Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
wurde vom Feuer weggezogen und bekam überhaupt keine Luft. Schreien war zwecklos. Er spürte ein Knie im Rücken – denn Bacari verstärkte dadurch den Druck und brachte Horace aus dem Gleichgewicht, sodass er sich kaum wehren konnte.
Viel zu spät erkannte Horace, was los war. Er versuchte, seine Finger unter die Kordel zu schieben. Doch die saß bereits zu eng und zu fest, und es gab keine Möglichkeit, den entsetzlichen Druck zu lockern.
Sein Blick wanderte zu den drei schlafenden Gestalten am Lagerfeuer. Will war völlig erschöpft. Es bestand kaum die Chance, dass er wach wurde. Malcolm war an diese Art von Leben überhaupt nicht gewöhnt. Von ihm war also auch keine Hilfe zu erwarten. Und Walt kämpfte immer noch gegen das Gift an.
Selbst die Pferde waren zu weit weg, um irgendetwas zu bemerken. Sie hatten sich auf der Suche nach frischem Gras ein Stück vom Lager entfernt.
Horace versuchte zu rufen, doch er brachte nur ein leises Krächzen heraus. Sofort wurde die Schlinge um seinen Hals fester gezogen.
Horace war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Er hatte das Gefühl, als blicke er in einen langen Tunnel. Als spähte er durch ein rundes Loch, dessen Rand schwarz und undurchdringlich war. Seine Lungen schrien förmlich nach Luft. Er zerrte vergeblich an der Schlinge um seinen Hals, und viel zu spät dachte er daran, mit den Beinen auszuschlagen, um ein Geräusch zu machen. Selbst für diese kleine Bewegung war er schon zu schwach.
Entsetzt wurde ihm klar, dass er starb. Das Entsetzen war gemischt mit einer sinnlosen Wut darüber, dass es Bacari war, der ihn tötete. Unvorstellbar, dass dieser mörderische Schuft doch noch über ihn triumphieren sollte.
»Will!«
Der laute Ruf hallte durch den Hain. Bacari war so überrascht, dass er unwillkürlich die Schlinge um Horace’ Kehle lockerte. Horace schaffte einen kurzen Atemzug, bevor die Schlinge sich wieder zuzog. Wer hatte gerufen? Es war eine vertraute Stimme. Kurz bevor ihm schwarz vor den Augen wurde, erkannte er, wer es gewesen war.
Walt!
Jahrelange Wachsamkeit und Erfahrung hatten bei Walt in diesem Moment etwas ausgelöst. Etwas hatte ihn alarmiert. Irgendein kleines Geräusch vielleicht. Oder vielleicht war es etwas, was gar nicht genau zu benennen war – eine Art
sechster Sinn bei Gefahr, der ihn warnte, dass etwas nicht in Ordnung war.
Er hatte sich auf einen Ellbogen hochgestemmt und verschwommen die beiden Gestalten gesehen, die außerhalb des Feuerscheins kämpften. Er hatte aufstehen wollen, dann jedoch gemerkt, dass er zu schwach war, um zu helfen. Deshalb hatte er seine ganze verbliebene Kraft in den lauten Schrei gelegt.
Jetzt sank er geschwächt wieder auf sein Lager zurück.
Und auch bei Will machte sich seine langjährige Ausbildung bezahlt. So erschöpft und ausgelaugt er auch war, und obwohl er sich in festem Tiefschlaf befand, hörte er dennoch Walts Ruf. Und noch bevor Will richtig wach war, rollte er sich bereits aus der Decke, sprang auf die Füße und zog das Sachsmesser aus der Scheide.
Bacari löste den Griff um die Kordel, stieß den leblosen Horace zur Seite und griff dabei nach dessen breitem Dolch.
Mit ausgestreckter Waffe ging er auf Will zu. Blitzschnell schätzte er die Lage ab. Malcolm stellte keine Gefahr dar. Bis jetzt hatte der Heiler sich nicht ein einziges Mal bewegt. Horace war tot oder bewusstlos – so oder so konnte er nicht in diesen Kampf eingreifen.
Er musste also lediglich mit Will fertigwerden, der sich ihm mit seinem großen Messer in den Weg stellte. Der Genovese lächelte. Er war ein geübter Messerkämpfer. Wills Waffe war zwar etwas länger, doch der Söldner konnte aus seiner Haltung erkennen, dass Will im Messerkampf nicht ganz so bewandert war wie er selbst.
Will sah die Selbstsicherheit in Bacaris Augen und ihm wurde klar, dass er einem Experten gegenüberstand. Wahrscheinlich
hatte der Genovese genauso viel Erfahrung im Messerkampf wie Will mit seinem Langbogen.
Er konnte diesen Gedankengang nicht fortsetzen, da Bacari plötzlich blitzschnell vorsprang und einen Angriff von oben vortäuschte. Als Will den Stoß parieren wollte, wechselte er das Messer in die andere Hand und stieß von unten zu. Will konnte gerade noch zurückspringen und kam mit einem Riss im Umhang und einem Kratzer in der Haut davon.
Will spürte das warme Blut über seine Rippen laufen. Seine Reaktionsschnelligkeit hatte ihn diesmal gerettet. Gerade noch.
Aber mit dem Handwechsel hatte der
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