf die Überreste der Schlachtung. Will zuckte mit den Schultern.
    »Wir ziehen es in den Aschehaufen des Stalls und bedecken es mit Strohresten vom Dach«, schlug er vor.
    Walt seufzte und gab auf. In gewisser Weise hatte Horace ja recht. Es war anständig, die Leute zu begraben  – und das unterschied sie letztlich von Menschen wie Tennyson. Vielleicht, dachte Walt, bin ich ja inzwischen zu kaltblütig und abgestumpft. Er schwang sich aus dem Sattel, nahm seine eigene Schaufel und begann ebenfalls zu graben.
    Sie wickelten die beiden Körper in die dicken Wolldecken, die sie umgelegt hatten, und legten sie nebeneinander in das flache Grab. Während Will und Horace es wieder zuschütteten, band Walt ein Seil an Abelards Sattel und zog den Kadaver in den verkohlten Stall und bedeckte ihn mit den Strohresten des Daches. Die anderen beiden Tiere waren so stark verbrannt, dass sich kein Aasfresser daran zu schaffen machen würde.
    Horace strich die letzte Schaufel voll Erde glatt, richtete sich auf und strich sich über den Rücken.
    »Diese Schaufeln sind zu kurz«, sagte er. Er sah zu seinen Freunden. »Sollen wir etwas über dem Grab sprechen?«, fragte er unsicher.
    »Sie werden uns nicht hören«, antwortete Walt knapp und deutete mit dem Daumen auf

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