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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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hatte.
    »Wisch bitte das Blut weg, Will.«
    Will kniete sich neben ihn hin. Sobald die Wunde gesäubert war, steckte Malcolm schnell ein sehr dünnes Röhrchen in die aufgeschnittene Vene. Das Röhrchen hatte ein glockenförmiges Ende, und dorthinein goss er jetzt etwas von der gelblichen Flüssigkeit. Alle sahen zu, wie sie hineinlief, bis das Röhrchen gefüllt war.
    Malcolm hielt das Röhrchen senkrecht, beugte sich vor
und blies ganz leicht in die glockenförmige Öffnung, um das Gegenmittel in die Venen zu befördern. Danach zog er das Röhrchen heraus, legte ein Stück Leinen über die Wunde und verband den Arm.
    Bacaris Schultern sackten nach unten. »Danke. Vielen Dank«, sagte er erleichtert zu Malcolm.
    »Ich habe es nicht deinetwegen getan«, erwiderte der Heiler, »sondern weil ich nicht tatenlos dabeistehen und zusehen kann, wie ein Mensch stirbt.« Er blickte zu Will. »Du kannst den Kerl jetzt wieder fesseln, wenn du möchtest.«
    »Das übernehme ich«, sagte Horace. Er hob die Daumenfesseln auf, die Will fallen gelassen hatte. »Hilf du lieber Malcolm.«
    Malcolm wollte schon einwenden, dass er keine Hilfe bräuchte, aber dann bemerkte er Wills sorgenvollen Blick und wusste, der junge Mann würde sich besser fühlen, wenn er etwas dazu beitragen könnte, Walts Genesung zu beschleunigen. Also nickte er zustimmend.
    »Gute Idee. Nimm meine Medizintasche, ja?«
    Malcolm kniete sich neben Walt und säuberte das dünne Röhrchen in einer farblosen, scharf riechenden Flüssigkeit, die er aus seiner Medizintasche nahm. Dann holte er Walts Arm unter der Decke hervor, löste den Verband und legte die kleine Wunde frei. Er benutzte noch mehr von der Flüssigkeit, um das Messerchen zu säubern, dann machte er sich daran, Walt das Gegenmittel zu verabreichen. Während der Prozedur gab der Waldläufer keinen Laut von sich, nicht einmal, als Malcolm mit dem Messer in seinen Arm schnitt. Will fiel auf, dass der Heiler eine höhere Dosis verwendete als bei Bacari.
    »Das Gift war viel länger in seinem Blutkreislauf«, erklärte Malcolm. »Entsprechend mehr Gegenmittel ist nötig.« Als Malcolm fertig war, bandagierte er Walts Arm. »In ein paar Stunden wird es ihm schon besser gehen«, sagte er. »Jetzt muss ich ihm nur noch etwas geben, das ihn aus seinem Tiefschlaf holt. Je schneller sein Kreislauf arbeitet, desto schneller wirkt das Gegenmittel.«
    Er bereitete eine weitere Medizin und tröpfelte etwas davon zwischen Walts Lippen. Als die Flüssigkeit in seine Kehle floss, schluckte Walt automatisch, und Malcolm nickte zufrieden. Er säuberte seine Instrumente und erhob sich mit einem leisen Stöhnen.
    »Ich werde zu alt für diese Freiluftabenteuer«, sagte er. »Ich brauche einen bequemen Lehnstuhl am Lagerfeuer.«
    Will kniete immer noch neben Walt und ließ seinen bärtigen alten Freund nicht aus den Augen. Er suchte gespannt nach irgendeinem Anzeichen der Genesung. Malcolm berührte ihn sanft an der Schulter.
    »Komm jetzt, Will«, sagte er. »Es wird ein paar Stunden dauern, bevor sich eine Besserung bemerkbar macht. Jetzt brauchst du erst mal selbst etwas zu essen und Ruhe. Du willst doch nicht, dass Walt sich erholt, nur um festzustellen, dass du zusammengebrochen bist.«
    Zögernd stand Will auf und folgte Malcolm. Jetzt, wo der Heiler es erwähnte, merkte er erst, dass er einen Bärenhunger hatte. Und dass er hundemüde war. Bei seiner Ausbildung zum Waldläufer hatte er gelernt, dass es immer klug war, sich auszuruhen und sich zu erholen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot.
    Es gab nur noch eines, was zu tun war.
    »Malcolm«, rief er, und der schmächtige Heiler drehte sich fragend um.
    »Danke. Vielen, vielen Dank!«
    Malcolm lächelte.
    »Das ist meine Beruf«, sagte er einfach.

Bacari handelte kurz vor Morgengrauen.
    E r wusste, um diese Zeit war der menschliche Geist am trägsten, ein Wachposten war am müdesten und seine Aufmerksamkeit war am Tiefpunkt angelangt. Das erste Anzeichen von Grau am östlichen Himmel, die nahende Morgendämmerung, die das Ende der nächtlichen Stunden ankündigte, vermittelte ein falsches Gefühl von Sicherheit. Wenn das Licht sich ankündigte, waren die Stunden der Gefahr vorüber. So funktionierte der Verstand der Menschen  – und das galt selbst für geübte Krieger, wie jenen großen, breitschultrigen jungen Mann, der jetzt Wache hielt.
    Der Söldner hatte aufmerksam zugehört, als Malcolm und Horace die Sicherheitsmaßnahmen für die Nacht besprochen

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