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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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senkte die Spitze des Sachsmessers.
    Da fiel ihm ein, weshalb ihm der Umriss so bekannt vorgekommen
war. Er hatte ausgesehen wie der Krieger der Nacht, jenes furchteinflößende Trugbild, das Malcolm im Wald von Grimsdell geschaffen hatte.
    Hatte er den Krieger im Traum gesehen? War seine Fantasie mit ihm durchgegangen, angeregt von den Hügelgräbern und den Legenden?
    Kopfschüttelnd ging Will zu den Pferden. Sie waren unruhig. Kein Wunder, wenn Will so unvermittelt aufsprang und mit dem Messer herumfuchtelte. Sowohl Reißer als auch Abelard standen mit aufgestellten Ohren da. Kobold hatte sich wieder beruhigt, doch das Schlachtross war auch nicht so gut ausgebildet wie die Pferde der Waldläufer, auf jedes verdächtige Geräusch zu achten.
    Reißer ließ dieses vertraute tiefe Brummen hören, womit er Will auf mögliche Gefahren aufmerksam machen wollte. Will strich über seine Nase und sprach leise mit ihm.
    »Was ist los, mein Junge? Spürst du etwas?«
    Zweifellos war das der Fall. Aber woher diese Unruhe kam, konnte Will nicht beurteilen. Beide Ponys hatten keinen warnenden Ton von sich gegeben, als Will noch so getan hatte, als schliefe er. Allmählich beruhigte sich Wills Puls wieder, und der junge Waldläufer kam zu dem Schluss, dass da nichts gewesen war und seine Fantasie verrückt gespielt hatte. Jetzt kam er sich fast ein wenig albern vor.
    Er steckte das Sachsmesser zurück in die Scheide und legte den Gürtel wieder um. Dann hob er seinen Umhang auf, schüttelte ihn noch einmal aus, schlang den Köcher über seine Schulter und nahm den Bogen auf.
    »Fantasie hin oder her«, sagte er leise, »ich bleibe trotzdem keine Sekunde länger hier.«
    Er zog den Bauchgurt von Abelards Sattel fest und stieg auf. Mit Kobold am Führseil und Reißer, der neben ihm her lief, ritt er schnell fort.
    Hinter ihm, in der Dunkelheit, schlüpfte der uralte unsichtbare Schatten, der den Hügel bewohnte, zurück in seine Ruhestätte, zufrieden, dass dieser Ruhestörer weitergezogen war.

U nterdessen gingen am Lagerplatz die Stunden für Horace nur langsam vorbei. Die meiste Zeit lag Walt still da. Von Zeit zu Zeit wälzte er sich herum und murmelte irgendwelche Worte.
    Gelegentlich hörte der junge Ritter, wie er Wills Namen und einmal auch nach Horace rief. Aber die meiste Zeit schien Walts Geist woanders zu weilen, denn der alte Waldläufer raunte Namen und Orte, von denen Horace noch nie gehört hatte.
    Wenn Walt besonders unruhig wurde, eilte Horace zu ihm und kniete sich neben ihn. Er hatte einen Vorrat an Tüchern in einer Schüssel mit kaltem Wasser, weil Walt immer wieder unter Fieberanfällen litt. Das Fieber war zwar nie so heftig wie am ersten Tag, aber es war offensichtlich, dass er sich unwohl fühlte. Horace tupfte dann Walts Gesicht und seine Stirn mit den feuchten, kühlen Tüchern ab und summte dabei tröstend ein Lied. Diese Behandlung schien den Waldläufer zu beruhigen und nach ein paar Minuten fiel er dann meist in einen tiefen Schlaf.
    In unregelmäßigen Abständen wachte er auf und war völlig klar im Kopf. Bei diesen Gelegenheiten gab Horace ihm
ein wenig zu essen. Er hatte noch mehr von der Rinderbrühe zubereitet, etwas vom Rauchfleisch genommen und darin gekocht. Die Brühe war wohlschmeckend, und Horace hoffte, dass sie die Nährstoffe besaß, die Walt seiner Meinung nach brauchte. Aber jedes Mal, wenn Walt erwachte, wirkte er schwächer als zuvor. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein dünnes Krächzen.
    Einmal war er über eine Stunde lang wach und bei Bewusstsein, was Horace neue Hoffnung gab. Er nutzte die Zeit, um sich von Walt das Rezept für das einfache Fladenbrot sagen zu lassen und machte sich sofort an die Arbeit. Leider war Walt nicht mehr bei Bewusstsein, als das Brot fertig war. Traurig kaute Horace auf dem warmen Brot herum. Es war teigig und zu dick, aber er stellte sich einfach vor, dass es hervorragend schmeckte.
    Zwischendurch reinigte er seine Rüstung und schärfte seine Waffen. Sie waren bereits messerscharf, aber Rost bildete sich sehr schnell, wenn man nicht ständig darauf achtete. Und er übte mit dem Schwert einige Stunden lang sämtliche Schlagfolgen, bis sein Hemd schweißnass war. Aber er machte alles mit wachsamen Augen und Ohren und achtete auf jeden Laut des kranken Waldläufers, der nur wenige Schritte entfernt lag.
    Horace fragte sich, wie weit Will wohl inzwischen gekommen war. Hoffentlich würde er Malcolm im Grimsdellwald rasch aufspüren und ihn nicht

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