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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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auch sie ein wenig geistesabwesend. Sie zeigte ihm seine Kammer im Turm. Boden und Wände waren aus Stein, die Decke aus Holz. Das schmale Fenster war mit einem Rahmen versehen, in den durchsichtige Haut gespannt war, durch die ein mattes Licht hereinfiel. Gegen Stürme sollte ein hölzerner Fensterladen Schutz bieten. Ein kleiner Kamin wärmte den Raum und in einer mit einem Vorhang abgetrennten Nische stand ein Bett. Holzstühle und ein kleiner Teppich sorgten für etwas Gemütlichkeit. An der dem Bett gegenüberliegenden Seite stand ein kleiner
Tisch mit einer Waschschüssel. Will ging durch den Kopf, dass es wohl gar nicht so einfach war, passende Möblierung zu finden, wenn der größte Teil der Wände halbrund war.
    Mistress Barry blickte auf den Instrumentenkasten, den er jetzt abstellte. »Ihr spielt wohl die Laute?«
    »Es ist eine Mandola, um genau zu sein«, antwortete er. »Eine Laute hat zehn …«
    »Wie auch immer«, unterbrach sie ihn geschäftig. »Ich nehme an, Ihr spielt heute Abend?«
    »Warum nicht«, antwortete er. »Wäre es nicht gut, an einem solch kalten Winterabend für etwas Musik und Lachen zu sorgen?«
    »Hier werdet ihr nicht viel Lachen zu hören bekommen«, erwiderte sie säuerlich. »Obwohl ich sagen muss, gegen etwas Musik hätte ich nichts einzuwenden.« Sie ging zur Tür. »Wenn Ihr irgendetwas braucht, wendet Euch an eines der Dienstmädchen. Und behaltet Eure Hände bei Euch. Ich weiß, wie Gaukler sein können«, fügte sie hinzu.
    Dann hast du wohl ein langes Gedächtnis, dachte Will, als sie das Zimmer verließ. Bestimmt waren schon einige Jahre vergangen, seit ein Gaukler sich zum letzten Mal entschlossen hatte, dieses abgelegene Tal zu besuchen. Mit einem Grinsen blickte er zur Hündin, die neben dem Kamin lag und ihn aufmerksam beobachtete. »Was für ein freundlicher Ort, nicht wahr?«, sagte er zu ihr, und sie klopfte ein paarmal mit dem Schwanz.
     
    Das Abendessen im Speisesaal der Burg in Anwesenheit von Lord Syrons Sohn Orman war eine trübselige Angelegenheit.
    Er war ein Mann mittlerer Größe, vielleicht dreißig Jahre alt, obwohl sein fliehender Haaransatz ihn womöglich älter erscheinen ließ, als er war. Er war gekleidet in die dunkelgraue Robe eines Gelehrten und seine Laune schien der Farbe seiner Kleidung zu entsprechen. Seine Haut war fahl, wie bei einem Mann, der den größten Teil seiner Zeit drinnen verbringt. Insgesamt war er ganz und gar nicht die Art von Mann, die Zuversicht ausstrahlte, schon gar nicht in einer Gemeinschaft wie Macindaw, die in Angst und Ungewissheit lebte.
    Er ging überhaupt nicht auf Wills Anwesenheit ein, als er seinen Platz am Kopf der Tafel einnahm. Wie üblich waren die Tische in T-Form angeordnet, Lord Orman und sein Gefolge, einschließlich Agramond, saßen quer zum langen Tisch. Will fiel auf, dass es dort einige leere Plätze gab.
    Die übrigen Personen saßen am Längstisch, in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Als Waldläufer säße er normalerweise am Haupttisch, und Will musste sich zurückhalten, um nicht dorthin zu gehen. Mistress Barry, die das Auftragen beaufsichtigte, zeigte ihm seinen Platz am Tisch zwischen einigen Handwerkern und deren Frauen. Niemand sprach mit ihm. Andererseits sprachen sie auch nicht miteinander, abgesehen von einem gelegentlichen leisen Bitten um das Weiterreichen von Schüsseln.
    Nicht zum ersten Mal verfluchte Will insgeheim die
Bardenkleidung mit ihren weiten Ärmeln. Immer wieder schaffte er es, die Ärmel in das Fett oder die Soße einer vorbeigereichten Schüssel zu tunken.
    Die Qualität der servierten Gerichte passte zur düsteren Atmosphäre. Ein einfacher Lammeintopf, dann ein ziemlich zäher Wildbraten und dazu gekochtes Gemüse, das schon zu lange im Keller gelagert hatte. Der Wein war sauer. Das hinderte Wills Tischgenossen allerdings nicht daran, sich nachschenken zu lassen, wann immer das Dienstmädchen mit dem Weinkrug in der Nähe war. Es schien die einzige Gelegenheit, bei der etwas Leben am Tisch einkehrte.
    Ohne jegliche Unterhaltung oder Ablenkung war das Mahl bald beendet. Im Anschluss daran verließ Agramond seinen Platz und sprach leise in Ormans Ohr. Der derzeitige Herr der Burg hörte ihn an, verzog das Gesicht und blickte dann den Tisch entlang, bis er Will entdeckte.
    »Ich höre eben, wir haben das Vergnügen, einen Gaukler bei uns zu haben«, verkündete er.
    Wenn es ihm ein Vergnügen war, so konnte man es aus seinem Ton gewiss nicht heraushören. Es klang

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