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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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würde er bestimmt nicht den Fehler begehen, stattdessen »Graubart Walt« zu singen. Walt war
schließlich ein Name, der im ganzen Königreich bekannt war, und es wäre ganz und gar nicht gut, wenn seine Zuhörer vermuteten, er hätte eine Verbindung zu dem legendären Waldläufer.
    Es war schon erstaunlich, welchen Unterschied eine kleine Gruppe von begeisterten Zuhörern machen konnte. Auf einmal spielte Will sicher und flüssig. Keren und seine Freunde stampften dazu im Takt mit den Füßen, klatschten oder sangen mit – und nach und nach schlossen sich auch andere an.
    Orman natürlich nicht. Als der Applaus für Der alte Joe verstummte, hörte Will das Geräusch eines Stuhls, der zurückgeschoben wird. Er blickte hoch und sah, wie der Hausherr mit missmutiger Miene durch eine Seitentür hinausging.
    »Na, das hebt doch die Stimmung gewaltig!«, sagte Keren fröhlich. Will war sich nicht sicher, ob er sich auf das Lied oder auf das Hinausgehen seines Vetters bezog. »Wir wollen noch mehr hören, oder?«
    Er sah sich am Tisch um. Im ersten Moment rührte sich niemand. Keren beugte sich vor. Sein Lächeln wurde breiter und er sprach etwas lauter: »Ich sagte: Wir wollen noch mehr hören, oder?«
    Eifrig stimmten ihm nun alle zu. Will war von diesem plötzlichen Überschwang verblüfft. Keren schien bei seinen Leuten äußerst beliebt zu sein. Was immer er auch vorschlug, sie folgten ihm bereitwillig. Will beklagte sich gewiss nicht darüber. Nach Ormans geringschätzigen Bemerkungen war es nett, eine wohlmeinende Zuhörerschaft zu haben.
    Er grinste in die Runde und dehnte noch einmal seine Finger. Der Abend verlief besser als erwartet. Viel besser.
     
    Er sang und spielte noch etwa eineinhalb Stunden. Dann verabschiedeten sich die Ersten, um zu Bett zu gehen. Will packte zufrieden seine Mandola weg und wollte sich ebenfalls zurückziehen, als Keren ihn zurückhielt. Das fröhliche Grinsen war verschwunden, und sein Blick war ernst, als er Will am Arm packte.
    »Freut mich wirklich, Euch bei uns zu haben, Will Barton«, sagte er mit leiser Stimme. »Die Leute hier brauchen ein wenig Ablenkung und Erbauung. Und das bekommen sie von meinem sauertöpfischen Vetter gewiss nicht. Lasst mich wissen, wenn es irgendetwas gibt, was Ihr braucht, während Ihr bei uns seid.«
    »Danke, Sir Keren«, begann Will und handelte sich mit dieser Anrede einen festen Druck am Arm und die Ermahnung zu weniger Förmlichkeit ein. »Keren, alsdann. Ich tue sehr gern, was immer ich kann, um die Stimmung der Leute zu heben.«
    Keren lächelte. »Davon bin ich überzeugt. Und vergesst nicht, wenn Ihr irgendetwas benötigt, fragt einfach.«
    Damit wünschte er eine gute Nacht und ging mit seiner Gefolgschaft davon.
    Will überkam plötzlich die Erschöpfung, die alle Künstler nach einer Vorstellung befällt. Langsam ging er die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Die Hündin begrüßte ihn mit einem fragenden Blick und dem üblichen Schwanzklopfen.
    »War gar nicht mal so übel«, erzählte er ihr. »Gar nicht so übel. Morgen darfst du mit.«
    Die Hündin senkte die Nase, wendete den Blick jedoch nicht von ihrem Herrn. Dieser Blick enthielt eine unmissverständliche Botschaft.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fragte er. »Du kannst sicher noch bis morgen früh warten, nicht wahr?«
    Ihr Blick war unnachgiebig. Will seufzte leise, steckte seinen Sachs ein und legte den schwarz-weißen Umhang um seine Schultern.
    »Also gut«, sagte er. »Gehen wir.«
    Die Hündin tappte gehorsam hinter ihm die Treppe hinunter und hinaus in den Hof. Es war eine eiskalte, klare Nacht. Die Sterne funkelten am Himmel und ein Halbmond hing tief im Osten.
    Von der frostigen Luft wieder munter geworden, atmete Will tief ein, während er sich im Hof umblickte. Sterne und Mond warfen klar abgezirkelte Schatten, und ihm kam der Gedanke, dass er sich genauso gut jetzt gleich in der Gegend umsehen konnte.
    Der dünne Pulverschnee auf dem Pflaster knirschte unter seinen Stiefeln, als er zum Tor marschierte. Einer der Wachposten hielt ihn an, als er an ihm vorbei zur kleinen Tür im Tor gehen wollte.
    »Wohin wollt Ihr denn, Musikant?«, fragte er weder freundlich noch unfreundlich.
    Will zuckte mit den Schultern. »Konnte noch nicht schlafen«, sagte er und deutete auf die Hündin. »Und sie wollte sowieso noch raus.«
    Der Wachposten schüttelte den Kopf. »Dies ist kein
guter Ort, um nachts noch spazieren zu gehen, Musikant. Aber wenn Ihr schon gehen wollt, dann

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