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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Augen schließen
und schlafen, dann wäre er wieder frischer. Die Vorstellung, sich flach auszustrecken und in den warmen Umhang zu hüllen und die Augen zu schließen, war einfach unwiderstehlich.
    Er schaute sich um. Seit einiger Zeit war er bergaufwärts geritten und nun befanden sie sich nahe der Kuppe eines großen unbewaldeten Hügels. In der Ferne sah er unregelmäßige Umrisse im schwachen Sternenlicht, und einen Moment lang fragte er sich, was das wohl war.
    Dann begriff er es. Das waren die Hügelgräber. Die uralten Grabstätten längst verstorbener Krieger.
    Ihm fiel seine lockere Bemerkung wieder ein. Wahrscheinlich dachte das Landvolk, dort spukt es , hatte er zu Horace gesagt. Bei Tageslicht und aus der Entfernung war ihm das so leicht über die Lippen gekommen. Hier auf diesem nackten Hügel, im schwachen Licht der Sterne, schien der Gedanke viel bedrohlicher und die Hügelgräber wirkten viel geheimnisvoller.
    »Toller Ort, den du dir da zur Übernachtung ausgesucht hast«, schimpfte er vor sich hin. Mit einem gequälten Stöhnen schwang er sich aus dem Sattel. Seine Knie gaben beinahe nach und er schwankte bei den ersten beiden Schritten. Dann band er Kobolds Führseil an Reißers Sattelknauf, lockerte den Sattelgurt des Ponys und suchte nach einem freien Platz im Gras. Geister hin oder her, er musste schlafen.
    Der Boden war hart und die Kälte drang durch seinen Umhang, aber als er sich ausstreckte, seufzte er erleichtert, und der Untergrund fühlte sich weicher an als die weichste Gänsedaunendecke. Er schloss die Augen. Er wusste genau,
dass er in einer halben Stunde wieder aufwachen würde. Wenn nicht, würde Reißer ihn wecken. Aber erst einmal hatte er diese wunderbare halbe Stunde.
    Erst einmal konnte er schlafen.

    Will wachte auf.
    Instinktiv wusste er, dass er keine halbe Stunde geschlafen hatte. Etwas hatte ihn geweckt.
    Etwas Fremdes.
    Etwas Feindliches.
    Geräusche waren es nicht gewesen, die ihn geweckt hatten, sondern etwas anderes. Etwas, was er eher fühlte als es zu sehen oder zu hören. Die Anwesenheit von etwas  – oder jemandem.
    Er ließ sich nicht anmerken, dass er wach war, sondern öffnete die Augen nur zu einem schmalen Schlitz, damit er sehen konnte, ohne dass ein Beobachter es bemerkte. Außerdem versuchte er, möglichst gleichmäßig zu atmen.
    Er nahm sein Umfeld wahr, registrierte, wo sich alles um ihn herum befand. Der Griff seines Sachsmessers grub sich in seine rechte Seite, wo er die Doppelscheide zuvor abgelegt hatte. Mit der linken Hand berührte er die glatte Oberfläche seines Bogens neben sich. Wenn jemand ganz nah herankäme, wäre das Sachsmesser die bessere Wahl. Er konnte aufspringen und es in Sekundenschnelle ziehen. Mit dem Bogen würde es länger dauern. Er versuchte herauszufinden, woher die Bedrohung kam. Etwas hatte ihn gestört, da war er sich ganz sicher. Jetzt versuchte er zu erahnen, woher es gekommen war. Er musste seinem Instinkt folgen.
    Wo ist es? Welche Richtung?
    Er zwang jeden bewussten Gedanken aus seinem Kopf, genau wie er es tat, kurz bevor er einen Pfeil abschoss. Seine Sinne sagten ihm links . Er blickte dorthin, ohne den Kopf zu drehen und ohne die Augen ganz aufzumachen.
    Er drehte sich unruhig, wie man es im Schlaf tat, und schaffte es, den Kopf nach links zu drehen.
    Etwas oder jemand war dort. Er konnte es nicht deutlich sehen, doch da war ein riesiger, undeutlicher Umriss. Vielleicht ein Mann. Allerdings ein sehr großer Mann. Ein Mann in einer Rüstung. Einer alten Rüstung mit hohen Schulterklappen und einem Helm, der mit riesigen Flügeln verziert war.
    Irgendwie kam er Will bekannt vor. Er versuchte sich zu erinnern  – vergeblich. Er achtete darauf, weiter gleichmäßig zu atmen, und bereitete sich gleichzeitig darauf vor, aufzuspringen. Rechte Hand zum Sachsmesser. Während des Hochspringens würde er es aus der Scheide ziehen.
    Und dann stand er auch schon. Mit einer flinken, fließenden Bewegung sprang er auf die Füße und warf sich nach rechts, um einem möglichen Schlag mit einem Schwert oder einer Axt auszuweichen. Das Sachsmesser funkelte im Sternenlicht.
    Reißer und Abelard schnaubten beide überrascht. Kobold zerrte an seinem Seil und bäumte sich auf.
    Da war nichts. Niemand. Kein riesiger Krieger in altertümlicher Rüstung. Kein Feind, der angriffsbereit dastand, sondern nur die sternenerleuchtete Nacht und das leichte Rauschen des Windes, der durch das hohe Gras fuhr. Langsam entspannte sich Will und

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